FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
102 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Kosten oder Erträge resultieren bei Wäh- rungsabsicherungen immer aus der Differenz zwischen den Zinsstrukturkurven der entspre- chenden Währungsräume – im genannten Beispiel also aus der Zinsstrukturkurve für US-Staatsanleihen und der für Bundesanlei- hen. „Schaut man sich die Kurven an, so zeigt sich natürlich, dass der Zins für einen US- Bond mit einer Laufzeit von drei Monaten über dem für die entsprechende Bundesan- leihe liegt“, sagt Guseck. Der in einem Drei- Monats-Forward fixierte höhere Dollar- oder niedrigere Euro-Verkaufskurs gleicht genau diesen Spread aus. Der Grund: Nur so kann Arbitrage-Freiheit gewährleistet werden. „Wäre es anders, dann könnte beispielswei- se ein Euro-Anleger 100 Euro zu einem Kurs von 1 zu 1,10 in Dollar tauschen und die 110 Dollar in eine einjährige US-Staatsanleihe in- vestieren“, erklärt Guseck. Bringt ihm diese inen Zins von 0,7 Prozent, so erhält er nach einem Jahr knapp 111 Dollar. Könnte er sich über einen Forward mit einer Laufzeit von ei- nem Jahr den Wechselkurs sichern, zu dem er getauscht hat, so würde er einen US-Dollar- Arbitrage-Ertrag erzielen. „Wäre das möglich, würden Arbitrageure solche Geschäfte in gro- ßer Menge abschließen“, sagt Guseck. Durch diese Transaktion wird der Markt weider ins Gleichgewicht gebracht, sodass keine dauer- hafte Arbitrage möglich ist. Die Forward-Kur- se spiegeln das entsprechend wieder. Und wie funktioniert das Ganze nun auf Fondsebene? „Das ist eigentlich ganz ein- fach“, sagt Experte Guseck. Legt etwa eine Fondsgesellschaft eine gehedgte Euro- Tranche eines auf US-Dollar lautenden Fonds auf, so muss der komplette Gegenwert der Anteilsklasse abgesichert werden. „Angenom- men, die Euro-hedged-Klasse ist elf Millionen US-Dollar groß, dann verkauft die Gesell- schaft diese elf Millionen über einen Forward auf Termin und erhält dafür etwa zehn Mil- lionen Euro“, sagt Guseck. So ist der Wäh- rungskurs bis zum Laufzeitende des Forwards gesichert. Danach wird der Kontrakt regelmä- ßig prolongiert. Damit die Hedging-Kosten möglichst nied- rig gehalten werden, schließen viele Gesell- schaften immer wieder Forwards mit einer Laufzeit von in der Regel drei Monaten ab. Eine Absicherung über länger laufende For- wards wäre deutlich teurer, da sich der Spread zwischen der US-Zinsstrukturkurve und der für Bundesanleihen mit zunehmender Laufzeit ausweitet. Kurzlaufende Kontrakte bergen zwar das Risiko, dass die Konditionen für ei- nen neuen Kontrakt ungünstiger sind. In der momentanen Marktsituation erscheint das aber eher unwahrscheinlich. „Zudem ändert sich auch täglich der Wert einzelner Positio- nen im Fonds oder es kommt zu Mittelbewe- gungen, sodass es eventuell notwendig ist, den Währungshedge anzupassen“, gibt Guseck zu bedenken. Daher ist es gut, wenn Kontrakte schnell angepasst werden können. Etwas weniger Rendite Zu den reinen Kosten für den Forward kommt dann noch die Marge hinzu, die eine Bank erzielen will. Auch eine Buchungsge- bühr verteuert den Hedge. „Wenn es um Mil- lionenbeträge geht, sind diese Kosten aller- dings zu vernachlässigen“, sagt Guseck. Am teuersten ist der Devisenterminkontrakt auf- grund der Zinsdifferenz aktuell selbst. Was das für Anleger bedeutet, die in die ge- hedgte Euro-Tranche eines auf US-Dollar lau- tenden Originalfonds investieren, ist klar: So- lange die US-Zinsstrukturkurve über der für Bundesanleihen liegt, entwickelt sich diese Anteilsklasse fast identisch zum originären US-Fonds, erzielt wegen der Hedging-Kosten jedoch etwas weniger Rendite. Das müssen Anlageberater beachten, wenn sie ihren Kun- den kein X für ein U vormachen wollen. Und auch kein H für ein H2. ANDREA MARTENS | FP markt & strategie I währungsabsicherung Foto: © Jens Braune Ansgar Guseck, Sauren Fonds-Research: „Im Grunde ist Währungshedging auf Fondsebene ganz einfach.“ Let’s hedge: Währungsabsicherung in Kürze Verwirrende Bezeichnungen: In den Performance- listen großer Analysehäuser wie Morningstar, Lipper oder Feri finden sich oft sehr viele Anteilsklassen ein- und des- selben Fonds. Hinter manchen Varianten sind Abkürzun- gen oder zusätzliche Bezeichnungen wie H, H1, H2, EUR hedged oder NAV hedged angegeben. Die Begriffe sollten nie übersehen werden. Sie zeigen an, dass es sich um Tranchen handelt, die nicht in der Basiswährung des Originalfonds notieren und gegen Währungsrisiken ab- gesichert sind. Das ist gemeint: Für währungsgesicherte Anteilsklas- sen gibt es keine standardisierten Bezeichnungen, jede Fondsgesellschaft verwendet ihre eigenen. Umso wichtiger ist es, die gängigen Kennungen einordnen zu können. H oder hedged gibt an, dass eine Tranche währungsgesi- chert ist. EUR hedged zeigt sofort, dass die Tranche auf Euro notiert und gegenüber der Basiswährung abgesichert ist. NAV hedged signalisiert, dass der Nettoinventarwert des Fonds gegen Währungsrisiken gehedgt ist. H1 be- deutet bei manchen Fondsgesellschaften, etwa Franklin Templeton, genau dasselbe. H2 heißt meist, dass nur die größten Fremdwährungspositionen im Portfolio gegenüber der Basiswährung abgesichert sind. Und: Zuweilen sind auch Tranchen gehedgt, die keinen dieser Zusätze im Namen tragen. Dann ist es wichtig, im Prospekt zu über- prüfen, ob es sich um eine währungsgesicherte Anteils- klasse handelt oder nicht. Haftungsrisiken: Tranchen eines Fonds, die nicht auf die Basiswährung lauten und auch nicht gehedgt sind, können eine ganz andere Wertentwicklung aufweisen als die entsprechende gesicherte Variante. Solange sie durch Währungsgewinne zusätzliche Erträge erzielen, ist das kein Problem. Machen sie aber Verluste, haftet möglicherweise der Berater, wenn er den Anleger zuvor nicht über das Währungsrisiko aufgeklärt hatte. So läuft der Hedge: Das Hedging von Währungen ge- schieht mit Forwards oder Futures, also über Devisen- terminkontrakte. Dabei wird eine Währung zu einem heute schon fixierten Kurs an einem bestimmten Datum in der Zukunft verkauft. Dadurch entstehen Kosten oder Erträge, der Währungskurs ist bis zum festgelegten Verkaufstermin aber gesichert. Die Laufzeit von Forwards oder Futures richtet sich nach den Laufzeiten von Staatsanleihen. So gibt es etwa Kontrakte über einen Monat, über drei oder sechs Monate und solche, die deutlich länger laufen. Die Kosten: Die Kosten für einen Forward oder einen Future bemessen sich zum größten Teil aus der Differenz zwischen den Zinsstrukturkurven der entsprechenden Währungsräume. Soll etwa der US-Dollar für drei Monate in Euro abgesichert werden, so wäre der Preis für den Forward die Differenz aus dem Zins der dreimonatigen Bundesanleihe und der entsprechenden US-Staatsanleihe. Soll hingegen der Euro für drei Monate in US-Dollar ab- gesichert werden, würde die Zinsdifferenz einen Hedging- Ertrag abwerfen. In beiden Fällen berechnet die Bank eine eher geringe Marge und eine Buchungsgebühr.
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=