FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
106 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 toren abzeichnete, begann die Deutsche AM, Anteilsklassen für diese Anlegergruppe vor- zubereiten, diese kamen jedoch nicht für alle Investoren rechtzeitig. „So kommt es, dass unter anderem viel Geld von globalen Pen- sionsfonds in die Anteilsklasse für Retailin- vestoren geflossen ist. Sonst hätten wir diese Mittel schon vorher in institutionelle Tranchen lenken können“, sagte Haas. „Das ist uns im Fall des DWS Aktien Strategie Deutschland leider nicht geglückt.“ Unabhängig vom aktuellen Beispiel arbeitet die Deutsche AM seit einigen Monaten daran, für jede Investmentstrategie eine maximale Kapazität festzulegen. „Nähern wir uns künf- tig einer kritischen Volumengrenze, werden wir zunächst in den institutionellen Anteils- klassen kein neues Geld mehr annehmen, um die Nachfrage aus dem Retailsegment und insbesondere die Sparpläne weiterhin bedie- nen zu können“, so Haas. Fast jeder zweite Fonds dicht David Gaschik, Deutschlandchef von First State, weiß, wie es sich für einen Vertriebs- profi anfühlt, wenn gleich mehrere der besten Fonds kein frisches Geld mehr annehmen. In Deutschland sind 19 Fonds des Anbieters zum Vertrieb zugelassen – und neun von ihnen sind „soft closed“. Die meisten davon werden vom Stewart-Investors-Team gemanagt, das vom schottischen Edinburgh aus vor allem Schwellenländerfonds steuert. „Die Portfolio- manager von Stewart Investors genießen in- nerhalb von First State eine große Unabhän- gigkeit. Das Team kann autark entscheiden, wann ein Fonds kein neues Geld mehr an- nimmt“, sagt Gaschik. Dabei haben seine Kollegen nicht nur das Volumen des einzelnen Fonds im Blick, sondern all ihre Mandate, in denen zum Teil die gleichen Aktien liegen. So kommt es, dass auch Fonds geschlossen sind, in denen nur wenige hundert Millio- nen Euro investiert sind. Kleinere Zuflüsse aus bestehenden Spar- plänen sind weiterhin möglich, größere Neuanlagen aber nicht. „Unser Ziel ist es, den Fondsmanager nicht in Handlungsnot zu bringen. Er soll nicht gezwungen sein, zu investieren, ohne ein attraktives Anla- geziel vor Augen zu haben.“ Um neue Gel- der möglichst von den betroffenen Fonds fernzuhalten, erhebt First State in diesen Fällen vier Prozent Ausgabeaufschlag. „Dieses Agio würde nicht unserem Unter- nehmen zufließen, sondern dem Fondsver- mögen“, betont Gaschik. Ähnlich steuert Axxion das Volumen des Nebenwertefonds Squad Capital – Squad Va- lue, der von Discover Capital aus Augsburg beraten wird. Mitte Februar wurde die zuvor geschlossene Anteilsklasse B wieder geöffnet. Sobald die Obergrenze an ausstehenden Anteilsscheinen, die Discover Capital bei 700.000 angesetzt hat, erreicht ist, werden neue Anteile nur noch mit fünf Prozent Agio ausgegeben. In einer Mitteilung der Gesell- schaft heißt es, Einzelpositionen und das Ge- samtvolumen sollten „nicht zu groß werden, um flexibel zu bleiben und mit Investitionen in kleinere Unternehmen keine Börsenkurse zu beeinflussen“. Und das, obwohl der Fonds Ende Februar gerade mal 172 Millionen Euro auf die Waage brachte. Da sind die Manager des Morgan Stanley Global Brands Fund ganz andere Summen gewohnt: Zeitweise verwaltete das Team in der entsprechenden Strategie über verschiede- ne Mandate hinweg mehr als 17 Milliarden US-Dollar. Der Fonds, der sich auf Weltkon- zerne mit starken Marken konzentriert, wurde im Oktober 2012 für frisches Geld geschlos- sen, um den erprobten Investmentansatz nicht aufgeben zu müssen. Danach zogen einige Großanleger ihr Geld ab, darunter Dachfondsmanager, die es nicht gern sehen, wenn sie in einen ihrer Zielfonds nicht mehr investieren können. Außerdem ist die Kapazität der Strategie mit dem Börsen- boom der vergangenen Jahre gestiegen. Daher nimmt der Fonds seit Oktober 2015 wieder frisches Geld an. Über alle Mandate hinweg liegen derzeit rund 11,5 Milliarden Dollar in der Strategie. „Es gab viel Interesse von Investoren am Global Brands Fund, seit er wieder geöffnet wurde“, sagt Thomas Döring, Executive Director bei Morgan Stanley In- vestment Management in Frankfurt. Nebenwerte im Mega-Fonds Ob die Entscheidung eines Investmenthau- ses, das Fondsvolumen zu deckeln, richtig war, lässt sich im Nachhinein nicht feststellen. Vielleicht wäre die Strategie ja auch ohne eine solche Beschränkung weiterhin aufgegangen. Genauso wenig lässt sich eindeutig sagen, ob das schlechte Abschneiden einst sehr guter Fonds am zu großen Volumen lag. Dieser Ver- dacht liegt beim M&G Global Dividend Fund auf der Hand, greift aber zu kurz – zumindest wenn man den Argumenten des Fondsmana- gers Stuart Rhodes Glauben schenkt. Rhodes ließ seine Wettbewerber seit Aufla- ge des Fonds im Sommer 2008 teilweise um Längen hinter sich. In vier der fünf Kalender- jahre von 2009 bis 2013 gehörte er zum bes- ten Fünftel seiner Morningstar-Vergleichsgrup- pe global investierender Dividendenfonds. Die Millionen strömten herein, von Anfang 2012 bis Ende 2013 schwoll das Portfolio von zwei auf neun Milliarden Euro an. Trotz des wachsenden Portfolios blieb Rhodes manchem liebgewonnenen Neben- wert treu. Einer davon ist die Methanex- Aktie, die seit Auflage im Fonds liegt. Der Titel des kanadischen Methanolherstellers machte zuletzt 5,5 Prozent des Fonds aus und war damit die zweitgrößte Position im Portfolio. Das allein ist unverdächtig, aber weil Rhodes’ Fonds so groß ist, gehören ihm inzwischen stolze 19,5 Prozent aller Methanex-Aktien. Diese Größenordnung erinnert manchen Branchenkenner eher an ein Private-Equity-Investment als an einen markt & strategie I fondsvolumen Foto: © M&G Investments Stuart Rhodes, M&G Investments: „Ich war mit Blick auf die Gesamtgröße des Fonds nie besorgt.“ M&G Global Dividend Stuart Rhodes’ Fonds zog dank guter Performance viel Geld an. 2015 hatte er jedoch kein glückliches Händchen. Quelle: Bloomberg 2013 2012 2014 2015 ’16 10 12 14 22 24 16 18 8 20 2 0 4 6 8 Mrd. Euro Euro M&G Global Dividend Fund Fondspreis in Euro Fondsvolumen in Mrd. Euro 2011 2010 2009 ’08
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