FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
108 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Publikumsfonds, der treuhänderisch über das Angesparte von Kleinanlegern wacht. Ein ähnlich großer Aktionär ist der M&G- Fonds auch bei Gibson Energy, einem Unter- nehmen aus Calgary, das Pipelines und La- gerstätten für Nordamerikas Öl- und Gasin- dustrie betreibt. Die Aktie litt, genau wie das Papier von Methanex, enorm unter dem Öl- preisverfall – und zog Rhodes’ Fonds nach unten. 2014 blieb der M&G Global Dividend fünf Prozentpunkte hinter dem Wettbewerb zurück, 2015 sogar gut zehn Prozentpunkte. Morningstar zufolge schnitten im vergange- nen Jahr nur fünf Prozent aller global inves- tierenden Dividendenfonds noch schlechter ab als Rhodes’ Portfolio. Die Anleger stimmten mit den Füßen ab: Allein in den sechs Mona- ten bis Ende September 2015 zogen sie netto 1,3 Milliarden Pfund aus dem Fonds ab, geht aus dem Geschäftsbericht hervor. Da liegt die Frage auf der Hand, ob Rhodes in Nebenwerten wie Methanex und Gibson Energy gefangen war, die Titel also nicht abstoßen konnte, weil er sich damit selbst den Kurs zerstört hätte. Wäre es daher rück- blickend nicht besser gewesen, den Fonds für neues Geld zu schließen? Rhodes verneint das. „Ich war mit Blick auf die Gesamtgröße des Fonds nie besorgt“, sagt er. „Es wäre erst bei 14 oder 15 Milliarden britischen Pfund schwierig geworden, unseren erprobten Investmentansatz aufrecht zu erhal- ten. In der Spitze verwaltete der Fonds jedoch nur neun Milliarden Pfund.“ Die Fragen nach der womöglich mangelnden Liquidität einiger Fondspositionen kennt Rhodes, er hält sie aber für nicht gerechtfertigt. Selbst Methanex bereite ihm keine Bauchschmerzen. „Im Durchschnitt werden jeden Tag deutlich mehr als eine Million Methanex-Aktien gehandelt. Damit ist dieser Titel deutlich liquider als vie- le bekannte Aktien an europäischen Bör- sen. Wir hatten niemals Probleme, diese oder andere Aktien unseres Portfolios zu handeln.“ Eine vergleichsweise geringe Marktkapitalisierung sei für ihn kein Grund, einen Titel zu meiden. „Viel wich- tiger als der Börsenwert ist die Frage, wie liquide der Handel in einer Aktie ist. Da- rauf legen wir sehr großen Wert.“ Vom Potenzial überzeugt Dass der Fonds bei einigen Firmen der größte Aktionär ist, sei die Ausnahme. „Fast die Hälfte des Fonds liegt in Unter- nehmen, an denen M&G weniger als ein Prozent der ausstehenden Aktien hält“, sagt er. Das große Engagement bei Methanex habe einen einfachen Grund: „Unserer Meinung nach gibt es in diesem Sektor keinen ähnlich attraktiven Wert. Die Aktie wurde völlig un- gerechtfertigt vom Ölpreisverfall abgestraft. Kein anderes Unternehmen bietet ein ver- gleichbares Aufwärtspotenzial, ohne den wesentlichen Risiken des Ölsektors ausgesetzt zu sein.“ Rhodes’ Arbeitgeber erlaubt seinen Fondsmanagern, höchstens 20 Prozent der Aktien eines Unternehmens zu halten. Gäbe es diese Grenze nicht, würde Rhodes viel- leicht noch mehr Geld in den Methanolexper- ten aus Vancouver stecken, so überzeugt ist er von dessen Potenzial. Womöglich geht Rhodes’ Rechnung tat- sächlich auf: Im Februar erholten sich die Me- thanex-Aktie und andere Titel aus dem Port- folio kräftig. In den ersten zwei Monaten die- ses Jahres gehörte der M&G Global Dividend wieder zu den besten zehn Prozent der Ver- gleichsgruppe, ein guter Teil der Underperfor- mance aus dem Vorjahr ist bereits aufgeholt. Großaktionär in Kuala Lumpur Eine ähnliche Geschichte lässt sich über den Aberdeen Asian Smaller Companies Fund erzählen. Der Fonds lief jahrelang hervor- ragend und brachte 2013 zeitweise mehr als fünf Milliarden Dollar auf die Waage – viel Geld für einen Fonds, der sich auf asiatische Nebenwerte konzentriert. Insbesondere das vergangene Jahr lief jedoch sehr schlecht. Von 50 Aktienfonds, die das Analysehaus Lipper in der Vergleichsgruppe „Ferner Osten ohne Japan“ führt, verlor nur einer noch stärker an Wert. Die schwache Performance in Kombi- nation mit der Schwellenländer-Phobie zahl- reicher Anleger führte dazu, dass sich das Volumen 2015 fast halbierte. Unter den größten Positionen fand sich lan- ge Zeit unter anderem John Keells. Das Kon- glomerat aus Sri Lanka ist Bestandteil meh- rerer Aberdeen-Portfolios: Ende September 2015 hielten mindestens sechs Fonds des Anbieters in Summe 10,6 Prozent der John- Keells-Aktien, was Aberdeen zum größten Anteilseigner machte. Auch wenn das Unter- nehmen das größte an Kuala Lumpurs Börse ist – mit westlichen Standards ist die Liquidi- tät in dem Titel nicht zu vergleichen. „Wir haben keinerlei Probleme, Abflüsse aus dem Fonds zu bedienen“, betont Pruksa Lamthongthong, leitende Fondsmanagerin bei Aberdeen in Singapur. Sie nennt mehrere Gründe für die Underperformance 2015, da- runter das recht große Engagement in den Asean-Staaten Malaysia und Singapur, deren Währungen unter Druck kamen. Die Liquidi- tät habe keine Rolle gespielt. „Wir sahen uns nie dazu gezwungen, weniger liquide Positio- nen zu schützen“, sagt sie. Die Entschei- dung für oder gegen eine Aktie sei immer im Kontext der Preisdisziplin zu sehen, also was Lamthongthong und ihre Kolle- gen als günstig oder teuer ansehen. Kam nie die Überlegung auf, kein neues Geld mehr anzunehmen? Die Portfolio- managerin verneint das. „Der Fonds ist mit dem Markt zusammen gewachsen“, sagt sie. „Es ist wichtig, nie dazu gezwungen zu sein, ein Unternehmen nur wegen des leichteren Zugangs höher gewichten zu müssen als ein anderes. Hätten wir diesen Punkt erreicht, hätten wir über eine Schlie- ßung des Fonds nachgedacht. Aber das war nie der Fall.“ BERND MIKOSCH | FP markt & strategie I fondsvolumen Foto: © Günter Menzl Aberdeen Asian Smaller Companies Der Aberdeen Asian Smaller Companies Fund kam 2015 unter die Räder: Kurs und Volumen sanken deutlich. Quelle: Bloomberg 2011 2013 2012 2014 2015 ’16 30 35 40 45 50 2 1 3 4 5 6 Mrd. USD USD Aberdeen Asian Smaller Companies Fund Fondspreis in USD Fondsvolumen in Mrd. USD Ferdinand Haas, Deutsche AM: „Wir wurden 2015 von der großen Investorennachfrage geradezu überrollt.“
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