FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
115 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 noch vergleichsweise jung. Die Hopfenaus- wahl liegt seit Auflage im August 2014 im- merhin mehr oder weniger gleichauf mit dem deutschen Leitindex DAX. Das Management des Fonds sucht die Brauereien fürs Portfolio nach Kennzahlen wie dem Wachstum, der Gewinnmarge, der Eigenkapitalrendite, dem Marktanteil im jeweiligen Segment sowie dem Gewinn je Hektoliter des produzierten Gerstensaftes so- wie der Liquidität aus – womit aber Geld- und nicht Bierflüsse gemeint sind. Faulheit gewinnt Als „Lasterfonds“ wurde er zwar nicht ver- marktet, dennoch kehrt der Voya Corporate Leaders Trust eine Sünde zu einer Tugend um: die Faulheit. Seit Jahrzehnten übertrifft der Fonds den Markt – indem er schlichtweg nichts tut. Im November 1935 streute eine Gruppe von Börsenprofis gleichmäßig ihr Startkapital über die damals führenden 30 US- Unternehmen. Die Idee: Konzerne, die mitten in der großen wirtschaftlichen Depression Nordamerikas solide dastehen, sollten auch für künftige Krisen exzellent gerüstet sein. Seither blieb die Zusammensetzung des Fonds einfach so bestehen, wie sie zu Beginn war. Kein Unternehmen wurde hinzugekauft, kei- nes abgestoßen. Die Hände einfach mal in den Schoß zu legen hat sich für Anleger bezahlt gemacht. Wer von Anfang an dabei war, wurde zum Millionär: Ein Investment von 10.000 Dollar bescherte Anlegern ein Vermögen von rund 29 Millionen Dollar. In den vergangenen 40 Jahren erzielte der Fonds im Schnitt eine jähr- liche Rendite von rund zwölf Prozent – selbst nach Abzug der Inflation ein hervorragendes Ergebnis. Der marktbreite Index S&P 500 brachte im gleichen Zeitraum 11,5 Prozent per annum ein. Gänzlich gleich geblieben ist das Portfolio über die Jahre aber nicht. Anleger vertrauten dem Phlegma-Fonds Geld an oder zogen es wieder ab. Zuletzt war der Fonds immerhin 1,1 Milliarden Dollar schwer. Einige der Unternehmen wurden übernommen, fusio- nierten mit anderen oder spalteten sich auf. Manche gingen pleite, die Aktien verschwan- den aus dem Fonds. So schrumpfte das Port- folio auf zuletzt 22 Titel. Zu den überlebenden Unternehmen zählen die Dinosaurier der US-Konzernwelt wie der Konsumgüterriese Procter & Gamble, das Technologiekonglomerat General Electric, die Telekomgesellschaft AT&T oder die Eisen- bahngesellschaft Union Pacific, aber auch Warren Buffetts Beteiligungsgruppe Berkshire Hathaway. Unberücksichtigt blieben naturge- mäß junge Technologiekonzerne sowie Ban- ken. Das erwies sich beim Platzen der Inter- netblase um die Jahrtausendwende und in der Finanzkrise seit 2008 als Glücksfall. Aller- dings nehmen Energiewerte wie die Ölmultis Exxon Mobil und Chevron ein erhebliches Gewicht im Portfolio ein. Der Ölpreisverfall der vergangenen Monate versetzte der Wert- entwicklung des Voya Corporate Leaders daher einen empfindlichen Dämpfer. Der US- Fonds ist hierzulande nicht zu kaufen. Gänzlich tugendsam kommt dagegen der MSF 4D-Asset-Oszillator (LU0665001441) daher. Ihm ließe sich allenfalls vorwerfen, die Schreckhaftigkeit anderer Anleger auszunut- zen. Denn Thomas Hupp von der 4D-Ver- mögensplanung orientiert sich bei seiner Aus- wahl an den Auswirkungen des „Halloween- Effekts“. Dieser beschreibt den Umstand, dass Investoren zum Herbst hin mit geringeren Renditen rechnen müssen als im Frühjahr. Demnach können Anleger höhere Gewinne einfahren, wenn sie im Herbst bei einem nied- rigen Kursniveau Aktien kaufen und diese am Frühlingsende verkaufen. Eine Erklärung für diesen Effekt hat Hupp auch parat: Der Herbstblues schlägt Anlegern auf die Stimmung und raubt ihnen die Risi- kofreude. „Die Erklärung stammt aus der Behavioral Finance und geht auf irrationales Anlegerverhalten zurück“, sagt der Freiburger Fondsmanager. Zum Herbst hin würde sich die Stimmung der Analysen und Kommentare eintrüben, ohne dass sich die ökonomischen Fakten änderten. Zum Frühjahr hin würde dann der Optimismus zurückkehren. Der Ef- fekt habe globale Auswirkungen. „Denn das meiste Geld stammt von der Nordhalbkugel und bestimmt die Entwicklung an den Finanz- märkten“, so Hupp. So seien saisonale Zuflüs- se aus den USA an der brasilianischen Börse zu beobachten. Doch das in der Theorie belegte Konzept muss erst noch beweisen, dass es in der prak- tischen Umsetzung funktioniert: Seit Auflage im Oktober 2011 bis Anfang Februar 2016 hat der Fonds nur rund fünf Prozent Rendite er- zielt. Der DAX dagegen liegt im gleichen Zeitraum 60 Prozent im Plus. Der Halloween- Fonds startete 2012 zwar gut ins Jahr, verlor danach aber den Anschluss an den Auf- schwung an den Börsen. Grund war laut Hupp unter anderem die expansive Geldpoli- tik der EZB, die Notenbankchef Mario Draghi im Sommer 2012 ankündigte. „Da waren wir schon aus dem Markt draußen und verpassten die Rally“, erläutert der Freiburger Vermö- gensverwalter Hupp. Erst vergangenes Jahr schaffte es der Ver- mögensverwalter, auf die Hausse aufzusprin- gen. Doch mit den Turbulenzen in den ver- gangenen Monaten schmolzen auch die Ge- winne wieder. „Die Halloween-Strategie funk- tioniert nicht jedes Jahr“, schränkt Hupp ein. „Sie braucht gut zehn Jahre, um Mehrrenditen zu erzielen.“ Das Volumen des Fonds liegt derzeit bei rund fünf Millionen Euro. Alles Essig In Kummer aufgelöst hat sich schließlich der deutsche Abklatsch des Vice Fund, der Peccata Global (DE000A1CXUS4). Das Wort Peccata steht im Lateinischen für Sünden. In seiner kurzen Lebenszeit von zwei Jahren türmte das Portfolio ein Minus von fast 33 Prozent auf. Der Fonds war als regulierte Publikumsvariante seines geschlossenen Pen- dants Prosperia Mephisto 1 aufgelegt worden. Doch der teuflische Name für die Auswahl verleitete offenbar auch zu diabolischen Taten: Der einstige Chef des Emissionshauses Pro- speria landete wegen Betrugsverdachts bei an- deren Fonds in Untersuchungshaft. Entsprang der Lasterfonds womöglich gar einem regel- rechten Sündenpfuhl? Im Segment der Sachwertinvestments tum- meln sich ohnehin kuriose Anlageideen. Ne- ben diversen Weinfonds warb etwa auch ein Produkt für selbst gerollte Zigarren umAnle- gergeld. Die Initiatoren des Havanna-Fonds stolperten später über Ungereimtheiten bei anderen Produkten. Die jüngste Idee aus der Schatzkiste der kuriosen Anlagen: der Kauf von Balsamico-Essig-Fässern. Anleger sollten hoffen, dass ihnen dieses Investment nicht sauer aufstößt. SEBASTIAN ERTINGER | FP Grusel für Anleger Der „Halloween-Effekt“ half Investoren des MSF 4D- Asset-Oszillator 2012 und 2013 nicht. Quelle: Bloomberg 2015 ’16 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % MSF 4D-Asset Oszillator MSCI World 2014 2013 2012 ’11
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