FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

153 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 nicht mehr zwingend für zehn bis zwölf Jahre fest binden. Es ist daher für die gesamte Branche eine Herausforderung, die Produkte fungibler zu machen, weil wir dann zu an- deren Angeboten mehr Wettbewerb zeigen können. Ralph Heller (Hanse Invest): Ich glaube schon, dass sich unter dem KAGB sehr viel verändert hat. Was sich aber nicht geändert hat – und das ist aus meiner Sicht ein großes Manko –, das ist die Wahrnehmung der Pro- dukte. Auf Bankenseite haben nur sehr weni- ge Häuser Interesse, sich mit dem Thema zu beschäftigen und zu erfahren, was neu ist. Ich sehe da teilweise eine Verweigerungshaltung, und es ist noch ein weiter Weg zu kommuni- zieren, was sich mit dem KAGB verändert hat und besser geworden ist. Alexander Endlweber (FONDS professionell): Herr Gerber, Sie haben im Branchenver- gleich bei den Privatkunden sehr viel Ei- genkapital platziert. Wie ist Ihnen das vor dem Hintergrund gelungen, dass die Ban- ken insgesamt wenig platzieren? Jürgen Gerber (Jamestown): Das kann ich nicht bestätigen. Von den rund 300 Millionen Dollar wurden zwei Drittel über Banken ver- trieben. Insofern ist es bei uns der freie Vertrieb, der im Vergleich zu den Vorjahren weniger Umsatz gemacht hat. Dafür gibt es Gründe wie die umfassenden Dokumentations- und Aufklärungspflichten, die es für den freien Vertrieb schwieriger machen. Im Bankenvertrieb sind wir in allen großen Häusern und auch bei Privatbanken vertreten. Heuser: Wir haben von vielen gehört, dass es im Bankenvertrieb nicht so gut läuft. Haben Sie eine besondere Beziehung zu den Banken? Gerber: Wir haben traditionell einen starken Bankenvertrieb. Das hat sich in den vergan- genen Jahren nicht geändert. In den Banken spielen bei der Auswahl des Initiators und des Produktes die Konzeption und die Stel- lung der Anleger eine wesentliche Rolle. Und es geht um die Frage, ob der Asset Manager in der Lage ist, Probleme zu lösen und sich für die Anleger einzusetzen, wenn der Markt gegen Süden dreht. Die Schönwetterprodukte der Vergangenheit, die wir auch heute zum Teil noch sehen, haben keine Zukunft. Wie hat sich die Produktlandschaft im vergangenen Jahr verändert? Karsten Mieth (Real I.S.): Die Produkte haben sich nicht wahnsinnig verändert. Wir übernehmen für die Publikums- fonds sehr viel aus dem institutionellen Bereich, in dem wir seit 15 Jahren Im- mobilienportfolios auflegen. Das ma- chen wir nun auch beim geschlossenen Publikums-AIF. Im institutionellen Be- reich haben wir ein Rekordjahr hinter uns, bei den Privatkunden tut sich der Vertrieb schwer, obwohl wir teilweise die gleichen Vertriebspartner haben, sprich Banken oder Sparkassen. Das liegt aber nicht am Produkt, sondern an formalen Hindernissen. Dümmler: Einige Produkte, zum Bei- spiel mit erneuerbaren Energien, sind definitiv weniger geworden, was nicht nur mit der Regulierung der Fondsbran- che zu tun hat, sondern auch mit den Förderungskürzungen. Immobilien sind mit Abstand der stärkste Bereich, wäh- rend bei den Schiffen nicht mehr viel ge- laufen ist. Viele haben abgewartet, wie die ersten AIF in der Praxis aussehen, und setzen sich noch mit der neuen Rechtssi- tuation auseinander. Heuser: Herr Gadeberg, die mangelnde Fungibilität geschlossener Fonds ist im- mer wieder ein Thema. Ist das wirklich so ein großes Problem? Alex Gadeberg (Fondsbörse): Das ist ein Problem und ein Thema, das wir gemeinsam lösen müssen. Wir können das als Zweit- marktplattform nicht allein lösen. Auch wir haben 2015 das beste Jahr gehabt und erlebt, dass Privatkunden gern kaufen wollen. Selbst bei Schiffen ist das so: Wir haben 2015 dop- pelt so viele Schiffsinvestmens vermittelt wie 2014. Das Problem im Erstmarkt ist nicht der Kunde, sondern der Weg zum Kunden. Auch das Thema Liquidität spielt eine Rolle. Wir müssen in den neuen Prospekten deutlich mehr dokumentieren, dass die Produkte liqui- de sind. Die regelmäßige Veröffentlichung der Net Asset Values (NAV) wird zu mehr Liquidität und zu besseren Kursen führen. Dümmler: Die Veröffentlichung der NAV zu- mindest einmal im Jahr wird dem Vertrieb helfen. Denn viele Berater wollen ihre Ein- nahmen durch Service- und Depotgebühren auf eine regelmäßige Basis stellen. Bei den geschlossenen Fonds war das bisher unmög- lich, weil es die Frage gab, wie so ein Fonds fair zu bewerten ist. Bei den AIF gibt es mit dem NAV zumindest einen Ansatz. Das könnte den Beratern helfen, ihren Fokus auf die alternativen Investmentfonds zu lenken. Mieth: Liquidität hat bei uns einen hohen Stellenwert, deshalb veröffentlichen wir seit Januar monatlich den NAV unserer Immo- bilienfonds. Die nächste große Hürde ist, dass alle Daten, die die Banken benötigen, Karsten Mieth, Real I.S.: „Wir bieten keine Fonds nach dem alten Muster, sondern AIF nach dem KAGB an. Das muss man erklären.“ » Die Branche sollte sicherstellen, dass die Anleger auch tatsächlich Sachwerte bekommen und nicht irgendwelche Darlehen und alles, was unter dem Thema Sachwerte subsumiert wird, damit aber nichts zu tun hat. « Karsten Dümmler, Netfonds

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