FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
maschinell verarbeitet werden können, weil die Kundendaten und Zielmärkte nicht mehr händisch erfasst werden können. Hier muss die Branche umdenken. Denn wir haben alle Daten, also könnten wir sie eigentlich auch veröffentlichen und melden. Wir haben die Hoffnung, dass sich damit die Transparenz und die Liquidität der Fonds erhöht. Was transparent ist, kann stärker gehandelt und fairer bewertet werden. Dümmler: Die Daten brauchen nicht nur die Banken, sondern auch die Haftungsdächer! Heuser: Kann man daraus schließen, dass die Digitalisierung auch in der Branche der Sachwertinvestments Einzug hält? Mieth: Selbstverständlich, das ist schon Fakt. Gadeberg: Es reicht nicht, Geschäftsberichte als PDF zur Verfügung zu stellen. Die Daten müssen auch zugänglich gemacht werden. Außerdem benötigen wir in der Branche po- sitive Nachrichten. Mit dem NAV kann man monatlich über die positive Entwicklung des Fonds berichten. Wir müssen langweilige Zahlen zu guten Nachrichten machen. Gehling: Wir müssen dabei realistisch sehen, dass das Jahr 2015 keinen Fort- schritt gebracht hat, Projekte in der Bran- che gemeinsam anzugehen. Ich würde eine ordentliche Marketingkampagne be- grüßen, in der erklärt wird, was sich durch die Regulierung verändert hat. Da- für soll es eine Sonderumlage im Ver- band geben. Es gibt aber keine einheitli- che Linie. Wir haben festgestellt, dass in den Banken der rote Faden für den Um- gang mit AIF fehlt. Entweder schließen sich nun die großen Anbieter zusammen oder der Verband kümmert sich darum. Allerdings ist der Verband schwach – und er wird auch schwach gehalten. Es gab voriges Jahr Diskussionen über die Strukturierung und Gestaltung des Fondsprospekts. Man konnte sich in fünf, sechs Monaten nicht einmal auf ein Mini- mum einigen. Bei allen Bemühungen von Herrn Romba: Was bringt uns der Ver- band? Er ist viel zu langsam. Das Thema Fungibilität sollten wir ebenfalls gemein- sam angehen, was ich hiermit ausdrück- lich anbiete. Endlweber: Vor einigen Jahren gab es die Imagekampagne „Das kleine Wirt- schaftswunder“ des Verbandes, die gran- dios gescheitert ist. Wie kommen Sie da- rauf, dass Sie mit einer neuen Kampagne Erfolg haben werden? In den vergangenen Jahren hieß es, dass mit der AIFM-Regu- lierung in der „Neuen Welt“ alles besser wird und gerade die Banken auf die „wei- ße Ware“ warten. Jetzt heißt es, die Bran- che müsse digitaler und positiver werden. Kommen Sie mit einer Kampagne aus dem Vertriebsdilemma? Gehling: Wir haben den Bankenvertrieb nicht richtig eingeschätzt. Die großen Ban- ken haben mit sich selbst zu kämpfen und offensichtlich noch Nachholbedarf bei der Implementierung der Regulierungsthemen. Im freien Vertrieb läuft das deutlich besser, es ging schnell und sehr professionell los. Ich kenne die alte Kampagne, und schlechte Kampagnen kann man nachträglich nicht mehr heilen. Das heißt aber nicht, dass man nicht noch einmal eine Kampagne versucht, bei der es darum geht, den Endkunden ge- schickt aufzuzeigen, was denn die neuen AIF-Produkte für ihn bedeuten. Heller: Ich glaube nicht, dass es reicht, das Image beim Endkunden zu verbessern. Er würde investieren. Die großen Banken arbei- ten zwar sehr professionell. Aber je kleiner die Häuser werden, umso unprofessioneller sind sie bei ihren Prozessen und desto mehr sind sie überfordert, weil sie noch tausend andere Themen auf der Agenda haben. An diese Häuser müssen Sie herankommen! Es gibt aber bei den Sparkassen und Volksban- ken keine Stringenz im Vertrieb, also keinen in der oberen Etage, der entscheidet, dass ein Produkt verkauft wird. Endlweber: Trotzdem haben viele der von Ihnen angesprochenen professionellen Großbanken Produktkontingente nicht abgerufen oder nicht platziert. Wo liegt das Problem? Heller: Diese Banken haben nicht die Grö- ßenordnungen wie früher erreicht. Wir haben eine Umfrage im genossenschaftlichen Be- reich gemacht: Von den Top 200 der Genos- senschaftsbanken ist nur noch ein Drittel dabei. Ein Sechstel denkt darüber nach, und die Hälfte macht in diesem Bereich definitiv nichts mehr. Endlweber: Aus welchen Gründen? Heller: Die Banken haben im Gegensatz zum freien Vertrieb schon noch ihre Probleme mit der Vergangenheit. Die „Kickback“-Recht- sprechung hat den freien Vertrieb nicht be- troffen. Gerber: Ja, die Banken sind mit vielen Haf- tungsklagen konfrontiert. Das Vertrauen ist nach wie vor beschädigt. Heller: Ein großes Haus geht unserer Ein- schätzung nach professioneller damit um, als es kleine Häuser tun, die auch – bis zum Vor- Karsten Dümmler, Netfonds: „Bei der Fungibilität kann die Sachwertbranche gegen die normale Fondsbranche nie gewinnen, egal wie viele Zweitmärkte es gibt.“ 154 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 roundtable I sachwer te Foto: © Christoph Hemmerich » Es geht um die Frage, ob der Asset Manager in der Lage ist, Probleme zu lösen und sich für die Anleger einzusetzen. Die Schönwetterprodukte, die wir auch heute noch sehen, haben keine Zukunft. « Jürgen Gerber, Jamestown
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