FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
Heller: Fest steht, dass der Service und die Qualität der Kommunikation nichts mit der Größe eines Unternehmens zu tun haben. Endlweber: Sondern mit dem Willen? Heller: Nicht nur das, auch mit der Struktur des Unternehmens. Es gibt ehemals große Häuser, die heute nicht mehr aktiv tätig sind und damit auch den After-Sale-Service mas- siv zurückgefahren haben. Wenn Sie mit so einem Unternehmen zusammengearbeitet ha- ben, werden Sie dafür bestraft, dass Sie sich früher einen damaligen „Marktführer“ ins Haus geholt haben. Es gibt kleinere, speziali- sierte Anbieter, die im After-Sale-Service sehr verantwortungsvoll arbeiten, auch wenn es einmal eine schlechte Nachricht gibt. Gadeberg: Die, die sich entschlossen ha- ben, weiterzumachen und auch unter dem KAGB geschlossene Fonds anzubieten, haben meiner Meinung nach alle einen relativ guten After-Sale-Service. Es fehlt nur, dass der Anleger das auch liest. Dort wo wir die Probleme sehen, handelt es sich um Unternehmen, die nicht weiter- machen. Dümmler: Der Service hätte immer schon extrem wichtig sein sollen. An- bieter, die nicht adäquat liefern, be- kommen im Vertrieb wahrscheinlich keine zweite Chance mehr, was frü- her zugegebenermaßen manchmal so war. Heute wird mehr darauf geach- tet. After-Sale-Service hat zwei Komponenten: Asset Management, um ein Asset in der Krise zu retten, und dann die Kommunikation, wenn es doch nicht so optimal klappt. Das Erste ist natürlich noch wichtiger. Endlweber: Spätestens in der Ge- sellschafterversammlung, in der Anleger über eine Beschlussvor- lage des Managements abstimmen sollen, muss beides zusammen- spielen. Mieth: Man muss sich den Service auch leisten wollen, weil das ein Kostenfaktor ist, an dem Sie erst ein- mal nicht mitverdienen. Wir berich- ten in Zukunft monatlich und stellen die Berichte auf der Internetseite ohne Passwort zur Verfügung. Das ist Transparenz. Durch Transparenz werden die Produkte in der Breite sicherer werden, weil die Hose nicht erst nach sieben oder acht Jahren, sondern monatlich herun- tergelassen werden muss. Heller: Da müsste die Branche bei sich selbst ansetzen. Die Inhomogenität in der Bericht- erstattung und die Unterscheidung zwischen den Anbietern mit und ohne Neugeschäft sind traurig genug. Wie kann es sein, dass auch Mitglieder des BSI ein schlechtes Re- porting haben? Es ist ja nicht so, dass das As- set Management und die Treuhand kostenlos arbeiten. Deshalb kann man erwarten, dass das Reporting gewisse Standards erfüllt. Das darf nicht davon abhängen, ob ein Anbieter wieder Neugeschäft machen will oder nicht. Endlweber: An den Performancebericht- standard des Verbandes halten sich auch nicht alle. Wie sehen Sie das? Gerber: Ja, das ist sehr bedauerlich. Hier wird der Schulterschluss der Branche ver- langt. Wenn der Performanceberichtstan- dard hinter gesetzliche Standards zurück- geht, dann müssen Sie sich fragen, wa- rum die Branche nicht zusammenhält und das hinnimmt. Das geht einfach nicht und ist aus meiner Sicht nicht akzeptabel. Unter diesen Umständen wird der Schul- terschluss nicht gelingen. Heuser: Wir bedanken uns für die interessante Diskussion. FP Ralph Heller, Hanse Invest: „Die Banken haben im Gegen- satz zum freien Vertrieb schon noch ihre Probleme mit der Vergangenheit.“ Peter Friedenauer, Hörtkorn Finanzen: „Die AIFM-Regu- lierung belastet uns nicht, weil es jetzt auch unter dem Kapitalanlagegesetzbuch gute Produkte gibt.“ 160 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 roundtable I sachwer te Fotos: © Christoph Hemmerich » Mit dem NAV kann man monat- lich über die positive Entwicklung des Fonds berichten. Wir müssen langweilige Zahlen zu guten Nachrichten machen. « Alex Gadeberg, Fondsbörse Unter der Leitung von FONDS professionell-Herausgeber Hans Heuser diskutierten Fondsanbieter mit den Vertretern des Vertriebs über die schwierige Marktsituation.
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