FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

163 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 müssen die Landesbanken ihre Kapitalbasis stärken und Risiken abbauen. Diese bestehen beispielsweise aus Kapitalgarantien in Publi- kumsfonds oder nicht florierenden Assets, die auf den eigenen Büchern liegen. Andererseits konzentrieren sich die Banken auf ihr Kern- geschäft und verkaufen Beteiligungen, die nicht dazugehören. Die LHI ist dafür ein gutes Beispiel: Hier fand im Frühjahr 2015 ein Management-Buy- out (MBO) statt, das heißt, die Geschäftsfüh- rer haben das Unternehmen übernommen. Seither gehört LHI den langjährigen Mana- gern Oliver Porr, Robert Soethe, Jens Kramer und Peter Kober zu jeweils einem Viertel. Verkäufer sind die Landesbank Baden-Würt- temberg (LBBW) und die Norddeutsche Lan- desbank (Nord LB). Es liegt auf der Hand, dass der Exit nicht wegen des Misserfolgs der Tochter erfolgte. Denn LHI erwirtschafte bei- spielsweise in den Jahren 2013 und 2014 Konzerngewinne von 12,1 und 8,4 Millionen Euro netto. Das sind Ergebnisse, die sich die Nord LB in der Schiffsfinanzierung nur wün- schen kann. Deshalb betont ein Nord-LB- Pressesprecher gegenüber FONDS professio- nell: „Der Verkauf hat nichts mit der Perfor- mance von LHI zu tun. Die Bank konzentriert sich auf Spezialfinanzierungen und trennt sich von Beteiligungen, die nicht zum Kernge- schäft gehören.“ Die LBBW begründet den Exit mit einer „Auflage aus dem EU-Restruk- turierungsplan“. Der Verkauf an das Management ist in der Fondsbranche bisher unüblich und eher im Private-Equity-Geschäft bekannt. Womöglich ist ein MBO für die Finanzinvestoren, die vor drei Jahren KGAL gekauft haben, eines Tages eine Exitoption. Die ehemalige Bankentochter ist ein breit aufgestellter und verzahnter Mul- ti-Asset-Manager, der allerdings hohe Risiken aufgetürmt hatte und den die Gesellschafter- banken schon länger verkauften wollten. Private Equity schlägt zu 2013 war es dann so weit. Die Bayerische Landesbank, die Commerzbank, die Haspa Finanzholding und Sal. Oppenheim haben die KGAL GmbH & Co. KG zum größten Teil veräußert. Rund 90 Prozent der Firmenanteile wechselten zu den Investoren Francis Lou- vard und Gregory Ingram. Die bisherigen Ge- sellschafter besitzen noch rund elf Prozent, und im Februar 2015 haben die Finanzinves- toren dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Gert Waltenbauer, drei Prozent abgegeben. „Hierdurch soll die Identifikation des CEO mit der Strategie der KGAL untermauert wer- den“, heißt es im Konzernabschluss für das Jahr 2014. Die neuen Eigentümer haben investiert, als es um KGAL gar nicht so gut bestellt war. 2014 und 2013 hat der Konzern zwar Gewinne von insgesamt 21,8 Millionen Euro erwirtschaftet, 2012 sah das Bild aber ganz anders aus: Auf dem Konzern lasteten 40 Millionen Euro Jahresverlust und 183 Mil- lionen Euro Eventualverbindlichkeiten. Private Equity klopfte auch bei Tobias König an, als es seinem Emissionshaus König & Cie. nicht mehr so gut ging wie in den Glanzzeiten der Schiffsfonds und der Restruk- turierungsprozess in vollem Gange war. Im Frühjahr 2013 hat König 80 Prozent seines Unternehmens an Tennenbaum Capital Part- ners und Delos Shipping verkauft, um mit fri- schem Investorenkapital Verbindlichkeiten ab- zulösen. Außerdem sollte die Gesellschaft zu- nächst noch unter der Führung von König, der jedoch Ende 2013 ausschied, zu einer inter- national tätigen Reederei umgebaut werden. Am Steuer sitzt Minderheitsgesellschafter Jens Mahnke, der voriges Jahr mit Partner- unternehmen das Management für gleich 19 Schiffe übernommen hat. Zu Beginn dieses Jahres haben sich die zwei Finanzinvestoren aus dem schwierigen deutschen Beteiligungs- markt wieder zurückgezogen und an die bör- sennotierte Gesellschaft HCI Capital weiter- verkauft, in der Mahnke drittes Vorstands- mitglied und König & Cie. weiter verwalten wird. HCI wird vom deutschen Reeder Jochen Döhle kontrolliert und soll an die Verbindungen von König & Cie. in den Be- reichen Schifffahrt und reedereinahe Dienst- leistungen andocken. Noch interessanter dürf- te für Döhle sein, dass HCI jetzt die Treu- handgebühren aus den König-Fonds verein- nahmen kann. Diese schrumpfen zwar syn- chron zum verwalteten Vermögen, sind aber immer noch stattlich. Immerhin hat die König & Cie. Treuhand GmbH 2013 1,6 Millionen Euro Gewinn geschrieben. Rückkehr ins Retailgeschäft? Neue Investments bieten die beiden Unter- nehmen schon länger nicht mehr an, und mangels Anlegernachfrage nach Schiffen dürfte das länger so bleiben. Im Vergleich dazu sind Hannover Leasing, Real I.S., LHI und KGAL besser aufgestellt. Zwar haben auch sie mit Privatkunden nichts mehr oder nicht mehr viel zu tun, aber dafür haben sie Immobilienkompetenz und aktive Verbin- dungen im institutionellen Business. Zusam- men erhielten sie 2015 rund 1,8 Milliarden Euro Eigenkapital von Institutionellen. Bei KGAL stehen Privatkundenprodukte nicht einmal zur Debatte. Waltenbauer dazu: „Es bleibt weiterhin bei dieser Maßgabe, da weder das Management noch die Gesellschaf- ter überzeugt sind, dass das Publikumsfonds- geschäft in der momentanen Form Zukunft hat.“ Früher oder später werde es aber einen neuen Weg ins Privatkundengeschäft geben, und erst dann will KGAL hier aktiv werden. Real I.S. und LHI haben sich nicht aus dem Retailgeschäft verabschiedet, gleichwohl spielt das Privatkundengeschäft eine untergeordnete Rolle. Hannover Leasing baut hingegen da- rauf – und arbeitet an neuen Publikumsfonds. ALEXANDER ENDLWEBER | FP Foto: © Archiv, Christoph Hemmerich Michael Ruhl, Hannover Leasing: „Mir ist nicht bekannt, dass das Unternehmen zum Verkauf steht.“ Gert Waltenbauer, KGAL: „Das Publikumsfondsgeschäft hat in der momentanen Form keine Zukunft.“

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