FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
188 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 den stets an einen Kooperationspartner wei- tergeleitet.“ Auch die Werbeaktion für die Mini-Spar- pläne wertet Geyer nicht als Angriff auf die Berater – im Gegenteil. „Auf dem an Kunden verschickten Flyer zum Mini-Sparplan wird ausdrücklich aufgefordert, sich an seinen Ver- mittler zu wenden, um diesen abzuschließen“, betont Geyer. „Wenn solche bestehenden Kunden, die von Vermittlern zu Ebase ge- kommen sind, weitere Produkte unseres Hauses nutzen, bekommt der entsprechende Vermittler oder Pool selbstverständlich die entsprechende Provision.“ Geyer verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass viele Fondsvermittler mit der Ein- führung von Paragraf 34f Gewerbeordnung ihr Geschäft aufgegeben haben. Daher wür- den viele Endkunden nicht mehr aktiv betreut – und begännen, ihren Fondsbestand an ihre Hausbank zu übertragen. „Diesen Kunden wollen wir mit dem Flyer einen Anlass geben, Kontakt zu ihrem bestehenden Vermittler auf- zunehmen“, so Geyer. Aus seiner Sicht lockt das Sparplanangebot die Anleger also nicht weg vom Berater, sondern gibt ihnen viel- mehr einen Anlass, ihn wieder anzusprechen. Cominvest lebt Vielleicht trauen einige Makler und Pool- chefs Ebase auch deshalb einen Angriff auf das eigene Geschäft zu, weil das Unterneh- men in zwei Nischen bereits den direkten Draht zum Endanleger pflegt. 2011 hatte Ebase den Restbestand des Direktgeschäfts der Cominvest zusammen mit dem Betreu- ungsteam von Allianz Global Investors (AGI) übernommen und in Kooperation mit dem Fondsanbieter weitergeführt. So kommt es, dass die Marke Cominvest nach wie vor lebt – obwohl die Investmentgesellschaft dieses Namens schon vor vielen Jahren in die AGI integriert wurde. Das Cominvest-Team, das Anlageberatung und beratungsfreies Geschäft bietet, sitzt im Erdgeschoss der Ebase-Büros in Aschheim. Gerüchtehalber betreut es inzwi- schen rund 900 Millionen Euro. „Gerüchte kommentieren wir nicht“, teilte die Bank dazu mit. Das Geschäft entwickle sich „innerhalb unserer Erwartungen“. Ein zumindest kleines Direktgeschäft mit Endkunden unterhält Ebase auch über Fin- tego, eine Onlinevermögensverwaltung auf ETF-Basis, die seit gut zwei Jahren am Markt ist. Das Angebot wurde einst gemeinsam mit Financescout24 ins Leben gerufen. Seit sich das Vergleichsportal aus dem Projekt zurück- gezogen hat, entwickelt Ebase das Angebot allein weiter. Endkunden können Fintego über einen Vermittler, ein Partnermodell oder auch direkt bei Ebase abschließen. „Kein Direktgeschäft“ Die anderen Fondsplattformen hegen keine Pläne, Endkunden direkt anzusprechen. „Wir bleiben den Finanzintermediären treu und bieten kein Direktgeschäft an“, sagt Thomas Schrod, Geschäftsführer von Metzler Fund Services. Kommen Anfragen von Endkunden, die etwa ein Depot eröffnen wollen, nennt das MFX-Team Vertriebspartner aus der jeweili- gen Region als Ansprechpartner. Ähnlich äu- ßert sich Moventum-Geschäftsführer Michael Jensen. Seiner Meinung nach wäre es ein stra- tegischer Fehler, sich dem Direktgeschäft mit Privatkunden zu öffnen. Die Fidelity-Fondsbank FFB bietet direkt auf der Startseite einen Link zu einer regiona- len Beratersuche. „Bei Anrufen interessierter Anleger mit der Bitte, ein Depot zu eröffnen, erhält der Anrufer vier Vorschläge zu Beratern aus seiner Region“, sagt FFB-Geschäftsführer Gerhard Oehne. Kunden- und Bestandsschutz Die Fondsdepotbank ließ wissen, Endkun- den mit Fragen zu Direktabschlüssen regel- mäßig auf die Ansprechpartner der ange- schlossenen Beraterpools zu verweisen. „Un- sere unabhängige Positionierung ist frei von Produkt- und Endkundenzugangsinteressen“, teilte das Unternehmen aus dem bayerischen Hof mit. Leicht anders gelagert ist der Fall bei der Augsburger Aktienbank (AAB). Das Institut erwarb im vergangenen Jahr die im Direkt- geschäft tätige Netbank. Allerdings konzen- triert sich das neue Tochterunternehmen aus Hamburg auf Verbraucherkredite, Girokonten und Sparanlagen für Selbstentscheider, was kaum eine Konkurrenz für klassische Finanz- berater darstellen dürfte. „Die AAB ist bekanntermaßen eine B2B- Plattform, die nur im Wirtschaftsraum Augs- burg eigenes Kundengeschäft betreibt“, sagt Gabriel von Canal, Generalbevollmächtigter der AAB. „Dementsprechend gibt es weder auf der Homepage noch über andere Kom- munikationskanäle eine direkte oder indirekte Ansprache von Endkunden.“ Die AAB sei somit auch keine relevante Adresse für soge- nannte Selbstentscheider, zumal es für diese Zielgruppe keine adäquaten Preismodelle gebe, etwa Fonds ohne Ausgabeaufschlag. „Unabhängig davon gibt es für unsere Partner einen umfassenden Kunden- und Bestands- schutz, der jedwede direkte Kontaktaufnahme mit dem vermittelten Kunden vertraglich aus- schließt“, betont von Canal. Überzeugungsarbeit nötig Klare Worte aus Augsburg, Frankfurt, Hof und Luxemburg. Wer Geyers Begründung hört, glaubt auch ihm, dass er nur das Beste für seine Partner will. Bis seine Argumente bei jedem Vermittler und Maklerpool ange- kommen sind, wird aber noch einiges an Überzeugungsarbeit aus Aschheim nötig sein. BERND MIKOSCH | FP vertrieb & praxis I fondsplattformen | direktgeschäft Foto: © Fondskonzept, Ebase Rudolf Geyer, European Bank for Financial Services (Ebase): „Von Konkurrenz kann keine Rede sein.“ Hans-Jürgen Bretzke, Fondskonzept: „Das hat für gehörige Unruhe unter den Maklern gesorgt.“
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