FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
204 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Das mit Abstand meiste Geld mit Wertpa- pierpublikumsfonds konnte im vergangenen Jahr die Deutsche AM einsammeln – unterm Strich waren es stolze 17,7 Milliarden Euro. Das darf durchaus als Überraschung gelten, schließlich sorgte der Mutterkonzern 2015 für zahlreiche Negativschlagzeilen. Offensichtlich gelang es den Vertriebsverantwortlichen jedoch, das schlechte Image der Deutschen Bank von der Fondsgesellschaft fernzuhalten. Die zweithöchsten Mittelzuflüsse sicherte sich mit 14,6 Milliarden Euro Allianz Global In- vestors – sehr zur Freude der Versicherungs- mutter, die bei ihrem zweiten Asset Manager Pimco hohe Abflüsse verschmerzen muss. „Draghis Droge“ Wie für die Branche, so war 2015 auch für Union Investment ein Jahr der Rekorde. Im Privatkundengeschäft waren insbesondere Multi-Asset-Lösungen gefragt. Allein die sechs Produkte der Privatfonds-Reihe konnten 2015 insgesamt 4,9 Milliarden Euro einwer- ben. Sie verwalten nun 13,4 Milliarden Euro. „Wir führen das Interesse an den Privatfonds darauf zurück, dass sie in besonderer Weise Vermögensstruktur, aktives Management und dynamisches Risikomanagement vereinen“, sagt Vorstandschef Hans Joachim Reinke. Weitere Topseller waren die beiden Unikon- zept-Fonds: Die nach einem Trendfolgeansatz gesteuerten Produkte sammelten netto 2,2 Milliarden Euro ein. Reinkes Blick auf das laufende Geschäfts- jahr fällt etwas nüchterner aus. „Wir glauben nicht, dass dieses Jahr für unser Unternehmen genauso gut laufen wird wie 2015“, sagte er auf der Pressekonferenz des Anbieters in den neuen Büros von Union Investment in Frank- furt. Er rechne aber mit einem zufriedenstel- lenden Geschäftsverlauf, der über dem Durch- schnitt der vergangenen zehn Jahre liegen dürfte. „Das gute Abschneiden 2015 war zu einem guten Teil Draghis Droge zu verdan- ken, die für uns Fluch und Segen zugleich ist“, sagte er in Anspielung auf die laxe Geld- politik der Europäischen Zentralbank. Union Investment profitiere von der Suche der Anleger nach auskömmlichen Renditen, stehe aber vor der Herausforderung, dieses Geld ertragreich zu investieren. Erste Zuflüsse seit 2006 Vom Mischfonds-Boom profitiert auch Pioneer Investments. „Multi-Asset ist die Antwort auf die Niedrigzinsphase. Wir sehen, dass viel Geld von den Sparkonten in ge- mischte Fonds umgeschichtet wird“, sagt Pio- neer-Deutschland-Chefin Evi Vogl. Ihr Haus verzeichnete aber nicht nur bei gemischten Portfolios ein hohes Mittelaufkommen, son- dern auch bei klassischen Rentenfonds. „Die Zuflüsse in diesem Segment kommen jedoch nicht in erster Linie von Endanlegern, sondern von anderen Multi-Asset-Anbietern, die un- sere Rentenfonds als Komponente für ihre Portfolios nutzen“, erläutert Vogl. „Die greifen gerade bei europäischen Renten gern auf un- sere Fonds zurück, weil unsere Produkte in dieser Anlageklasse sehr wettbewerbsfähig sind. Wir profitieren also gleich doppelt vom Multi-Asset-Trend: zum einen über die eige- nen Asset-Allocation-Angebote, zum anderen als ‚Zulieferer‘ von Rentenfonds.“ Unterm Strich konnte Pioneer 2015 die ersten Zuflüsse in Publikumsfonds seit neun Jahren verbuchen. Der Drittvertrieb und das Geschäft mit institutionellen Kunden läuft Vogl zufolge zwar schon seit 2013 wieder besser, doch damals sorgte der wichtige Ver- triebskanal Hypovereinsbank (HVB) weiter- hin für Abflüsse. Hintergrund ist, dass die HVB 2012 auf ein Preferred-Partnership- Modell umgestellt hat und seither mit meh- reren Fondsanbietern zusammenarbeitet. Pio- neer-Produkte werden im Privatkundenge- schäft der Bank also nicht mehr automatisch bevorzugt empfohlen. Fast jede Umschich- tung innerhalb eines HVB-Privatkunden- depots ging daher zulasten von Pioneer. In- zwischen erhalten die Münchner Asset Mana- ger jedoch auch aus der HVB heraus wieder frisches Geld. Abflüsse aus Klassikern Hohe Rückflüsse musste im vergangenen Jahr dagegen Franklin Templeton hinnehmen. Insgesamt zogen Investoren aus Deutschland gut eine Milliarde Euro aus Publikumsfonds des US-Anbieters ab. Besonders hart traf es den von Michael Hasenstab verwalteten Templeton Global Bond Fund. Die Abflüsse aus dem hierzulande 3,5 Milliarden Euro schweren Portfolio summierten sich 2015 auf 482 Millionen Euro. Aus Hasenstabs zweitem Fonds, dem Templeton Global Total Return, zogen sie weitere 76 Millionen Euro ab. Auch der einstige Vertriebsklassiker Templeton Growth leidet weiterhin unter Abflüssen. Aus dem US-Original und der Euro-Variante des Fonds flossen 2015 in Summe 362 Millionen Euro ab. Dennoch belaufen sich die Invest- ments deutscher Anleger in Norman Boers- mas Fonds weiterhin auf fast acht Milliarden Euro. Doch es läuft keineswegs überall schlecht bei Franklin Templeton, denn auch die Kali- fornier konnten vom Trend hin zu gemischten Portfolios profitieren. Zu den Favoriten der deutschen Anleger zählte 2015 der Franklin Global Fundamental Strategies Fund. Sie steckten netto 293 Millionen Euro in dieses auch als „Marathon-Strategie“ bekannte Port- folio, das drei Investmentansätze von Franklin Templeton kombiniert: zwei Aktien- und eine Rentenstrategie. Die Aktienstrategien beruhen auf der des Templeton Growth sowie auf dem globalen Mutual-Series-Ansatz. Die Anleihen- strategie bildet den Ansatz des Templeton Global Bond ab. Jede der Strategien macht ein Drittel des Fondsvolumens aus. Spätestens alle drei Monate wird diese Ursprungsgewich- tung wiederhergestellt. Deutschlands Anleger wollen derzeit also weder Michael Hasenstab noch Norman Boersma in Reinform im Port- folio haben. Als Team kommen die beiden je- doch gut an. BERND MIKOSCH | FP Foto: © BVI, Pioneer Investments Holger Naumann, BVI: „Fonds bieten Lösungen, um risiko- kontrolliert in renditestärkere Anlagen zu investieren.“ Evi Vogl, Pioneer Investments: „Multi-Asset ist die Antwort auf die Niedrigzinsphase.“ vertrieb & praxis I publikumsfonds
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