FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
208 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 „Wenn du keine Megafirma und kein Billig- anbieter bist, musst du dich spezialisieren. Mittelgroße Anbieter, die kein Alleinstellungs- merkmal aufweisen, werden erheblich unter Druck geraten“, meint Neil Bathon, Gründer der aufs Asset Management spezialisierten Marktforschungsgesellschaft Fuse. Die Entwicklung lässt sich auch in den Bilanzen einzelner Asset Manager ablesen. So schrumpfte etwa beim Branchenprimus Blackrock das verwaltete Vermögen leicht von 4,651 auf 4,645 Billionen Dollar. Unterm Strich blieb aber ein um Sonderposten berei- nigter Gewinn nach Steuern von 3,31 Mil- liarden Dollar – praktisch genauso viel wie im Vorjahr. Die operative Gewinnmarge verharrte bei üppigen 42,9 Prozent. Von jedem einge- nommenen Dollar blieben also fast 43 Cent Ertrag übrig. „Die Zahlen für 2015 zeigen einmal mehr, dass in unsicheren Phasen und turbulenten Märkten das Geschäftsmodell von Blackrock anhaltend starke Finanzergebnisse liefern kann“, sagte Larry Fink, Vorstandschef von Blackrock. Das Modell des Giganten fußt auf dem Nebeneinander von aktivem und passi- ven Geschäft – das sich nicht kannibalisiert: Sowohl aktive als auch passive Fonds ziehen frisches Geld an. Weiterhin investiert der Riese massiv in neue Technologien und bietet IT-Dienstleistungen für die Branche an. Erfolgreiche Genossen Trotz der schlechten Vorzeichen an den Märkten verbuchten unter den deutschen Fondshäusern sowohl Union Investment als auch die Deutsche Asset Management (Deutsche AM) ein weiterhin florierendes Geschäft. Die Dekabank hatte bis Redak- tionsschluss keine Zahlen für das vergan- gene Jahr veröffentlicht. Die Union schafft es in der EY-Aufstel- lung immerhin unter die Top 50 der Welt – und das als Anbieter mit Schwerpunkt auf dem Heimatmarkt. Der zentrale Fonds- anbieter der Genossenschaftsbanken eilt auch von Rekord zu Rekord und erzielte 2015 einen Vorsteuergewinn von 556 Mil- lionen Euro. Erlöse geben die Genossen nicht bekannt. Branchenkenner billigen dem Haus eine wohlüberlegte Strategie zu. Und bei Innovationen ist die Union gar nicht so behäbig, wie das Genossen-Image glauben lassen mag. Im Fintech-Bereich etwa bringt die Union rascher eine serien- reife Lösung auf den Markt als die ewig herumbastelnde Deutsche Bank. Aber auch die Deutsche-Bank-Tochter konnte ihre früher nur mäßige Profitabilität steigern. Die Cost-Income Ratio sank von 83,3 Prozent im Jahr 2013 zuletzt auf deutlich bessere 76,7 Prozent. Damit entwickelt sich die Fondssparte zum Juwel innerhalb der dar- benden Bank. Ein Grund ist auch das florie- rende ETF-Geschäft. Die Frankfurter konnten sogar im heiß umkämpften Stammmarkt der ETFs, den USA, Vertriebserfolge erzielen. Von der Wirtschaftlichkeit des Branchenpri- mus Blackrock ist die Deutsche AM aber noch weit entfernt. Zuletzt trübte sich das Bild zudem etwas ein: Nach sieben Quartalen in Folge mit Nettomittelzuflüssen zogen Anleger im vierten Quartal vier Milliarden Euro ab. Der Versicherungsriese Allianz wiederum bekam die Mittelabflüsse bei seiner US- Fondstochter Pimco zu spüren. Die Asset- Management-Sparte, die neben Pimco auch Allianz Global Investors umfasst, arbeitet zwar durchaus profitabel. Das Verhältnis aus Ertrag und Kosten (Cost-Income Ratio) der Gesamtsparte verschlechterte sich aber um mehr als fünf Prozentpunkte auf 64,5 Prozent. Auf einen Euro Umsatz kommt damit ein Ertrag von 35,5 Cent. Fieberhafte Strategiesuche Mit durchwegs hohen Abflüssen haben Aberdeen und der US-Anbieter Franklin Tem- pleton zu kämpfen. Die Schotten konnten im- merhin noch ihr Ergebnis stabil halten. Der Umsatz kletterte im Geschäftsjahr per Ende September 2015 um fünf Prozent auf 1,2 Mil- liarden Pfund. Unterm Strich blieb ein Ge- winn von 309 Millionen Pfund. Im Vorjahr waren es 307 Millionen. Die Kalifornier hin- gegen erlitten sowohl bei Umsatz wie auch beim operativen Gewinn einen Rückgang um jeweils sechs Prozent. Der Reingewinn brach gegenüber dem Vorjahr gar um 15 Prozent auf 2,04 Milliarden Dollar ein. Beide Häuser versuchen fieberhaft, diesen Trend zu stoppen. Sie erweitern ihre Produkt- palette um erfolgversprechende Bereiche wie Multi-Asset-Ansätze oder Hedgefonds und andere alternative Strategien. Franklin Templeton versucht außerdem sein Glück im passiven Geschäft und lancierte Smart- Beta-ETFs. Auch Legg Mason und andere Häuser springen hier auf. Beim Schaubild der Unterneh- mensberatung EY fällt schließlich ein Neu- einsteiger auf: Der chinesische Asset Ma- nager Tianhong schoss binnen kurzer Zeit mit einem verwalteten Vermögen von 165 Milliarden Dollar unter die Top 50. Der Grund für den raketenhaften Aufstieg: Ein Geldmarktfonds der Alibaba-Tochter wird über das Online-Bezahlsystem Alipay des Internetkonzerns vertrieben – und sam- melte quasi per Smartphone Milliarden ein. Dieses Beispiel zeigt, dass die Branche durchaus offen für Newcomer ist. Und bei allen Warnungen vor Kostendruck und Margenschwund: Die Fondsindustrie ist reizvoll für Neulinge, denn sie zählt immer noch zu den profitabelsten Branchen über- haupt. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I bilanzen der asset manager Foto: © Chritoph Hemmerich Larry Fink, BlackRock: „Unser Geschäftsmodell kann anhaltend starke Finanzergebnisse liefern.“ Profitable Verhältnisse Umsatz, operativer Gewinn und Kosten-Ertrags-Verhältnis ausgewählter Fondsanbieter Dargestellt sind Fondshäuser, die entsprechende Kennzahlen veröffentlichen und hierzulande im Vertrieb aktiv sind. * Geschäftsjahr per Ende September 2015 | ** Ebitda | Quelle: Unternehmensanga- ben | Umrechnungskurse von britischen Pfund und Euro in Dollar vom 7.3.2016 0 2.000 4.000 6.000 8.000 Jupiter** Janus** Schroders Aberdeen* Amundi Deutsche AM Allianz (AM) Franklin Templeton* BlackRock Umsatz in Mio. USD Operatives Ergebnis in Mio. USD 11,4 Mrd. USD 470 Mio. USD 4,6 Mrd. USD 240 Mio. USD Cost-Income-Ratio 57 % Cost-Income-Ratio 62 % Cost-Income-Ratio 65 % Cost-Income-Ratio 77 % Cost-Income- Ratio 52 % Cost-Income- Ratio 57 % Cost-Income- Ratio 44 % Cost-Income- Ratio 70 % Cost-Income-Ratio 49 %
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