FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
Unter Ihrem Vorsitz soll nun erstmals auch ein Überblick zu den einzelnen EU-Beratermärkten mittels einer Um- frage unter den FECIF-Mitgliedsver- bänden erstellt werden. Was hat es damit auf sich, und was erwarten Sie sich davon? Wir haben in Europa einen sehr fragmen- tierten Beratermarkt, und bis jetzt gibt es noch keine vernünftige Gesamtübersicht. Es führen zwar teilweise die einzelnen Ver- bände in den jeweiligen Ländern Statisti- ken, und es gibt auch Daten in öffentlichen Datenbanken, diese Informationen wurden allerdings nie zusammengeführt. Es gab dazu allerdings bis jetzt auch keine Not- wendigkeit, da die Richtlinien bisher im- mer auf nationaler Ebene umgesetzt wur- den. Nun sehen wir allerdings, dass wir Zahlen für ganz Europa brauchen, um ver- schiedene Fragen zu beantworten. Etwa wie viele Finanzberater gibt es eigentlich, in welchen Geschäftsbereichen sind sie tätig, und sind es dieselben wie vor der Finanzkrise? Oder können sich nun nur noch reiche Kunden Finanzberatung leis- ten? Wie viel Vermögen betreuen die Berater? Welche Produkte verkaufen sie? Aus diesen und weiteren Informationen werden wir dann auch den Beitrag der Berufsgruppen zum europäischen Brut- toinlandsprodukt und zu den Sozialversi- cherungssystemen hochrechnen. Es gilt also der gesamten europäischen Branche nach der Finanzkrise auf EU-Ebene ein Profil zu geben. Wie wird die Umsetzung der Umfrage in der Praxis aussehen? Das „European Financial Advice Market Research Project“ wird vom L’observatoire du Patrimoine de l’IPAG, einer Abteilung der Universität Nizza, zusammen mit FECIF durchgeführt. Unser ehemaliger Vorsitzender Vincent Derudder hat den Kontakt hergestellt, da er selbst als Rechtsprofessor an der Uni- versität tätig ist. Wir sind gerade dabei, den Fragebogen im Detail zu erstellen. Im Groben wird der Kernfragebogen etwas über 20 Punkte enthalten. Die Datensammlung wird voraussichtlich bis Mai dauern. Bis August sollten wir die Daten ausgewertet haben. Im September 2016 wollen wir dann den fertigen Report vorstellen. Der Zeitplan klingt sehr optimistisch, in Österreich haben Sie über die AFPA be- reits ein ähnliches Projekt abgewickelt, damals hat es deutlich länger gedauert. Warum glauben Sie, dass es jetzt so viel schneller gehen wird? Ja, in Österreich haben wird dafür elf Monate gebraucht. Ich bin auch gespannt, ob wir unseren Zeitplan einhalten werden. Natürlich werden nun deutlich mehr Personen bei der Studie mithelfen. Insgesamt werden an die zehn Leute beschäftigt sein, zusätzlich zu den Mitarbeitern der Verbände der einzelnen Länder. Es ist der erste Versuch, eine Umfrage in dieser Form für den gesamten europäischen Markt durchzuführen. Welche regulatorischen Themen werden die FECIF 2016 noch beschäftigen? Bis zu 39 neue Guidelines und technische Standards sind dieses Jahr noch zu Mifid II und Mifir angekündigt. Weitere Schwerpunkte sind die Regulierung von Geldmarktfonds und die Zulassung von alternativen Investment- fonds (AIFM) aus Drittländern. Das Private- Placement-Regime der Nationalstaaten für AIFM soll evaluiert und möglicherweise außer Kraft gesetzt werden. Überarbeitet wird auch das Reporting von UCITS und AIFM. Für PRIIPs werden Regulierungsstandards unter anderem zur Gestaltung der Informa- tionsdokumente (KID) für Endkunden er- arbeitet. Vielen Dank für das Gespräch. GEORG PANKL | FP 261 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 che ein Profil zu geben“ Johannes Muschik, FECIF: „Wir haben in Europa einen sehr fragmentierten Beratermarkt, und bis jetzt gibt es noch keine vernünftige Gesamtübersicht.“ Das „European Financial Advice Market Research Project“ des Verbandes soll das ändern.
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