FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
263 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Wie schaffen es die Franzosen, so profitabel zu arbeiten? Eine Antwort auf diese Frage findet sich in Frankfurt. Dort hat Amundi ihre Deutschland-Niederlassung, zusammen in einem Haus mit der Mutter Crédit Agricole. Das Geschäft leitet Gottfried Hörich, der von J.P. Morgan Asset Management zu demWett- bewerber wechselte, um die Lücke zu füllen, die nach dem Abgang des langjährigen Deutschlandchefs Hubert Dänner entstanden ist. „Amundi ist sehr effizient aufgestellt. Die eine oder andere Blase in Bezug auf Mitar- beiterzahl und Gehälter haben wir nicht mit- gemacht“, sagt Hörich. „Dennoch können wir in vielen Märkten gute Leute nicht nur über den höchsten Preis, sondern über die Attrak- tivität unseres Hauses gewinnen.“ Erklärtes Ziel aus der Zentrale ist, bei der Cost-Income Ratio keinesfalls die Schwelle von 55 Prozent zu reißen. „Die Kunst ist, die- se Marke einzuhalten und zugleich in Wachs- tum zu investieren“, erläutert Hörich. „Wird sich diese Maßgabe für immer einhalten las- sen? Je nach Markt- und Geschäftsentwick- lung kann dies durchaus schwierig werden“, schränkt Hörich ein. Aber grundsätzlich solle dieses Ziel nicht überschritten werden. Investitionen bedeuten bei Amundi vor al- lem Produktinnovationen. Wie viele französi- schen Asset Manager eher quantitativ ange- haucht, tüftelt das Team an immer neuen The- men und Produktideen. Mit den Großbanken im Rücken hat das Haus auch eine hauseigene Abteilung für Strukturierungen und Kapital- garantien. Bislang setzt Amundi auf organi- sches Wachstum, erobert Schritt für Schritt neue Märkte und Kundengruppen außerhalb des darbenden Heimatmarktes. Der Abstand zu den Verfolgern soll ausgebaut werden. Passive Wachstumstreiber Zukäufe spielen keine große Rolle – bisher. Immerhin übernahm Amundi 2015 in Öster- reich die Fondstochter der Bawag PSK. „Es ist durchaus die strategische Absicht, ähnliche Chancen zu ergreifen, sofern sie sich bieten. Dass der Fondsmarkt in Europa von uns und anderen Asset Managern aufmerksam beob- achtet wird, ist kein Geheimnis“, sagt Hörich. Doch er schränkt zugleich ein: „Investments, die uns langfristig über Richtgrößen – etwa bei der Cost-Income Ratio – hinausbrächten, werden wir infrage stellen.“ Kräftig investiert werden soll aber in den passiven Bereich. Besonders börsengehan- delte Indexfonds (ETFs) versprechen hohes Wachstum. Amundi rangiert hier als fünft- größter Anbieter in Europa. Die Vorgabe von Vorstandschef Perrier: Das derzeit verwaltete Vermögen von 60 Milliarden Euro soll sich in den kommenden drei Jahren verdoppeln. „ETF-Anbieter leben davon, mit Innovationen immer wieder neue Schlagzeilen zu machen“, erläutert Hörich die Strategie. „Wenn ein Anbieter gerade so am wirtschaftlichen Limit arbeitet und nicht genug Ressourcen in Inno- vation steckt, läuft er Gefahr, von innovative- ren Konkurrenten überrannt zu werden.“ Aber auch hier schauen sich die Franzosen nach Zukaufmöglichkeiten um. Die Gefahr einer Kannibalisierung des aktiven durch das passive Geschäft sieht man bei Amundi nicht. „Der Aufbau des ETF- Geschäfts hat nicht dazu geführt, dass wir uns einer bestimmten Fokussierung beraubt hät- ten“, erläutert Hörich die Einstellung des Ma- nagements. „Selbst wenn wir unser passives Geschäft herausnähmen, wären wir immer noch ein breit aufgestellter Anbieter.“ Durchschnittliche Performance An einem Punkt müssen die Franzosen aber arbeiten: der Performance ihrer Produkte. Die rangiert offenbar eher im Durchschnitt. So hat die Ratinggesellschaft Morningstar die Anbieter in Europa nach dem Anteil ihrer Publikumsfonds mit einem Rating von vier und fünf Sternen ausgewertet. Per Ende Dezember 2015 rangierte Amundi nicht unter den besten 20 Gesellschaften. Werden die Fonds nach ihrem Volumen gewichtet, liegen nur 34 Prozent der Amundi-Assets in Vier- oder Fünf-Sterne-Portfolios. Spitzenreiter wie Invesco, Henderson oder Columbia Threadneedle erreichen über 70 Prozent. „In etlichen Bereichen haben wir erstklas- sige Produkte, bei einigen anderen arbeiten wir noch an der Nachhaltigkeit der Ergeb- nisse“, entgegnet Hörich. Zudem wolle sein Haus der Klassifizierung der Produkte bei Datenanbietern künftig mehr Aufmerksamkeit schenken. Denn eines ist klar: Eine schlechte Fondsperformance bremst Wachstum und Gewinn. SEBASTIAN ERTINGER | FP Der Weg zum Schwergewicht Der vergleichsweise junge Asset Manager wuchs in den vergangenen Jahren deutlich und rangiert nunmehr nach verwaltetem Vermögen auf Platz zehn der weltweit größten Fondshäuser. Der Grund für den Anleihen- und Geldmarktüberhang beim verwalteten Vermögen sind die noch für die Versiche- rungen der Gründungsbanken Crédit Agricole und Société Générale betreuten Gelder. Quelle: Amundi Verwaltetes Vermögen 2011 659 Mrd. Euro 2012 727 Mrd. Euro 2013 777 Mrd. Euro 2014 866 Mrd. Euro 2015 985 Mrd. Euro Nettogewinn 2011 423 Mio. Euro 2012 486 Mio. Euro 2013 451 Mio. Euro 2014 488 Mio. Euro 2015 519 Mio. Euro Verwaltetes Vemögen nach Anlageklassen 2015 Anleihen 498 Mrd. Euro Aktien 125 Mrd. Euro Mischfonds 117 Mrd. Euro Geldmarkt 181 Mrd. Euro Alternatives 65 Mrd. Euro Mittelflüsse nach Vertriebsweg Vertriebsnetz Frankreich ’15 –3,6 Mrd. Euro Vertriebsnetz international 2015 33,1 Mrd. Euro Vertrieb durch Dritte 2015 12 Mrd. Vertrieb Retail gesamt 2015 41,5 Mrd. Euro Institutionelle gesamt 2015 38,3 Mrd. Euro Nettomittelflüsse 2011 –35 Mrd. Euro 2012 15 Mrd. 2013 10 Mrd. Euro 2014 35 Mrd. Euro 2015 80 Mrd. Euro
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