FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
276 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 die Frauen der Fondsbranche mehrheitlich den Rücken gekehrt haben. Zum Teil sind sie zu ausländischen Gesellschaften gewechselt. Von einer Frauenquote von 30 Prozent, die das Netzwerk innerhalb von fünf Jahren gern erreichen möchte, sind die aktuellen Zahlen allerdings noch weit entfernt. Auch ein Blick auf die Zusammensetzung der Teams, die in Deutschland zugelassene Fonds managen, zeigt, dass sich Frauen in der Investmentbranche noch nicht durchgesetzt haben. Insgesamt beläuft sich das von den 6.968 Fonds verwaltete Vermögen auf 3,1 Bil- lionen Euro. Davon werden 83,2 Prozent von männlichen und 9,8 Prozent von gemischten Teams betreut. Rein weibliche Management- teams machen magere sieben Prozent aus. Und bei Fonds, die nur von einem Manager verwaltet werden, ist die Frauenquote mit 9,9 Prozent auch nicht überwältigend. Keine Frage des Könnens Mit dem Können der Frauen hat ihre gerin- ge Präsenz im Asset Management allerdings nichts zu tun. Ihre Fonds schneiden im Ster- ne-Rating von Morningstar genauso gut ab wie die von Männern. Und: Frauen managen in der Regel sogar die größeren Fonds. So liegt das durchschnittliche Volumen von Port- folios, die von rein weiblichen Teams verwaltet werden, bei 613,2 Millionen Euro. Bei rein männlicher Besetzung des Managementteams sind es nur 490,8 Millionen Euro. „Das könnte daran lie- gen, dass Frauen oft institutionelle Ren- tenfonds, Geldmarktfonds oder ETFs verwalten, die tendenziell höhere Volu- mina haben“, sagt Dembowski. So stellt sich die Frage, was denn nun der Grund dafür ist, dass Frauen als Asset Manager derart unterrepräsentiert sind. „Das Bild, das man allgemein mit dem Kapitalmarkt verbindet, ist männer- geprägt“, erklärte Anja Mikus, verant- wortlich für die Anlagestrategie bei Arabesque Asset Management, beim Fondsfrauen-Gipfel. „Die Fondsbranche ist immer noch sehr männlich geführt, dort herrscht ein eher rückwärtsgewand- tes Frauenbild.“ Und Personalmanager richteten sich nun einmal am Bild ihrer Auftraggeber aus. Doch allein damit kann die geringe Präsenz von Frauen im Asset Manage- ment nicht erklärt werden. Eine weitere Ursache ist sicherlich, dass Frauen stär- ker als ihre männlichen Kollegen ein Umfeld benötigen, in dem sie Beruf und Familie gut vereinbaren können. Auch brau- chen sie mehr weibliche Vorbilder. Vor allem aber brauchen sie mehr Mut und Selbst- bewusstsein, etwa um ihr Interesse an einer Führungsposition überhaupt anzumelden. „Ich erinnere mich daran, dass mein Chef mich verwundert angeschaut hat, als ich ihm sagte, ich würde gern eine bestimmte Position übernehmen, die frei wurde“, berichtet Anja Mikus. Sie ist Chefanlagestrategin bei Arabes- que Asset Management in Frankfurt. Es sei gar nicht so schwer gewesen, den Job zu be- kommen. „Aber von sich aus wäre mein Chef nicht auf die Idee gekommen, dass ich inter- essiert sein könnte“, sagt Mikus. Frauen soll- ten sich unbedingt mehr zutrauen, davon ist die Fondsmanagerin überzeugt. In „dienenden“ Funktionen Dafür sprechen auch die Ergebnisse der Studie „Gender Diversity in der deutschen Asset-Management-Indus- trie“, die die Wirtschaftsprüfungsgesell- schaft KPMG in Zusammenarbeit mit den Fondsfrauen erstellt hat. Der Unter- suchung zufolge sind imAsset Manage- ment zwar immerhin 41 Prozent der Mitarbeiter weiblich; in den Bereichen, die als besonders prestige- und karriere- trächtig gelten, zum Beispiel im Port- foliomanagement selbst, dominieren je- doch Männer. Frauen sind eher in soge- nannten „dienenden Funktionen“ zu fin- den, etwa im Personalmanagement, in den Kommunikationsabteilungen oder in der Buchhaltung. „Das sind echte ‚Pink Ghettos‘“, erklärte Karen Ferdi- nand, Partnerin bei KPMG, beim Gip- feltreffen der Fondsfrauen. Die Teilneh- merinnen – und auch die Teilnehmer – waren sich einig: Aus diesen „Pink Ghettos“ müssen Frauen heraus. ANDREA MARTENS | FP vertrieb & praxis I frauen im asset management Foto: © Christian Martin, Chris Marten Photo- & Videography Ende Januar fand erstmals am Vortag des FONDS professionell KONGRESS in Mannheim der Fondsfrauen-Gipfel statt. Zur Premiere kamen 170 Teilnehmerinnen – und einige wenige Männer. Verwalten statt managen Frauenanteil in der deutschen Asset-Management-Industrie nach Funktionsbereichen in Prozent Frauen dominieren in unterstützenden Bereichen wie dem Personalwe- sen. In Kernbereichen wie dem Portfoliomanagement sind sie selten zu finden – vor allem in Führungspositionen. Quelle: KPMG/Fondsfrauen 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % Portfolio- Management Vertrieb Produktent- wicklung IT/Organisation Middle-Office Rechnungs- wesen Back-Office Marketing Personal 50 % 91 % 47 % 75 % 41 % 62 % 24 % 42 % 12 % 28 % 18 % 21 % 18 % 22 % 0 % 22 % 6 % 19 % 6 % Frauenquote Führungs- ebene Frauenquote insgesamt
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