FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

des Pensum, das da auf Sie zukommt. Manche Beobachter unken bereits, Sie würden damit auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen, nachdem Ihre Grup- pe gerade erst im vergangenen Jahr die Integration der Seydler-Bank wie auch den Merger von Oddo Meriten Asset Management stemmen musste. Können Sie solche Einwände nachvollziehen? Oddo: Keineswegs, im Gegenteil, ich freue mich auf die vor uns liegenden Aufgaben. Zudem ist die Übernahme von Seydler abge- schlossen, und auch im Hinblick auf den Zusammenschluss von Oddo Meriten Asset Management ist bereits vieles an Integrations- arbeit getan. Außerdem haben wir für jede Sparte, in der wir aktiv sind, bereits die nöti- gen Managementteams an Bord, die die ope- rative Verantwortung für ihren jeweiligen Bereich übernehmen. Aus diesem Grund wer- de ich mein Augenmerk in der nächsten Zeit vornehmlich auf die Integration der BHF- Bank legen können. Ich werde drei Tage in der Woche in Frankfurt sein und zwei Tage hier in Paris. Allerdings rechne ich schon damit, dass die gesamte Integration der BHF- Gruppe insgesamt zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen wird. Zumal es über die Bankaktivitäten hin- aus meines Wissens noch keine Entschei- dung über die Zukunft der beiden Toch- tergesellschaften Frankfurt-Trust und BHF-Trust gibt. Ist das richtig? Oddo: Für Spekulationen in diese Richtung ist es tatsächlich noch zu früh. Es ist jetzt wichtig, einen Schritt nach dem anderen zu tun, denn es gilt zunächst große Bereiche wie Wealth Management und Asset Management aber auch Investment und Corporate Banking sowie Backoffice und IT zu integrieren. Des- halb werden wir zunächst unsere gesamte Konzentration auf die BHF-Bank legen, um gemeinsam mit den Mitarbeitern eine neue Gruppe zu formieren. Unsere Vision ist, so etwas wie eine „BHF-Bank 3.0“ zu schaffen. Eine wichtige Frage dabei: Werden die Mitarbeiter mitziehen? Oddo: Davon bin ich überzeugt. Die meisten Mitarbeiter sind schon sehr lange bei der BHF-Bank und haben zum Teil sehr lang- fristige Kundenbeziehungen aufgebaut. Aller- dings hat es nach meiner Wahrnehmung innerhalb der Bank in der Vergangenheit an Stabilität gefehlt. Das war vor allem bedingt durch ständig wechselnde Besitzverhältnisse in den vergangenen 15 Jahren. Immerhin hat die BHF-Bank in dieser Zeit sechs Mal den Eigentümer gewechselt. Wir bringen die not- wendige Stabilität zurück. Aber was werden Sie konkret anders machen? Und wann soll Stabilität auch zu Profitabilität führen, wenn man bedenkt, dass die Integration der neuen Gruppe zunächst einmal vor allem Kosten verursachen wird? Oddo: Wir sind durchaus bereit, die Kosten für Investments in bestimmte Bereiche zu tra- gen, schon allein um möglichst viele Talente in der Bank zu halten und zu fördern. Außer- dem werden wir den Mitarbeitern die Mög- lichkeit bieten, am Unternehmen und am Er- gebnis der Bank beteiligt zu sein. In unserem französischen Mutterhaus Oddo & Cie. haben wir eine solche Möglichkeit schon sehr lange umgesetzt. Dort befinden sich bereits heute gut 30 Prozent der Unternehmensanteile in den Händen von circa 60 Prozent der Mitar- beiter. Und wie soll es im Asset Management weitergehen, Herr Chaput? Chaput: Wir haben schon so etwas wie ein Alleinstellungsmerksal innerhalb der Invest- mentindustrie. Aufgrund der Historie der bei- den ehemals selbstständigen Gesellschaften setzt sich die neue Oddo Meriten Asset Ma- nagement im Hinblick auf deren Klientel zu rund 55 Prozent aus deutschen Kunden und zu etwa 38 Prozent aus französischen Kunden zusammen, der Rest liegt in anderen Ländern, insbesondere in Italien und der Schweiz. Be- sondere Chancen bietet dabei aus unserer Sicht die Heterogenität unseres Geschäfts. Der deutsche Teil, die ehemalige Meriten, war ins- besondere auf institutionelle Kunden ausge- richtet, während wir mit unserem franzö- sischen Geschäft schon seit Langem neben institutionellen Investoren vor allem auch Privatkunden und den Wholesale-Bereich be- dient haben. In der Zusammenführung unter einer eigenen Marke können nun beide Seiten voneinander profitieren, um eher früher als später als integrierte Gesellschaft mit einer ganz eigenen Unternehmenskultur und einem Philippe Oddo: „Eine partnerschaftliche Kooperation zwischen Frankreich und Deutschland ist aus unserer Sicht auch nach vorne blickend sozusagen die Zukunft beider Staaten. Und wir sind ein Teil davon.“ bank & fonds I philippe oddo, nicolas chaput | oddo meriten asset management 288 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 » Wir sind der einzige wirklich deutsch-französische Anbieter im Markt, der zudem auch noch vollkommen unabhängig agiert. « Philippe Oddo, Oddo & Cie. Foto: © François Daburon

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