FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

301 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Zinsen für den Kredit berappen. Da Smava keine eigene Banklizenz hat, arbeitet man mit der Münchner Fidor Bank zusammen. Die Bank mit ihrem quirligen Chef Mathias Kröner sorgt für die aufsichtsrechtlich korrek- te Abwicklung der Geschäfte. Offiziell vergibt die Fidor Bank die über „Kreditprivat“ bean- tragten Darlehen und verkauft diese ohne Auf- schlag an die privaten Anleger weiter. Das Geschäftsmodell scheint aufzugehen: Smava vermittelte bisher rund 600 Millionen Euro an Ratenkrediten. Das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 140 Mitarbeiter. Banking per Smartphone Auch das Fintech „Number 26“ hat große Ambitionen. Das junge Unternehmen möchte nicht weniger als das gesamte Privatkundenge- schäft revolutionieren: „Wir machen das Smartphone zum Mittelpunkt des Bankge- schäfts und Bankfilialen obsolet“, sagt Firmen- gründer Valentin Stalf. Bei der Namensgebung haben sich die Jungunternehmer von Erno Ru- biks Zauberwürfel inspirieren lassen, der aus 26 einzelnen Würfeln besteht. „Der Zauber- würfel ist unglaublich komplex, und trotzdem kann man ihn mit der richtigen Strategie in nur wenigen Schritten lösen“, erklärt Stalf den Na- men. „Es ist unsere Inspiration, auch das kom- plexe Bankensystem mit der richtigen Strategie einfach lösen zu können.“ Das Unternehmen bietet ein kostenfreies Girokonto mit Kreditkarte an, das man aus- schließlich per Smartphone führen kann. Ge- nau wie die Macher von Smava will auch Stalf seine Kunden nicht war- ten lassen. Die Kontoeröffnung dauert nach eigenen Angaben nur acht Minuten und läuft komplett über das Smartphone oder den Computer mit Kame- ra – papierlos mittels Videoi- dentifikation. Auch ein Dispo ist schnell eingeräumt: Nach Kontrolle der Gehaltsangaben und der Beschäftigungsdauer sowie einer Schufa-Abfrage kann der Kunde einen Überzie- hungsrahmen von bis zu 2.000 Euro sofort nutzen. Die für die Geschäfte not- wendige Banklizenz kommt von der deutschen Wirecard Bank, die seit 2006 sowohl im Privat- als auch im Geschäfts- kundenbereich aktiv ist. Das Institut gehört zur britischen Wirecard-Gruppe, die weltweit im Bereich des elektronischen Zahlungsverkehrs tätig ist. Offene Schnittstellen Anders als viele etablierte Banken, die auf hauseigene Angebote setzen, zeigt sich Num- ber 26 offen für neue Produktideen. „Wir glauben daran, dass es viele Unternehmen gibt, die einzigartige Produkte im Banking kreieren. Das unterscheidet uns von den tra- ditionellen Geldhäusern“, so Gründer Stalf. Dienstleistungen werden über eine offene technische Schnittstelle in das Angebot der Bank integriert und dem Kunden als App auf dem Smartphone bereitgestellt. So erlaubt „Moneybeam“ Überweisungen in Echtzeit an Empfänger, die ebenfalls ein Konto bei Num- ber 26 besitzen. Und die App „Just spent“ soll Nutzern helfen, den Überblick über ihre Aus- gaben zu behalten. Das klingt komfortabel, ist aber nicht völlig ohne Risiko. Wer Banking-Apps fremder Her- steller integriert, muss sich fragen lassen, wie diese mit den sensi- blen Daten umgehen. Number 26 versichert, dass man die hohen deutschen Datenschutzstandards einhält und alle personenbezoge- nen Daten schützt. Auf der Inter- netseite räumt das Unternehmen jedoch ein, dass beim Gebrauch der angebotenen Apps Daten zum Nutzungsverhalten anonymisiert an beauftragte Dienstleister wei- tergegeben werden. Dieses Vor- gehen sei marktüblich, heißt es. Im Februar berichteten der Blogger Christian Hawkins und das Onlinemagazin Gründersze- ne.de von einem Sicherheitspro- blem bei der von Number 26 aus- gegebenen Mastercard. Der Chip auf der Prepaid-Kreditkarte spei- chert angeblich Daten über getä- Bloß nichts Neues „Welche Hemmnisse stehen Ihrer Meinung nach Innovationen in der deutschen Finanzbranche entgegen?“ Antworten von 100 befragten Geschäftsführern und Vorständen von Finanzunternehmen Der Branchenverband Bitcom ließ 100 Führungskräfte aus Finanzunternehmen befragen, woran es ihrer Meinung nach liegt, dass Innovationen im Finanzsektor nur selten eine Chance haben. Die Topmanager geben daran den Kunden selbst und den Aufsichtsbehör- den die Schuld. An frischem Wind durch Fintechs mangelt es jedenfalls nicht. Quelle: Bitcom 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Skepsis der Bürger Zu strenge Regulierung Fehlende Mittel für Forschung und Entwicklung Fehlende IT-Spezialisten Zu wenige Start-ups im Finanzbereich 93 % 81 % 32 % 18 % 5 Wer online shoppt, aber dennoch mit Bargeld bezahlen möchte, kann das inzwischen tun. Das Start-up Barzahlen.de erlaubt es, den Interneteinkauf beispielsweise an der Kasse eines Rewe-Supermarktes zu bezahlen.

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