FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
302 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 tigte Transaktionen, die leicht auslesbar sind. Dieses Vorgehen entspricht nach Meinung der IT-Experten nicht dem Marktstandard. On- und Offline-Welt verbinden Trotz aller Diskussionen um die Datensi- cherheit scheint das Konzept von Number 26 gut anzukommen. Seit dem Start im Jahr 2014 gewannen die Newcomer über 100.000 Kunden mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren. Ob die Smartphone-Bank mit ihrem Geschäftsmodell mittelfristig Gewinn machen wird, bleibt fraglich. Denn das Unternehmen verdient sein Geld nach eigenen Angaben hauptsächlich über Transaktionsgebühren von Händlern sowie mit Einlagen der Kunden, die Number 26 bei der Wirecard Bank anlegt. In Zeiten niedriger Zinsen und sinkender Trans- aktionsgebühren kann da derzeit nicht viel her- ausspringen. Die Investoren, darunter Ventu- re-Capital-Geber wie Earlybird, Paypal-Grün- der Peter Thiel und Axel Springer, glauben dennoch an die Idee. Sie finanzieren die Ex- pansion in sieben weitere europäische Länder. Mit 100 Prozent Datenschutz im Internet wirbt das Start-up „Barzahlen“ – zumindest was die Kontodaten der Nutzer betrifft. Die Idee des jungen Unternehmens mutet auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich an: Es bietet einen Service, mit dem man seine Einkäufe im Internet bar bezahlen kann. Dies ist vor al- lem für Käufer interessant, die online shoppen gehen, ihre sensiblen Konto- oder Kreditkar- tendaten aber nicht dem Verkäufer mitteilen möchten. Es geht ganz einfach: Nach dem Kauf im Netz druckt man sich am heimischen Drucker einen Zahlschein mit Barcode aus oder erhält eine SMS auf sein Handy ge- schickt. Damit geht der Kunde zu einer der über 9.000 Akzeptanzstellen, darunter die DM-Drogerie oder der Telekom-Shop um die Ecke. Hier wird der Barcode an der Kasse eingescannt und der Kunde bezahlt seinen Interneteinkauf in bar. Alternativ kann er auch mit der EC- oder Kreditkarte zahlen. Der In- ternetshop wird zeitgleich über die Zahlung informiert und verschickt den Einkauf. Hinter Barzahlen steht das 25-köpfige Team der Cash Payment Solutions um die jungen Berliner Gründer Florian Swoboda, Achim Bönsch und Sebastian Seifert. Das Unternehmen kooperiert bei der Zahlung vor Ort mit der Deutschen Telekom, dem Han- delsriesen Rewe und dem Telekomunterneh- men Mobilcom-Debitel. Mittlerweile akzep- tieren 7.500 Onlineshops wie Shopping.de, aber auch der Textilhersteller Schiesser oder der Versicherer Ergodirect diese traditionelle, fürs Netz jedoch innovative Zahlungsart. Trotz der renommierten Partner, die sicherlich für reichlich Umsatz sorgen, gibt die Firma derzeit keine Informationen zur Anzahl der bisher abgewickelten Transaktionen heraus. Zu den Barzahlen-Kunden zählen auch die Stadtwerke Düsseldorf. Der Energieversorger schlägt sich selbst im digitalen Zeitalter noch mit einer großen Zahl an Verbrauchern herum, die ihre Stromrechnungen nur bar bezahlen können oder wollen. Doch die Einrichtung einer entsprechenden Zahlstelle ist naturge- mäß mit hohen Kosten für Personal, Raum- miete und Bargeldtransfer verbunden. Das ist jetzt überflüssig: Die Kunden können ihren Strom künftig bei den 9.000 Akzeptanzstellen von Barzahlen bezahlen. Geld einzahlen im Supermarkt Genau wie andere Fintechs kommt auch Barzahlen nicht ohne Bank im Hintergrund aus: Die ehemalige Nordfinanz Bank aus Bre- men, die 2014 in Greensill Bank umfirmierte, wickelt die Zahlungen ab. Seit Ende letzten Jahres bietet Barzahlen über die erwähnten Akzeptanzstellen auch das Ein- und Auszah- len von Bargeld auf das eigene Girokonto an. „Der Bargeldservice ist für den Kunden kom- plett kostenfrei. Anders als bei den bisherigen Angeboten einiger Einzelhändler muss dabei kein Mindesteinkaufswert erreicht werden. Der Kunde kann auch einfach nur Geld abhe- ben oder einzahlen, ohne bei dem Händler einzukaufen“, so Swoboda. Das Start-up will den Service auch Direkt- und Internetbanken anbieten, die über kein eigenes Filialnetz ver- fügen oder sich aus Kostengründen keinem Auszahlungspool anschließen möchten. Sven Noppes, Vorstandsmitglied der Grenke Bank, die sich an dem Newcomer beteiligt hat, ist von dem Start-up überzeugt: „Barzahlen hat das Potenzial, die Filialstruktur von Banken für Ein- und Auszahlungen durch den Einzel- handel nachhaltig sehr effizient zu ergänzen.“ Einen ersten Bankpartner für den Bargeld- service konnte Barzahlen übrigens schon ge- winnen: Number 26. MARCUS HIPPLER | FP bank & fonds I banking-fintechs Foto: © Number 26, Smava Alexander Artopé, Smava: „Es ist nicht zeitgemäß, auf die Genehmigung eines Antrags warten zu müssen.“ Valentin Stalf, Number 26: „Wir machen das Smartphone zum Mittelpunkt des Bankgeschäfts.“ Bafin nimmt Fintechs ins Visier Für die aufstrebenden Finanz-Start-ups wird es in Sachen Aufsicht keine Sonderbehandlung geben. Dem Anliegen einiger Branchenteilnehmer, den jungen Unternehmen eine Art „Regulierungs-Sandkasten“ zu bieten, wie es in Großbritannien geplant ist, erteilte Bafin-Präsident Felix Hufeld zu Jahresbeginn eine klare Absage. „Für Fintechs gibt es kein aufsichtsrechtliches Hätscheln. Aufsicht trägt dazu bei, dass Kunden auch einem Fintech vertrauen kön- nen. Damit ist sie auch ein Qualitätssiegel, das manche Unternehmen auch so einsetzen“, so Hufeld. Gleichwohl möchte die Aufsicht die innovativen Unter- nehmen nicht mit überbordender Bürokratie und zu hohen Markteintrittsbarrieren belasten. „Es ist nicht unsere Auf- gabe, alteingesessenen Unternehmen die junge Konkur- renz vom Hals zu halten. Der Zweck von Regulierung und Aufsicht besteht nicht darin, bestehende Arten unter Naturschutz zu stellen“, betont Hufeld. Die Bafin plant in diesem Jahr ein eigenes Team einzurichten, das Fintechs als Ansprechpartner für regulatorische Fragen dienen und den Genehmigungsprozess verkürzen soll.
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