FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

306 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Versicherer lassen diesen Teil der Kickbacks in die Überschüsse einfließen. Damit wird die Ablaufleistung um Summen erhöht, die nicht aus den Beiträgen und der Renditeentwick- lung der Assets stammen, sondern rein durch Kosten refinanziert sind. „Genau so war es auch in der Kalkulation mit der Renditeerwartung von null Prozent“, erklärt Block. So ergab sich eine Ablauf- leistung, obwohl damit kalkuliert wurde, dass die Fonds in der Police keinerlei Erträge erzielen würden. „Aber so zu rechnen ist doch Augenwischerei“, erklärt Block. „Wenn man das zu Ende denkt, bedeutet es doch, dass die Ablaufleistung umso höher ist, je mehr Kick- backs die Versicherungsgesellschaft in die Überschüsse einrechnet“, sagt Block. Damit finanziere der Inhaber der Police sozusagen von der linken Tasche in die rechte Tasche. „Ein äußerst merkwürdiges Modell“, findet Vermittler Block. Echter Vergleich nicht möglich Merkwürdig mag es sein, rechtlich ist dagegen allerdings nichts zu einzuwenden. Zumal die Versicherer in ihren Policen an irgendeiner Stelle meist schon angeben, wie gerechnet wird. „Aber wer liest das schon im- mer alles?“, fragt Mark Ortmann, Geschäfts- führer des ITA Instituts für Transparenz in Berlin. Das tatsächliche Problem ist aber, dass die Vergleichsrechner meist nicht berück- sichtigen, wie die Ablaufleistung zustande kommt. „Das ärgert mich“, sagt Block. Er wolle seine Kunden schließlich gut beraten. Ein echter Vergleich sei so aber nun einmal nicht möglich. „Es ist doch klar, dass Policen im Ranking weiter nach unten rutschen, wenn ein Unternehmen transparent ausweist, was es an Überschüssen tatsächlich erzielt und was lediglich aus den Kickbacks kommt“, sagt Block. Ortmann kennt das Problem sehr gut. „Ich halte schon seit zehn Jahren immer wieder Vorträge zu diesem Thema“, sagt er. Es erstaune ihn oft, dass viele Makler sich der Problematik nicht bewusst seien. „Immerhin haben wir jetzt die ,Reduction in Yield‘, das ist schon ein wesentlicher Fortschritt“, sagt der Experte. Zuvor mussten Versicherer die Kickbacks gar nicht berücksichtigen. Die Hersteller der Vergleichsrechner selbst halten sich mit Erklärungen zurück. Das Pro- blem sei bekannt, aber die IT erlaube bisher noch keine Lösung, heißt es. „Letztendlich ist es mir auch egal, warum die Vergleichsportale nichts unternehmen, um diese schiefen Ran- kings zu beseitigen“, sagt Block. Er wolle sich nur gern auf die Programme verlassen können und seinen Kunden nicht mit dem völlig fal- schen Produkt kommen. Versicherungsmaklern, denen es genauso geht, bleibt nur eine Möglichkeit: selbst rech- nen. Das ist aber enorm aufwendig und kostet Zeit, die für Beratungsgespräche fehlt. „Die Sache mit den Kickbacks ist auch nicht die einzige Methode, mit der Versicherer die Ablaufleistung ihrer Fondspolicen tunen und auf die man achten muss“, sagt Block. In der Tat: So gibt es Unternehmen, die mit sehr niedrigen Versicherungskosten werben, was die Ablaufleistung – theoretisch – erhöht. Im Ranking der Vergleichsrechner landet die Police dann auf einem vorderen Platz. Aber: Die Versicherungskosten werden nicht garan- tiert. Steigen diese während der Laufzeit, ist die kalkulierte Ablaufleistung natürlich hin- fällig. „In einem solchen Fall hat man noch nicht einmal eine Rechengrundlage, um das Produkt mit anderen Policen zu vergleichen“, sagt Block. Zwar müsse bei der Kalkulation von Ablaufleistungen natürlich immer mit An- nahmen gearbeitet werden. „Aber Versiche- rungskosten, die sich jederzeit erhöhen kön- nen, lassen nicht einmal eine annähernd rea- listische Berechnung zu“, schimpft Block. Ein anderes Modell, das einen vernünftigen Vergleich von Ablaufleistungen schwierig macht, funktioniert über Spiegelfonds. Dabei bauen die Versicherer einen gängigen Fonds nach. Eine Praxis, gegen die grundsätzlich nichts einzuwenden ist. So hat etwa ein Anbieter den Fondsklassiker Carmignac Pa- trimoine (ISIN FR0010135103) gespiegelt und seine Fondspolicen mit dieser Version be- stückt. Dabei liegen die Managementkosten für das gespiegelte Produkt deutlich höher als beim Originalfonds. Ein Blick in die Fondsdaten zeigt: Während der Carmignac Patrimoine Verwaltungsgebüh- ren von 1,5 Prozent ausweist, werden bei Spiegelfonds 1,95 Prozent berechnet. „Wenn man sich das anschaut, ist man zunächst ein- mal irritiert und fragt sich, warum der gespie- gelte Fonds so viel teurer sein soll als das Pendant“, sagt Block. Wer etwas genauer hin- sieht, versteht jedoch schnell, was dahinter- steckt: Die Mehrkosten vereinnahmt der Anbieter nicht für sich, sondern lässt sie als Treueboni seinen Kunden zukommen. So steht es laut Block in der Police. Durch dieses Modell erhöht sich die Ablaufleistung des Vertrags. Weiterer Nebeneffekt: In den Ran- kings der Vergleichsrechner landet das Pro- dukt weiter oben, als es ohne diese Rechnung der Fall gewesen wäre. Selbst finanzierte Belohnung „Es ist ohnehin schon reichlich seltsam, wenn Inhaber von Fondspolicen sich sozu- sagen ihre eigene Belohnung finanzieren“, sagt Block. Aber dass Maklern solche Pro- dukte in den Rechnern quasi als „Sieger“ prä- sentiert werden, dürfe eigentlich nicht sein. Genauso wenig, dass es auch Versicherer ge- be, die Ausgabeaufschläge in der RIY nicht berücksichtigten, obwohl sie vereinnahmt würden. Das hilft ebenfalls im Ranking der Vergleichsrechner. „Wenn die Rechner in ihren Rankings sol- che Dinge nicht berücksichtigen können, dann sollten sie die ,Reduction in Yield‘ am besten zweimal angeben“, findet der Makler. Einmal inklusive der Überschüsse und dann noch einmal ohne. „Dann könnte man wenigstens selbst leichter nachrechnen.“ Aber so sei Ver- mittlern der Blick doch leicht verschleiert. Das irritiere ihn, und das mache ihn wirklich sauer. ANDREA MARTENS | FP fonds & versicherung I kosten von fondspolicen Foto: © Johannes Fiala Johannes Fiala, Kanzlei Fiala: „Versicherer müssen rechtlich gesehen nicht über Kickbacks aufklären.“ » Mit der Reduction in Yield ist auf jeden Fall ein Fortschritt in Sachen Transparenz erzielt worden. « Mark Ortmann, ITA

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