FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

314 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 heraus, dass man nur als betreuender Makler einfachen Zugriff auf alle für die Beratung notwendigen Daten des Kunden erhält, sodass wir die Bestände brauchten.“ Den Fintechs kommt zugute, dass viele ihrer etablierten Maklerkollegen in absehba- rer Zeit in Rente gehen. „Etwa jeder zweite Makler wird sein Geschäft in den kommen- den zehn Jahren altersbedingt aufgeben“, sagt Sebastian Grabmaier, Vorstandschef des Maklerpools Jung, DMS & Cie. (JDC). „Der Markt wartet nur darauf, neu verteilt zu wer- den.“ Damit stehen die Chancen für alle gut, die Policen digital vertreiben. Einige Fintechs kaufen auch gezielt Altbestände auf. Verläss- liche Angaben darüber, wie viele Kunden die Neulinge schon gewinnen konnten, fehlen allerdings. Bei Getsafe soll die Zahl Berichten zufolge mittlerweile im vierstelligen Bereich liegen. Knip meldete zu Jahresbeginn zwar, dass die App schon 500.000-mal herunterge- laden wurde, allerdings ist dies nicht mit über- tragenen Policen gleichzusetzen: Viele instal- lieren die App nur, nutzen sie aber nicht. Die Fintechs betonen zudem, dass sie auch an Neugeschäft interessiert sind. Einige eta- blierte Makler tun das zwar als Marketing- getöse ab, Branchenkenner sind sich jedoch einig, dass darin der Schlüssel zum langfris- tigen Erfolg liegt. „Es gibt einen generellen Trend zur Beratung bei Fintechs“, sagt der Unternehmensberater Spiros Margaris, dem Analysehaus Onalytica zufolge eine der ein- flussreichsten Personen in der globalen Fin- tech-Szene. „Im Bankenbereich beispielswei- se werben Fintechs Kunden zuerst mit nied- rigen Kosten an. Aber irgendwann einmal muss man etwas draufsetzen, um den Kunden zu halten.“ Oliver Pradetto, Geschäftsführer des Maklerpools Blau Direkt, ergänzt, dass die jungen Unternehmen guten Service bieten müssen, da sie sonst Probleme mit den An- bietern bekämen: „Den Versicherern muss man zeigen, dass man für sie Bestände nicht nur aufbauen, sondern auch halten kann. Sonst verweigern sie die Zusammenarbeit.“ Verteilungskampf Was heißt das für Makler? Branchenken- nern zufolge sollten sie die Fintechs keines- falls als Modeerscheinung abtun – zumal sie an deren Aufkommen eine gehörige Mit- schuld tragen: „Makler kümmern sich oft nicht um ihre Kunden. Daher sollten sie sich nicht wundern, wenn sie zu den Fintechs ab- wandern“, sagt Pradetto. Experten sind sich zudem einig, dass die Digitalisierung nicht mehr aufzuhalten ist. Für einfache Policen wie Kfz-Versicherungen sind Direktabschlüsse via Internet schon heute selbstverständlich. Panik müssen die Makler allerdings auch nicht bekommen, schon weil die Start-ups im Alltag mit allerlei Problemen kämpfen. So geben die meisten Versicherer den Fintechs keine direkten IT-Schnittstellen für die Abwicklung der Backoffice-Prozesse, die so wichtigen Bestandsübertragungen einge- schlossen. „Die Meinung der Versicherer zu den Newcomern ist geteilt“, erklärt Berater Hoffmann, „einige sehen die Fintechs nur als Hype, andere fürchten, dass ihre bisherigen Vertriebswege untergraben werden.“ Bei der Abwicklung im Hintergrund sei nach wie vor viel Handarbeit nötig, erläutert Pradetto, weshalb viele Start-ups mit Pools wie Blau Direkt kooperieren, die diesen Back- office-Service übernehmen. Auch der Policen- Check verläuft bei Weitem nicht immer voll- automatisch. Berichten zufolge bekommen Kunden mitunter per E-Mail Fragebögen, die sie ausfüllen müssen, damit das Fintech den Versicherungsschutz optimieren kann. Eine Beratung erfolgt in der Regel wie bei einem normalen Onlinemakler – via Telefon, E-Mail oder Chat. Einige ermöglichen zwar den di- rekten Abschluss einfacher Policen, bei kom- plexen Fragestellungen ist aber immer noch der Mensch gefragt. Zudem könnte einigen Fintechs juristischer Ärger drohen: Die Allgemeinen Geschäftsbe- fonds & versicherung I makler-fintechs Foto: © Towers Watson, Thomas Berg/Bilderberg Carsten Hoffmann, Willis Towers Watson: „Die Meinung der Versicherer zu den Newcomern ist geteilt.“ Ausgewählte Makler-Fintechs auf einen Blick Unternehmen Clark Financefox Getsafe Grün Versichert Internetseite clark.de financefox.de getsafe.de gruen-versichert.de Gründer Christopher Oster, Steffen Glomb, Julian Teicke, Dario Fazlic, Christian Wiens, Marius Blaesing Fabrice Gerdes Marco Adelt Teodoro Martino, Amir Suissa Gründungsjahr 2015 2014 2013 2014 Wichtigste Investoren WeltN24, Finleap, ProSiebenSat.1, Salesforce Ventures, AngelList, Rocket Internet, Commerzventures, Zeb Rolfes Schierenbeck Associates, Target Global, Karl-Heinz Flöther, Idinvest, Seedcamp, Speedinvest Partech Ventures, Acton Capital, b-to-v, Redalpine Thomas Noth, Management-Team Check24-Gründer Heinrich Blase Zahl der Mitarbeiter 20 über 70 k.A. 6 Gewerbelizenz § 34d GewO § 34d GewO § 34d GewO § 34d GewO Kooperation mit Vermittlern Nein Ja Nein Ja (für eigene „grüne“ Policen) TV-Werbung Ja Nein Ja Nein Kurzbeschreibung Verwaltung und Check von Policen, Verwaltung und Check von Policen, Verwaltung und Check von Policen, Verwaltung von Policen, Onlinevermitt- des Angebots Onlinevermittlung, keine Direktab- Onlinevermittlung, Direktabschluss Onlinevermittlung, direkter Abschluss lung, Direktabschlüsse, Korrespondenz- schlüsse, keine Korrespondenz- einfacher Policen, persönliche Beratung einfacher Policen, Direktabschluss maklerschaft, 75 % des Gewinns fließen maklerschaft über angeschlossene Vermittler komplexer Policen geplant in „grüne“ Projekte und Start-ups Kein Anspruch auf Vollständigkeit. Einige Unternehmen, darunter Safe.me, gaben der Redaktion keine Detailinformationen; alle Fintechs bis auf Grün Versichert und Moneymeets bieten eine App – Letztere planen diese aber für Mitte 2016.

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