FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
wird –, sind die niedrigen Zinsen. Dieses Umfeld stellt sowohl Banken als auch Versicherer vor gewaltige Probleme. Die Zinsproblematik ist die derzeit wohl größ- te Herausforderung sowohl für Banken als auch für Bausparkassen und Versicherer, und das nicht erst seit heute. Die Gefahr ist, dass sich dieses Gift schleichend in die Bilanzen frisst. Es gibt keinen Weckruf-Effekt, sondern die Probleme kommen in homöopathischen Dosen – aber sie kommen. Bei den Banken erodieren die Zinsüberschüsse, und es gibt nur begrenzte Möglichkeiten, die Lasten an den Kunden weiterzureichen. Gemeinsam mit der Bundesbank haben wir im vergangenen Spät- sommer eine große Umfrage unter etwa 1.500 Instituten durchgeführt, die uns ein recht deut- liches Bild für die Jahre bis 2019 gibt. Dem- nach werden die Zinsüberschüsse je nach Szenario um weitere 25 bis 40 Prozent sinken, in Einzelfällen sogar deutlich stärker. In allen Fällen, selbst bei einem Zinsanstieg, hat die Branche mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen. Wie kann eine Lösung aussehen? Die Banken müssen in jedem Fall sehr sorg- fältig mit Gewinnausschüttungen umgehen. Ziel sollte sein, die Kapitalbasis zu stärken. Außerdem müssen sich die Institute ihre ope- rativen Kosten ansehen – unbeschadet der Tat- sache, dass in einzelnen Bereichen natürlich auch investiert werden muss. Wahrscheinlich wird man sich auch die Frage stellen müssen, ob bestimmte Dienstleistungen, die den Kun- den in den vergangenen Jahren wie selbstver- ständlich kostenlos angeboten wurden, wei- terhin kostenlos bleiben können. Ertragsquel- len, die nicht auf Zinsen basieren, müssen ge- stärkt werden. Ich sage das mit allem Respekt vor den Schwierigkeiten, die das in der prak- tischen Umsetzung mit sich bringen wird. Es gibt keinen Knopf, auf den ich heute drücke und morgen habe ich meinen Provisionsertrag verdoppelt. Dennoch wäre es verheerend, die wenigen Möglichkeiten, die es gibt, nicht ge- nau zu analysieren. Die Branche kann nicht die Hände in den Schoß legen und jammern: Es ist alles so schlimm! Wie sieht es mit der Assekuranz aus? Wie Sie wissen, zwingen wir die Versicherer seit 2011, eine Zinszusatzreserve aufzubauen. Sie stärken damit die Deckungsrückstellun- gen, aus denen die garantierten Leistungen ge- zahlt werden. Bis Ende vergangenen Jahres sind so über 30 Milliarden Euro zusammen- gekommen – das ist schon eine beachtliche Zahl. Wenn das Zinsumfeld so bleibt, wird dieser Posten weiter steigen. Nehmen Sie die Versicherer nicht re- gelrecht in den Schraubstock? Auf der 319 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 » Ich halte überhaupt nichts davon, den Menschen vorzuschrei- ben, wie sie Produkte erwerben sollen und wie sie dafür zu bezahlen haben. « Felix Hufeld, Bafin von Provision und Honorar “
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