FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

zelnes Land mit einem ho- hen Einsatz. Australien ist nicht die einzige große Position. Auf US-Staats- anleihen entfallen etwa 13 bis 14 Prozent des Fondsvolumens. Die beiden Länder machen insge- samt also fast 30 Prozent des Portfolios aus. Das ist tatsächlich eine beachtliche Wette. Aber das ist ein Fonds, der aus einer festen Überzeugung heraus gesteuert wird. Glücklicherweise fuhren wir bisher damit sehr erfolgreich. Birgt das nicht Risiken? Natürlich gibt es Risiken. Nach- teilig für das Portfolio wäre et- wa, wenn die globale Konjunk- tur mehr als vier Prozent im Jahr wachsen oder wenn die US- Wirtschaft drei oder vier Zins- erhöhungen problemlos weg- stecken würde. Mein Szenario ist außerdem, dass sich die Welt immer mehr in deflationäre Strömungen verstrickt. Wenn doch eine Inflation aufkeimt, dann werden meine Anleger Geld verlieren – so wie ich auch. Sie haben in Ihren eigenen Fonds investiert? Ja. Man sollte immer das Essen selbst kosten, das man kocht. Sie erwähnten US- und australische Staatsanleihen. Welche Zutaten haben Sie noch im Fonds? Uns gefällt die britische Pub-Branche sehr gut. Einige Ketten dominieren den Markt. Sie hatten eine schwere Zeit, doch nun geht es wieder aufwärts. Die starke britische Kon- junktur hilft, und die Lokale werden profes- sioneller geführt. Die Finanzkennzahlen ver- bessern sich, und einige Anleihen sind oben- drein mit den Immobilien besichert. Apropos Liquidität: Am Bondmarkt stellt sich neben dem Zins- und dem Kreditrisiko die Frage, ob der Handel liquide ist. Wie gehen Sie damit um? Liquidität kommt und geht. An einigen Tagen in diesem Jahr war der Handel mit Hochzins- anleihen tatsächlich zum Stillstand gekom- men. In den USA ist die Liquidität am Markt sogar schlechter als in Europa. Das überrascht. Denn der US-Markt für Unternehmensbonds ist doch viel älter und ausgereifter als der europäische. Was sind die Gründe? Ganz ehrlich: Das kann ich mir auch nicht recht erklären. Ich vermute, dass die schiere Größe des US-Marktes zu seiner Last wird. Es gibt zu wenig Teilnehmer, die den Handel noch unterstützen könnten. Die Banken geben nicht mehr den Rückhalt wie früher. Können Sie noch ausreichend agieren? Wenn der Markt offen ist, nutzen wir ihn – entweder um Positio- nen ab- oder neue aufzubauen. Den Bestand an nachrangigen Bankanleihen hatten wir etwa abgebaut. Andere Titel wiederum können zu einem sehr günstigen Preis gekauft werden. Aber die Liquidität wird zu einem domi- nierenden Risiko im Handel. Ins- besondere bei Unternehmens- anleihen investieren wir eher in kürzere Laufzeiten, setzen auf eine breitere Streuung und ein ausreichendes Emissionsvolu- men der jeweiligen Anleihen. Ihre Konjunkturprognose klingt recht düster. Haben Sie so pessimistische Volkswirte im Haus? Nein, wir hier bei Jupiter haben keine zentrale volkswirtschaft- liche Abteilung und keine Haus- meinung. In unserem Büro sitzen Bullen direkt neben Bären – daraus ergibt sich eine gesunde Meinungsmischung und eine angeregte Diskussionskultur. Das verhindert auch, sich in seiner eigenen Vorstellungswelt zu verfangen. Sie erstellen Ihre makroökonomischen Analysen alle selbst? Wenn das Konjunktur-Research an eine Ab- teilung abgegeben oder die Analyse von In- dustriesektoren an spezielle Team ausgelagert wird, was macht ein Fondsmanager dann noch? Ein Portfoliomanager sollte mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen stehen und alle Bereiche selbst abdecken können. Lesen Sie Marktberichte von anderen? Mein Team und ich schauen uns durchaus externe Analysen an, am liebsten die von unabhängigen Häusern. Wir schauen auch auf die Konjunkturanalysen von ein oder zwei Investmentbanken. Aber normalerweise hören wir nicht auf das, was zum Beispiel Goldman Sachs sagt. Bei den Wall-Street-Jungs ist das Glas immer halb voll. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER | FP Ariel Bezalel: „Uns gefällt die britische Pub-Branche sehr gut. Einige Ketten dominieren den Markt. Einige Anleihen sind obendrein mit den Immobilien besichert.“ » Wenn das Konjunktur- Research an eine Abteilung abgegeben oder die Analyse von Industriesektoren an spezielle Teams ausgelagert wird, was macht ein Fonds- manager dann noch? « Ariel Bezalel, Jupiter markt & strategie I ariel bezalel | jupiter 92 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 Foto: © Axel Gaube

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