FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016
96 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 tralisiert, also den S&P 500 Information Tech- nology shortet.“ Erzielt der Manager nun Er- träge mit seiner Long-Position, so kommen diese einzig und allein aus dem Kursanstieg der IT-Aktien – das ist pures Alpha. Eine andere Strategie ist das sogenannte „Pair Trading“. Dabei stellt der Fondsmanager einer aussichtsreichen Aktienposition einen Titel gegenüber, von dem er sich keine posi- tive Entwicklung verspricht. „Auch dadurch eliminiert er das Markt- und das Branchen- risiko“, sagt Weis. Sofern sich beide Titel in die Richtung entwickeln, die der Fondsmana- ger prognostiziert hatte, erzielt der Fonds eine höhere Performance, als es beim Verkauf des Gesamtmarktes der Fall wäre. Wachsende Auswahl Die Strategie hat also einen gewissen Charme – dem offenbar immer mehr Anleger und Anbieter erliegen. Gerade erst hat etwa Frankfurt-Trust den FTAlpha Europe Market Neutral aufgelegt. Die Credit Suisse wieder- um will im Multi-Advisor Equity Alpha Fund die besten Long- und Short-Ideen anderer Manager kombinieren. Und der Einsatz der Top-und-Flop-Wette erfreut sich nicht nur bei Hedgefonds und aus- geklügelten Aktienfonds für das breite Publi- kum zunehmender Beliebtheit. In jüngster Zeit erfasst das Fieber auch ein vermeintlich absolut biederes Segment: Multi-Asset-Fonds. Das hat auch einen Grund. Die von den Zen- tralbanken losgetretene Geldflut und die mi- nimalen Leitzinsen lassen in immer mehr Ma- nagern den Glauben wachsen, dass mit Zins- produkten kein Geld mehr zu verdienen ist. „Klassische Mischfonds sind sehr statisch unterwegs. Ihr Konzept lebt von dem Einpe- geln der Aktien- und der Rentenquote“, erläu- tert Max Holzer, Leiter Asset Allocation bei Union Investment. Doch dieses Vorgehen funktioniere im Niedrigzinsumfeld nicht mehr. „Nunmehr ist ein flexiblerer Ansatz gefragt.“ So suchen immer mehr Manager ihr Heil nicht mehr im Mix klassischer Anlageklassen, sondern tüfteln neue Strategien aus. Eine davon ist auch der Long-Short-Ansatz. „Wir versuchen, über marktneutrale Strategien alternative Renditequellen zu erschließen“, so der Union-Manager. „Dazu setzen wir auf be- stimmte Faktoren wie Value, Momentum oder Small Caps. Um allein diese alternativen Ri- sikoprämien zu vereinnahmen, neutralisieren wir das Marktrisiko über Verkaufspositionen.“ Den Long-Investments in einzelne Prämien stünden dann Short-Positionen auf den Markt gegenüber. Als Beispiel nennt Holzer etwa ein taktisches Investment in die Erholung Italiens. „Dafür kauften wir damals überzeugende Ein- zeltitel wie etwa Piaggio, Intesa Sanpaolo oder Poste Italiane. Um das Marktrisiko ab- zusichern, stellten wir eine Short-Position auf den Eurostoxx 50 dagegen.“ Ähnlich geht auch Matthias Hoppe vom Frankfurter Multi-Asset-Team von Franklin Templeton vor. Er spekuliert auf Konjunktur- entwicklungen sowie Chancen bei Aktien, Anleihen oder Devisen und Rohstoffen. „Wir identifizieren bestimmte systematische Risi- koprämien. Diese isolieren wir gezielt, sodass das Marktrisiko nicht enthalten ist“, erläutert Hoppe. Und dafür geht der Manager eben auch Short-Wetten ein. Strategie mit Risiken Doch das Marktrisiko aus einer Anlageidee herauszunehmen heißt bei Weitem nicht, dass der Ansatz völlig ohne Risiken ist. Laufen bei- de „Wetten“ andersherum als vermutet, kann es zu erheblichen Verlusten kommen. Denn: Eine Aktie kann theoretisch 100 Prozent ver- lieren – und unendlich steigen. Wer eine Aktie shortet, müsste im letzteren Fall diesen Ge- winn seines Kontrahenten bezahlen. Ein Bei- spiel dafür: Im Jahr 2008 hätte ein Pair Trade auf BMW long und VW short in der Spitze fast 300 Prozent gekostet. „Natürlich ist ‚marktneutral‘ nicht gleichzusetzen mit ‚völlig risikolos‘“, sagt Weis. Holzer von Union Investment argumentiert ähnlich: Steigt ein Markt, der short gegangen wurde, entgegen der Erwartung und verbu- chen außerdem die Einzelinvestments Verluste oder gewinnen gar auch nur weniger stark an Wert als der Markt, geht die Strategie nicht markt & strategie I marktneutrale fonds Foto: © Carsten Lerp | Union Investment Max Holzer, Union Investment: „Klassische Mischfonds sind sehr statisch unterwegs.“ Die Bandbreite Wertentwicklung des besten, des schlechtesten und eines Fonds aus dem Mittelfeld der Kategorie „Aktien – marktneutral“ Die Spanne zwischen Top- und Flop-Performer ist groß. Generell sind aber recht wenig Kapitalverbrenner in der Kategorie zu finden. Quelle: Bloomberg, Stand: 2.3.2016 Die Dickschiffe Wertentwicklung der Produkte mit dem größten verwalteten Vermögen der Kategorie „Aktien – marktneutral“ Die Dickschiffe der Kategorie schlagen sich wacker. Der Julius-Bär-Fonds setzt eine marktneutrale Strategie mit „Pair Trades“ um. Quelle: Bloomberg, Stand: 2.3.2016 2011 2013 2012 2014 2015 ’16 0 % -5 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % Merrill Lynch Marshall Wace Tops Fund Oyster Market Neutral Russell Alpha Fund Euro Hedge Old Mutual Global Equity Absolute Return Fund DNCA Invest Miuri Julius Bär Absolute Return Europe Equity Fund 2013 2014 2015 ’16 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 14 %
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