FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016
110 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 Die Qualität einer Gesellschaft misst Black- rock dabei anhand von Profitabilitätskriterien. Eine gesunde Bilanz ist dabei ein Muss, weil das in schwachen Marktphasen relative Sta- bilität verspreche. Ein hoher freier Cashflow und steigende Gewinne signalisieren Shearer und seinen Kollegen, dass ein Unternehmen die Dividenden womöglich anheben könnte. „Aber natürlich wollen wir das alles auch zu einem vernünftigen Preis bekommen“, betont Shearer. Wie gemacht für Sparpläne Bleibt die Frage, wie Anleger mit dem der- zeitigen Run auf Dividendenaktien und der daraus resultierenden hohen Bewertung vieler Titel umgehen sollten. Fidelity-Manager Roberts meint zwar, dass manche Aktien inzwischen tatsächlich ambitioniert bewertet seien. Allerdings spiele das derzeitige Umfeld Dividendentiteln eher noch in die Karten. Er jedenfalls geht davon aus, dass die Bedeutung der Dividenden für den Gesamtertrag aus Aktien eher noch steigen wird. Aus seiner Sicht bieten Aktien, die ein verlässliches Ein- kommen produzieren können, die besten Chancen auf langfristig positive Erträge. Auch Newton-Manager Clay stuft die Rah- mendaten für Dividendenaktien weiterhin als vorteilhaft ein, rechnet er doch zunächst nicht mit deutlich steigenden Zinsen. Wegen mitt- lerweile hoher Bewertungen vieler Titel sei es aber wichtig, die Gesellschaften genau zu ana- lysieren: „Bei einem rund 50 Beteiligungen starken Portfolio und der Möglichkeit, global in mehr als 800 Aktien zu investieren, die der- zeit eine Rendite von mehr als drei Prozent bieten, gibt es immer Anlageoptionen.“ Umsichtig gemanagte Dividendenfonds sollten dabei helfen, das Depot während vola- tiler Marktphasen zu stabilisieren. Ohne Fo- kus auf Qualität und Nachhaltigkeit der Divi- denden sei dieses Ziel jedoch nicht zu errei- chen, so Roberts. Das habe sich nicht nur 2008 mit den Finanzwerten gezeigt, sondern auch zuletzt, als viele Dividendenfonds in Rohstoffaktien investiert hatten. Meier von Mainfirst betont explizit den Aktiencharakter der Fonds. Die Branche dürfe nicht den Feh- ler begehen, diese Produkte als vermeintlich risikolos zu bewerben. Andererseits böte die Chance auf Kursgewinne eben die Möglich- keit, einen attraktiven Beitrag zum langfristi- gen Vermögensaufbau zu leisten. Doch wie sinnvoll ist es, jetzt noch auf den Dividendenaktien-Zug aufzuspringen? „Un- seres Erachtens kommen Dividendenfonds und das Investieren in Dividendenaktien dem Grundgedanken des langfristigen Investierens am nächsten. Es geht um die Identifizierung von guten Geschäftskonzepten, die regelmä- ßige, erträgliche Renditen abwerfen“, sagt DJE-Vorstand Ehrhardt. Zwar seien Dividen- dentitel derzeit nicht mehr ausgesprochen günstig. Allerdings gebe es traditionell nur sehr kurze Phasen, in denen kontinuierliche Dividendenerhöher viel schlechter laufen als der Gesamtmarkt. Das mache das Timing eines Investments schwierig. Ehrhardt rät deshalb zu kontinuierlichen Anlagen in Divi- dendenfonds. Die Produkte scheinen also wie gemacht für Sparpläne. JÜRGEN BÜTTNER | FP markt & strategie I dividendenfonds Foto: © Wolf Heider-Sawall Jan Ehrhardt, DJE: „Dividendenfonds kommen dem Grundgedanken langfristigen Investierens am nächsten.“ Aktienrückkäufe – das Für und Wider Nicht nur Dividenden sind „in“, sondern auch Aktienrück- käufe. Diese werden teilweise als zweite Form der Kapi- talrückführung eingestuft, obwohl genau genommen kein Geld an die Anteilseigner fließt. Wie der Name andeutet, kaufen Unternehmen dabei eigene Aktien zurück. Istzustand: Besonders rege nutzen US-Firmen dieses Instrument. Die Credit Suisse beziffert allein die Rückkäufe der Konzerne aus dem S&P 500 seit 2009 auf mehr als zwei Billionen Dollar. Deutlich zugenom- men hat der Einsatz auch in Japan. Nach Rekorden im Vorjahr rechnet Nomura mit weiteren Bestmar- ken. Die Firmen aus dem europäischen Stoxx 600 hinken früheren Hochs noch hinterher (siehe Gra- fik). Laut Citigroup steckten diese Unternehmen zuletzt rund 120 Milliarden US-Dollar jährlich in Aktienrückkäufe. Dass es nicht mehr ist, dürfte un- ter anderem mit der EU-Krise, Bilanzreparatur- bedarf sowie fehlender Feuerkraft in den Sektoren Finanzen, Energie und Rohstoffe zu tun haben. Diese Branchen sind eigentlich für hohe Aktien- rückkäufe bekannt. Marktbeobachter wie J.P. Mor- gan rechnen aber mit einer Aufholjagd. Pluspunkte: Aktienrückkäufe sind bei vielen Finanzvorständen beliebt, weil deren Einsatz flexi- bler ist. So wird eine Streichung meist nicht so negativ quittiert wie bei Dividenden. Anders als bei Dividenden werden auf Aktionärsseite auch nicht direkt Steuern fällig. Unternehmerisch sinnvoll ist ein Aktienrückkauf insbeson- dere dann, wenn die eigenen Aktien unter dem fairen Wert gehandelt werden oder ein Rückkauf günstig ist, weil dank tiefer Zinsen der Einsatz von Fremdkapital günstiger ist als Eigenkapital. Minuspunkte: Trotzdem gibt es auch viel Kritik an Aktienrückkäufen. Am gewichtigsten ist dabei die Erfah- rung, dass es oft am richtigen Timing hapert. Häufig wer- den Aktienrückkäufe in Boomphasen getätigt und nicht bei tiefen Kursen und Bewertungen. Außerdem kann es zu großen Interessenkonflikten kommen, wenn die Ent- lohnung des Vorstands am Aktienkurs hängt. Zum Bume- rang kann es auch werden, wenn wie in den Vereinigten Staaten viele Aktienrückkäufe mit Krediten finan- ziert werden. Fazit: Der Einsatz von Aktienrückkäufen kann im Einzelfall plausibel sein. Kritisch wird es aber, wenn es zu Exzessen kommt. Konservative Anle- ger dürften deshalb eher der Haltung von Daniel Roberts, Manager des Fidelity Global Dividend Fund, zuneigen: „Ich bevorzuge es, wenn Unter- nehmen eine vertretbare und nachhaltige Divi- dende zahlen. Denn Aktienrückkäufe werden gern oft dann prozyklisch getätigt, wenn die Gewinne und der Cashflow hoch sind, was oft mit einem hohen Kurs einhergeht.“ Zudem seien Dividenden besser geeignet, um die Geschäftsaussichten zu beurteilen, so Roberts. „Aktienrückkäufe werden schnell ausgesetzt, während eine Dividenden- kürzung sehr viel schwerer fällt.“ USA vor Europa In den USA hat die Summe der Aktienrückkäufe im S&P 500 wieder das Niveau von vor der Finanzkrise erreicht. Quelle: Bloomberg, J.P. Morgan 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 Aktienrückkäufe im S&P 500 in Mrd. US-Dollar P Aktienrückkäufe im Stoxx 600 in Mrd. Euro 180 Mrd. 160 140 120 100 80 60 40 20 0
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