FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016
122 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 läuft meist über Futures. Diese Kontrakte bil- den die Wertentwicklung aus Kupons und dem Kurs fiktiver Anleihen über verschiedene Laufzeiten ab. Für deutsche Staatsanleihen gibt es die Futures etwa über zwei, fünf sowie zehn und 30 Jahre. Die Kosten sind gering. Die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufs- kurs liegen Kuhnke zufolge bei maximal 0,01 Prozentpunkten. Bei den hochliquiden Bun- desanleihen längerer Laufzeiten sind es dage- gen 0,03 Prozentpunkte. Doch ganz perfekt ist diese Absicherung nicht. „Zur Absicherung des Zinsrisikos einer Anleihe mit sieben Jahren Restlaufzeit steht nur eine Kombination aus Terminkontrakten mit fünf- und zehnjähriger Laufzeit zur Ver- fügung. Doch in den meisten Fällen ent- wickeln sich die Zinsen über die verschiede- nen Laufzeiten nicht parallel, sodass unver- meidbar ein Restrisiko verbleibt“, erläutert Hünseler. So stellt die Absicherung über Fu- tures zwar ein gutes Hilfsinstrument für Port- foliomanager dar. Doch letztlich müssen sie entscheiden, ob der Kurshöhepunkt einer speziellen Anleihe erreicht und der Zeitpunkt zum Verkauf gekommen ist oder ob in Zukunft weiter Kursgewinne erzielt werden können. Hier ist das Bondmanagement dem von Aktien recht ähnlich. Für Oliver Eichmann, Manager des DWS Zinseinkommen (ISIN: LU0649391066) und Co-Chef Fixed Income EMEA bei der Deut- schen Asset Management, ist das alltägliche Praxis. „Kursgewinne sind nicht das entschei- dende Kriterium für unsere Portfoliopolitik“, erklärt der Fondsmanager, „wir verkaufen zum Beispiel die zehnjährige Bundesanleihe nicht einfach, weil sie seit Jahresbeginn 15 Prozent Plus gemacht hat“, sagt er. Stattdessen stellen sich Eichmann und sein Team immer die Frage, ob im aktuellen Kurs bereits alle Entwicklungen eingepreist oder ob weitere Kursgewinne möglich sind. Zudem schauen sie sich genau an, ob sich für realisierte Erträ- ge gute Assets für eine Wiederanlage finden. Begrenztes Anlageuniversum „In unseren Euro-Rentenfonds investieren wir überwiegend in Staats- und Unterneh- mensanleihen, Covered Bonds aus der Euro- zone sowie in Euro gesicherte Papiere“, sagt Eichmann. Das Anlageuniversum ist also be- grenzt. Der Fonds kann bis zu 49 Prozent der investierten Gelder in der Kasse halten, was beim derzeitigen EZB-Einlagenzins von mi- nus 0,4 Prozent hohe Kosten mit sich bringt. Umso wichtiger sei es zu prüfen, ob sich der Verkauf einer Anleihe tatsächlich lohnt. „Für Bundesanleihen sehen wir noch ein wenig Luft nach oben“, sagt Eichmann. Die massiven Anleihenkäufe der EZB würden die Kurse weiterhin stützen. Daher hält er auch an Anleihen mit längerer Laufzeit fest. „Gleichzeitig sehen wir uns nach guten Alter- nativen zu deutschen Staatsanleihen um“, sagt Eichmann. Denn eines steht fest: „Die hohe Nachfrage hat zu niedrigen Renditen geführt und Kursgewinne wie in den vergangenen Jahren sind nicht mehr drin, das ist ausge- reizt“, sagt Eichmann. Italien-Anleihen als Alternative Alternativen findet der Fondsmanager bei Bonds von staatsähnlichen Emittenten an der Euro-Peripherie. Auch in spanische und ita- lienische Staatsanleihen investiert er. Letztere bringen bei einer Restlaufzeit von acht Jahren immerhin noch eine Rendite von fast einem Prozent. „Hinzu kommt, dass die Papiere über liquide Futures gut gegen steigende Kurse ab- gesichert werden können“, erklärt Eichmann. Peter E. Huber steht europäischen Staats- anleihen viel kritischer gegenüber. „Wir inves- tieren antizyklisch und haben in diesem Seg- ment nicht von steigenden Kursen profitiert“, sagt der Gründer des unabhängigen Vermö- gensverwalters Starcapital. „Ich würde Bun- desanleihen aber verkaufen, so lange noch Kursgewinne möglich sind“, erklärt der Ex- perte. Die Gesamtverschuldung der europäi- schen Staaten habe seit der Finanzkrise um mehr als 40 Prozent zugenommen. Daher sieht Huber ein doppeltes Problem: eine sich weiter verschlechternde Bonität und geringe Renditen. „Früher hatten wir bei Bundesan- leihen einen risikolosen Zins, heute haben wir ein zinsloses Risiko“, erklärt er. Für klassische Rentenfondsmanager sieht Huber das Problem des begrenzten Anlageho- rizonts. „Wer aber weltweit ohne Benchmark in festverzinsliche Wertpapiere investieren darf, der sollte jetzt Kursgewinne realisieren und diese etwa in ausgewählte hochverzinsli- che Unternehmensanleihen investieren“, sagt er. Gerade im Rohstoff- und Energiesektor ge- be es Bonds, die bei zehnjähriger Laufzeit zweistellige Dollar-Renditen erzielen würden. „Auch einige Währungen sind aufgrund des Verfalls der Energie- und Ölpreise unter Druck geraten“, sagt Huber. Der russische Ru- bel und der brasilianische Real böten Chan- cen. „Wer kann, sollte sie nutzen – und nicht länger auf weitere Kursgewinne warten.“ SEBASTIAN ERTINGER, ANDREA MARTENS | FP markt & strategie I investments in anleihen Foto: © Christoph Hemmerich Peter E. Huber, Starcapital: „Früher hatten wir einen risikolosen Zins, heute haben wir ein zinsloses Risiko.“ Der Zins verschwindet Annualisierte Wertentwicklung von Bundesanleihen gemessen am REX Durch das immer weiter sinkende Zinsniveau hat sich der Anteil von Zinsen und Kursgewinnen an der Performance von Bundesanleihen umgekehrt. Quelle: Bloomberg, Sauren Fonds-Research; Stand 31. März 2016 | *Angabe nicht annualisiert 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 6 % 7 % 8 % 1. Quartal 2016 * 2015 2014 2013– 2016 2011– 2016 2006– 2016 1996– 2016 1986– 2016 1976– 2016 1967– 2016 Kursanteil Zinsanteil 6 % 0,6 % 5,5 % 0,9 % 4,9 % 0,9 % 3,7 % 1,4 % 1,9 % 2,6 % 1,6 % 3,2 % 1,5 % 1,2 % 1,4 % 5,7 % 1,9 % 0,6 % -0,1 % 0,1 %
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