FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016
156 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 rektzeichnung.de eingerichtet. In erster Linie soll das System bei den Vertrieben und An- bietern zum Einsatz kommen. Gleichwohl verfolgt Efonds nach eigenen Angaben nicht das Ziel, dass die Emissionshäuser mit diesem Tool das Geschäft selbst machen. Stattdessen sollen Berater und Vermittler mit der Anwen- dung die internetaffine Klientel abholen, die sich nicht mehr persönlich beraten lässt. Efonds-Chef Alexander Betz betonte auf dem Summit, dass die Onlinezeichnung die Anlageberatung aus seiner Sicht nicht in Fra- ge stellt. „Ganz im Gegenteil, die persönliche Beratung spielt natürlich auch in Zukunft eine wichtige Rolle. Denn bei komplexen Frage- stellungen suchen Kunden den individuellen Rat des Beraters“, sagte Betz. Kritiker befürchten, dass die Vermittler und Berater durch dieses System über kurz oder lang ausgebootet werden und der bisherige Vertrieb ausstirbt. Ihnen hält der Efonds- Gründer entgegen, dass die Digitalisierung der Branche ohnehin kommen werde und man jetzt die Zukunft gestalten müsse. „Wir machen das für die Berater und sind der Meinung, dass das Tool ein Vertriebsturbo sein kann. Die Zeit ist definitiv reif für die Digitalisierung. Das kann jeder spüren“, meint Betz. Annäherung der Märkte In dieselbe Kerbe schlägt Alex Gade- berg, Vorstand der Fondsbörse Deutsch- land. Er stellte auf dem BSI Summit die in Entwicklung befindliche Plattform www.fondsboerse-deutschland.de vor. Sie soll im kommenden Herbst online gehen und im Wesentlichen dasselbe anbieten wie Efonds. Der Vertrieb kann das Tool als Transaktionsportal nutzen, allerdings können Anleger auch direkt über die Plattform investieren. Neu aus Sicht der Fondsbörse, die bislang nur im Zweit- markt tätig ist, wird die Listung von Neu- emissionen sein. Der Erstmarkt soll mit dem Handel von Anteilen „gebrauchter“ Fonds verknüpft werden. Die Vision ist die Schaffung eines einzelnen Beteiligungsmark- tes, wobei die Fondsbörse nur voll regulierte alternative Investmentfonds auf der Plattform zulassen will. „Wir wollen, dass wieder Fonds vertrieben werden“, erklärt Gadeberg den Antrieb für dieses Projekt. In diesem Zusam- menhang betonte er, dass es bei dem Portal keinen Nachlass auf das Agio geben wird, und weiter: „Wir dürfen kein Billighandel werden.“ Lob und Skepsis Die Emissionshäuser Real I.S. und Patrizia präsentierten sich als starke Befürworter, ohne dass sie sich Sorgen um die Existenz des Vertriebs machten. „Die Plattform ist ein ,By- pass‘ für den Berater. Er kann das Tool gemeinsam mit seinem Kunden nutzen, und die Beratung wird einfacher und schneller“, erhofft sich Real-I.S.-Vorstand Jochen Schenk große Vorteile aus dem Fondsbörse-Projekt. Patrizia nutzt das Efonds-Tool und sieht nicht die Gefahr, dass durch die Digitalisie- rung der Branche die älteren Generationen nicht mehr erreicht werden. „Unsere Erfah- rung ist, dass auch sie online sind“, berichtet Heibrock. Er hob aus Sicht des Emissions- hauses hervor, dass mit den Internetprozessen weniger administrativer Aufwand anfalle und die Arbeitsabläufe effizienter seien. „Außer- dem ist die digitale Kommunikation mit den Anlegern schnell und günstig. Dadurch kann man auch öfter und frühzeitiger kommuni- zieren“, sagte Heibrock. Trotz des Lobes von einzelnen Anbietern brach die Branche nicht in Jubel aus. Neben der Kritik auf Seiten des Vertriebs sind auch einige Emissionshäuser skeptisch. Pari- bus etwa ist dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen, Geschäftsführer Thomas Böcher sieht aber ein Risiko: „Im Internet könnte der Kunde falsch geleitet werden, wenn das Tool optisch ansprechend ist. Deshalb hat der Berater weiterhin eine wichtige Rolle.“ Das Unternehmen ent- wickelt ein eigenes Tool für Vertriebspart- ner und Anleger. Dem Vernehmen nach werden mehrere Emissionshäuser ihren eigenen Digitalisierungsweg gehen. Der entscheidende Grund dafür ist, dass die Unternehmen Kundendaten nicht heraus- geben und über Schnittstellen abrufbar machen wollen. ALEXANDER ENDLWEBER | FP sachwerte I bsi summit Foto: © Fondsbörse Alex Gadeberg, Fondsbörse: „Wir wollen, dass wieder Fonds vertrieben werden.“ Umsätze geschlossene Fonds Privatkundenfonds spielen trotz Umsatzsteigerung im Beteiligungs- markt nur eine Nebenrolle. Quelle: BSI-Umfrage mit 25 BSI-Mitgliedern, BSI e.V. geschl. Spezial-AIF geschl. Publikums-AIF 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 platziertes Eigenkapital 2014 platziertes Eigenkapital 2015 platziertes Fondsvolumen 2015 1.714 Mio. Euro 1.027 Mio. Euro 592 Mio. Euro 1.042 Mio. Euro 521 Mio. Euro 81 Mio. Euro BSI-Branchenzahlen 2015 Getätigte Platziertes Platziertes Investitionen Eigenkapital Fondsvolumen Geschl. Publikums-AIF 0,7 Mrd. Euro 0,5 Mrd. Euro 1,0 Mrd. Euro Geschl. Spezial-AIF 1,5 Mrd. Euro 1,0 Mrd. Euro 1,7 Mrd. Euro Offene Spezial-AIF 2,8 Mrd. Euro 1,3 Mrd. Euro* n.a. SICAV u. SICAF 2,3 Mrd. Euro 1,9 Mrd. Euro n.a. Sonstige Vehikel 1,6 Mrd. Euro 1,4 Mrd. Euro n.a. 7,4 der 8,9 Milliarden Euro wurden in Immobilien investiert. Flugzeuge bilden die zweitgrößte Position mit „nur“ 706 Millionen Euro. *Nettomittelaufkommen der offenen Spezial-AIF Quelle: BSI e.V. Die Investitionen 2015 nach Anlagevehikel 82 Prozent der Investitionen in Sachwerte erfolgten 2015 über regulierte Anlagevehikel. Deutsche Fonds nach dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) gaben fünf Milliarden Euro aus. Quelle: BSI e.V. 0,7 Mrd. Euro 1,5 Mrd. Euro 2,8 Mrd. Euro 2,3 Mrd. Euro 1,6 Mrd. Euro KAGB-Geschäft europäisch reguliert unreguliert Direktinvestments, Vermögensanlagen, Inhaberschuldvers., sonstige Anlagen SICAF und SICAV offene Spezial-AIF geschlossene Spezial- AIF geschl. Publikums- AIF
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