FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016
pro Vermögensverwalter ist aber nicht be- kannt. Die Branchenschätzungen für das ins- gesamt betreute Volumen reichen von zwei bis drei Milliarden Euro. Weiter Weg zum Gewinn Dass es in diesem Sektor ohnehin alles an- dere als leicht ist, profitabel zu agieren, selbst wenn das Wohl und Wehe des eigenen Unter- nehmens ausschließlich vom Erfolg in der Betreuung von Vermögensverwaltern abhängt, zeigt das Beispiel der V-Bank. Das vor acht Jahren gegründete Institut hatte sich von Anfang an ausschließlich diesem Geschäft verschrieben und ist seither zum zweitgrößten Player in diesem Marktsegment aufgestiegen. Insgesamt verwaltet die V-Bank heute über 13 Milliarden Euro für 350 angebundene Vermö- gensverwalter. Das entspricht einer Steigerung der Assets under Custody um über 2,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Aber selbst bei einem so rasant gewachsenen Institut wie der V-Bank, die bereits zwei Jahre nach Gründung den Break-even erreicht hatte, hat es weitere sechs Jahre gedauert, bis die Gesellschaft nun erstmals einen Teil ihres Überschusses ausgekehrt hat. Die Eigentümer erhielten im laufenden Jahr eine Ausschüttung von 50 Prozent des 2015 erwirtschafteten Net- togewinns in Höhe von vier Millionen Euro. Gefreut haben wird das nicht nur den Finanz- dienstleister Wüstenrot &Württembergische, mit 49,9 Prozent der Anteile größter Eigen- tümer, sondern auch die mit deutlich mehr als einem Drittel an der Gesellschaft beteiligte Gruppe großer Vermögenverwalter. Die rest- lichen 13,3 Prozent der Anteile halten Mit- arbeiter und Management der V-Bank. Jens Hagemann, Vorstandssprecher des Instituts, zeigt sich trotz des anhaltenden Zins- tiefs und jüngster Börsenturbulenzen zuver- sichtlich, die Wachstumsdynamik auch im laufenden Jahr halten zu können. „Wir wollen 2016 weiter im Vorwärtsgang bleiben und das Ergebnis von 2015 übertreffen“, so der V- Bank-Chef. „Wir haben uns vorgenommen, das betreute Kundenvermögen um mindestens zwei Milliarden Euro zu steigern.“ Auf „mitt- lere Sicht“ peile man ein verwaltetes Gesamt- volumen von 20 Milliarden Euro an. Das sind hehre Ziele angesichts der Tatsa- che, dass die V-Bank derzeit vor allem durch Probleme bei ihrer neuen IT-Plattform von sich reden macht. Am Stammsitz in München ist man allerdings zuversichtlich, diese Pro- bleme bis Sommerende beheben zu können. Zumindest weist das Institut selbst auf diesen zeitlichen Horizont hin, schon seit Anfang Januar ist als Hinweis auf den eigenen Inter- netseiten zu lesen: „Bis zur Jahresmitte 2016 wird die V-Bank regelmäßig an Samstagen ab 14.00 Uhr Wartungsarbeiten an ihrem IT- System durchführen.“ Ungewisse Zukunft IT-Probleme sind in einer Zeit, in der die Digitalisierung in diesem Bereich rasch vor- anschreitet, besonders unangenehm, die V- Bank kann sich aber damit trösten, dass jeder ihrer Mitbewerber seinen eigenen Kampf ficht. Beim Branchenprimus DAB/Consors ist es die geplante Umstrukturierung mit den da- mit verbundenen Problemen bei der Migration unterschiedlicher Plattformen. Aber auch die Deutsche Bank hat einige Hausaufgaben zu erledigen. Gemessen am betreuten Gesamtvo- lumen in Höhe von geschätzt neun Milliarden Euro ist sie die Nummer drei in diesem Seg- ment. Vor dem Hintergrund der generellen Aufräumarbeiten im Institut muss man aber unterstellen, dass die Bank derzeit andere Sor- gen hat als die Sparte Vermögensverwalter. So betrachtet hat die Baader Bank trotz ihres ge- wagten Schritts in dieses schwierige Segment möglicherweise einen sehr günstigen Zeit- punkt erwischt, um hier rasch Boden gutzu- machen. HANS HEUSER | FP Ein Vermögensverwalter als Vorreiter bei der Digitalisierung Eine besondere Herausforderung für die Depotbanken, die eng mit Vermögensverwaltern kooperieren, ist das Thema Digitalisierung, das auch bei diesen Dienstlei- stern einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Uwe Zimmer, Vorstand des Kölner Vermögenverwal- ters Meridio, meint dazu: „Die neuen Durchführungs- wege in der Vermögensverwaltung gewinnen immer mehr an Dynamik.“ Der Meridio-Chef weiß dies aus vielen Gesprächen – auch mit Branchenkollegen. „Wir sehen große Chancen bei Fintechs, Blockchain und allgemein der Digitalisierung der Finanzbranche.“ Zim- mer gehört zu den Vorreitern dieser Entwicklung. „Wir möchten diese Geschäftsfelder aber nicht einfach im Rahmen unserer klassischen Vermögensverwaltung, sondern klar getrennt voneinander anbieten.“ Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der börsenno- tierten Meridio Vermögensverwaltung AG Ende März wurde deshalb ein Umstrukturierungsplan beschlos- sen. Der sieht vereinfacht vor, dass die bisherige Me- ridio Vermögensverwaltung AG in Niiio Finance Group umbenannt werden soll. Unter dieser als Holding fun- gierenden Gruppe wird eine neue Meridio-Vermögens- verwaltung als Tochter installiert, die das komplette operative klassische Vermögensverwaltungsgeschäft weiterführt. Als zweite Tochter soll sich die Meridio Matrix GmbH als Robo-Advisor der digitalen Finanz- portfolioverwaltung und Anlagevermittlung widmen. Als dritte Einheit unter diesem Dach ist die Niiio GmbH vorgesehen, die als B2B-Gesellschaft anderen Finanzdienstleistern das technische Back- und Front- End für digitalen Service anbieten soll. Die Niiio GmbH ist derzeit eine Tochter der Görlitzer Deutsche Software Engineering & Research GmbH (DSR), die Aktien der neuen Holding, die im Rahmen der gleichzeitigen Ka- pitalerhöhung ausgegeben werden, im Austausch ge- gen Sacheinlagen an der Niiio GmbH erhält. Auf diese Weise werden diese Gesellschaft, die eine Finanz- Community-Plattform betreibt, die dritte Tochter der Niiio Finance Group, und die DSR zu Hauptaktionären der neuen Holding. Zimmers Überlegung: „Wir als Ver- mögensverwalter werden in Zukunft einen immer grö- ßeren Anteil an Neukunden über einen Robo-Advisor gewinnen.“ Er gehe davon aus, dass früher oder spä- ter mehr als 80 Prozent der Neukunden auf diesem Weg zu der Kölner Vermögensverwaltung finden wer- den. Auch wenn Zimmer mit diesem Schritt seinen Vermö- gensverwaltungskollegen in Bezug auf die Digitalisie- rung mit Sicherheit meilenweit voraus ist, werden sich früher oder später weitere Vermögensverwalter zu ei- ner ähnlichen, für sie passenden Maßnahme ent- schließen. Darauf sind die meisten Depotbanken noch nicht wirklich vorbereitet. Sie bewegen sich – sowohl was ihre Möglichkeiten in Bezug auf die Technik als auch ihre Gebührenmodelle angeht – noch in einer traditionell auf den persönlichen Kontakt zum Kunden ausgerichteten Welt. Eine Depotbank, die in der künftig digitalen Welt eine Rolle spielen will, wird daher so- wohl hinsichtlich ihrer IT-Möglichkeiten aufrüsten als auch bezüglich der Flexibilität ihre Gebührenstruktur optimieren müssen. Beides kostet Geld. 186 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 vertrieb & praxis I depotbanken Foto: © Meridio Uwe Zimmer, Meridio Vermögensverwaltung: „Wir sehen große Chancen in der Digitalisierung.“
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