FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

208 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 ten. Einige scheinen mir sehr vernünftig zu sein, andere versuchen, die aus den Medien bekannten Finanzmarktgurus auszustechen“, so Rolf von Lüde, der sich als Professor an der Universität Hamburg mit der finanziellen Bildung der Deutschen beschäftigt. Er schil- dert ein grundsätzliches Problem der Laien- Blogs: „Wie findet man die vernünftigen heraus? Es ist wie bei Wikipedia: Erst wenn man etwas von dem Thema versteht, kann man beurteilen, ob ein Artikel vernünftig ist.“ Eines jedoch haben fast alle Blogger ge- mein: Sie bringen das eher trockene Finanz- wissen kurzweilig rüber. Dadurch motivieren sie den Leser, sich selbst intensiver mit der Materie zu beschäftigen. Im sonst so anony- men Internet geben die Autoren außerdem Persönliches preis – und erzeugen damit Nähe und Vertrauen. Daran können sich auch professionelle Berater durchaus ein Beispiel nehmen. MARCUS HIPPLER | FP vertrieb & praxis I geldanlage-blogs Foto: © „Finanzrocker“ Daniel Korth, der „Finanzrocker“ „Hörer zu Selbstentscheidern ausbilden“ Daniel Korth ist 36 Jahre alt und arbeitet in der Public-Relations-Branche. Mit seinem Blog und dem Podcast „Finanz- rocker“ vereint er seine beiden liebsten Hobbys: die Musik und das Thema Finanzen. H err Korth, Sie betreiben den Blog und den Podcast „Finanzrocker“. Wie kamen Sie auf die Idee, als Nicht-Banker finanzielles Wissen an Dritte zu vermitteln? Daniel Korth: Eine negative Erfahrung mit meiner damaligen Hausbank motivierte mich, den Blog ins Leben zu rufen. Das Institut empfahl mir einen Dachfonds, der dann über 50 Prozent an Wert verlor. Außerdem ließ ich mich zum Kauf einer mit hohen Gebühren verbundenen Rentenversicherung hinreißen. Leider stellte sich die hohe Kostenbelastung für mich erst im Nachhinein heraus. Nach diesem Desaster mit der provisionsorientier- ten Beratung entschloss ich mich, meine Fi- nanzen selbst in die Hand zu nehmen. Ich ha- be zahlreiche Fachbücher, Finanzmagazine und Blogs gelesen und mir das fehlende Fi- nanz-Know-how in Eigenregie angeeignet. Dieses Wissen gebe ich jetzt an meine Leser weiter, damit sie aus meinen Fehlern lernen. Sie leiten Ihren Blog mit den Worten ein: „Ich helfe Dir dabei, die Themen Geldanlage, Rente und Humankapital besser zu verstehen und für Dich zu in- dividualisieren. Und Du lernst sinnvolle Alternativen zu Tages- und Festgeld kennen.“ Welche Hörer beziehungsweise Leser erreichen Sie mit Ihren Beiträgen, und wie hoch ist Ihre „Einschaltquote“? Meine Beiträge lesen und hören Menschen, die bislang noch nicht so viel mit der Materie Geldanlage zu tun hatten. Sei es, weil es ihnen zu technisch, zu mathematisch oder zu langweilig war. Das Thema scheint jedoch auf das Interesse vieler Menschen zu stoßen, ich habe über 40.000 Leser und Hörer im Monat. Gemeinsam mit mei- nem Kollegen Albert War- necke betreibe ich zusätzlich noch den Podcast „Der Fi- nanzwesir rockt“, in dem wir die Grundlagen vermitteln möchten. Dort hören uns auch noch einmal über 10.000 Menschen zu. Unter meinen Lesern und Hörern befinden sich übrigens auch richtige Banker. Welche Inhalte möchten Sie vermitteln und in welcher Form? Ich möchte den Leuten aufzeigen, dass es sinnvoll ist, überhaupt erst einmal Geld an- zulegen. Denn Geldanlage lohnt sich. So war es in der Vergangenheit über eine Zeitspanne von 20 Jahren möglich, eine durchschnittliche Rendite von sechs bis sieben Prozent bei der Aktienanlage zu erzielen. Außerdem ist es für jeden vernünftig, sich vorab einen Überblick über die eigenen Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Mein Ziel ist es, die Hörer und Leser zu Selbstentscheidern auszubilden. Das Wissen versuche ich auf lockere Art und Weise rüberzubringen, ich möchte nicht von oben herab rüberkommen. Oftmals werden finanzielle Themen sehr trocken und mit zu viel Fachchinesisch vermittelt, das will ich vermeiden. Mit Musikeinspielern zwischen den Beiträgen bringe ich zusätzlich etwas Abwechslung in den Podcast. „Finanzrocker“ erscheint sowohl als Blog als auch als Podcast. Welches Medium bevorzugen Sie? Sowohl beim Blog als auch beim Podcast ist die Kon- kurrenz groß. Es ist eine lebendige Szene, da muss jeder Autor aufpassen, dass er mit seinen Beiträgen aus der Masse heraussticht. Mit Podcasts kann ich die Hörer viel besser erreichen. Man ist direkt am Ohr des Men- schen und erzeugt dadurch ein höheres Vertrauen als beim Blog. Außerdem kann ich im Podcast meine Lieb- lingsmusik wie Rock und Heavy Metal spielen. Wie legen Sie selbst Ihr Geld an? Einerseits bevorzuge ich dividendenstarke Einzelaktien. Außerdem investiere ich nach der Strategie von Susan Levermann, der ehe- maligen DWS-Fondsmanagerin aus dem Hause der Deutschen Bank. Levermann be- wertet Aktien nach 13 Kriterien, darunter die Eigenkapitalrendite oder das Kurs-Gewinn- Verhältnis. Last but not least besitze ich einen Sparplan auf ETF-Basis. Was halten Sie von der provisionsorien- tierten Beratung? Hat sich Ihrer Mei- nung nach die Qualität in der Anlage- beratung der Banken in den letzten Jahren verbessert? Die provisionsbasierte Beratung ist nicht von vornherein abzulehnen, es gibt solche und solche Berater. Fast alle Berater haben jedoch einen Zettel mit Fonds in der Schublade, die sie verkaufen müssen. Dieses Grundproblem bleibt nach wie vor bestehen. Daniel Korth, dem „Finanzrocker“, hören über 40.000 Menschen zu.

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