FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

Carmignac: … zeitweise! Grundsätzlich den- ke ich, dass eine Fondsgesellschaft ihre Un- abhängigkeit bewahren sollte. Der größte Feh- ler, den wir unseren Anteilseignern und Ge- schäftspartnern antun könnten, wäre unser Unternehmen zu verkaufen. Zum Trendthema Digitalisierung: Wie verändern technologische Entwicklun- gen die Branche? Carmignac: Die Digitalisierung wird das ge- samte Geschäft betreffen. Letztendlich wird sie zumAbbau von Mittlerrollen führen. Dies bewirkte die Digitalisierung in anderen Bran- chen, und dies wird sie auch in unserer Bran- che. Wir werden deutlich mehr Direktkunden haben müssen. Anleger werden viel stärker unsere Investmentexpertise konsultieren und selbst über den Kauf oder Verkauf unserer Produkte entscheiden. Dann werden Punkte wie der Aufbau einer Marke, Verlässlichkeit und Leistung ins Spiel kommen. Banken ha- ben schrittweise das Fondsmanagement und das Private Banking reduziert. Nun wären sie glücklich, hier wieder Gebühren einnehmen zu können. Auf der anderen Seite könnten die Internet-Monster wie die Amazons, Googles oder Facebooks in die Branche eintreten. Es wird aber immer Raum für unsere Produkte geben. Dies alles wird zwar noch in ferner Zukunft liegen, dennoch beobachte ich die Entwicklung genau. Unser Haus bereitet sich darauf vor und prüft alle Optionen. Bonham Carter: Die Frage ist, ob Roboter wirklich Menschen ersetzen. Ein Teil der Kunden wird keine Probleme haben, automa- tisierte Angebote zu nutzen. Ein anderer Teil wird eine Beratung von Mensch zu Mensch vorziehen. Für eine dritte Gruppe wiederum mag eine Beratung per Roboter in Ordnung sein, für Rückfragen oder bei Problemen wol- len sie aber mit einem Homo sapiens spre- chen. Ich kann mir aber wiederum nicht vor- stellen, dass ein Tech-Riese wie Apple ins Fondsgeschäft eindringt. Für die sind unsere Kennzahlen doch nur ein Rundungsfehler hin- ter dem Komma. Aber vielleicht ist das auch die bange Hoffnung eines kleinen Säugetiers, das unter einem Stein kauert und hofft, dass der hungrige Dinosaurier es nicht bemerkt und vorbeizieht. SEBASTIAN ERTINGER | FP 229 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 sich als Indexschmuser“ Edward diskutiert mit Edouard – Edward Bonham Carter, Jupiter Asset Management (l.), und Edouard Carmignac, Carmignac Gestion, in London. Bonham Carter: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Tech-Riese ins Fondsgeschäft eindringt. Für die sind unsere Kennzahlen doch nur ein Rundungsfehler. Aber vielleicht ist das die bange Hoffnung eines kleinen Säugetiers, das unter einem Stein kauert und hofft, dass der Dino- saurier vorbeizieht.“

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