FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

232 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 Vertrauen dürfe nicht verspielt werden, sonst werde das Geld abgezogen. Ein Kenner der Firma meint: „Das ist ein absolut sauberer Laden.“ Tatsächlich sind nie große Skandale oder Affären publik gewor- den. Lediglich ein paar Kleinigkeiten schlu- gen zu Buche. So verhängte die Finanzauf- sicht Bafin im Frühjahr 2015 eine Strafe von 3,25 Millionen Euro – die Gesellschaft hatte das Überschreiten von Beteiligungsschwellen an deutschen börsennotierten Unternehmen nicht rechtzeitig gemeldet. Blackrock hatte sich mit diesem Fall selbst an die Bafin ge- wandt. Ebenfalls im Frühjahr 2015 warf die US- Börsenaufsicht SEC Blackrock Verstöße gegen Vorschriften zur Vermeidung von Inter- essenkonflikten vor. Ein Rohstofffondsma- nager des Hauses hatte eine Energiefirma ge- gründet. Deren Partnerunternehmen war aber zeitweise die größte Position in jenem Black- rock-Fonds, der von dem Manager verwaltet wurde. Blackrock akzeptierte eine Buße von zwölf Millionen Dollar. Im Vergleich zu den schweren Vergehen der Großbanken und den gegen sie verhängten oder drohenden Strafen, die zum Teil Milliardensummen erreichen, er- scheinen diese Fälle als kleine Schnitzer. Dennoch bereitet allein die Größe der Ge- sellschaft offenbar Unbehagen. So mahnt die Journalistin Heike Buchter in ihrem Buch „Blackrock – eine heimliche Weltmacht greift nach unserem Geld“, das Fondshaus solle von Politikern und auch Verbrauchern genau be- obachtet werden. Immerhin sei Blackrock an nahezu allen großen Unternehmen rund um den Globus beteiligt und berate Pensions- fonds, Stiftungen und Notenbanken. Black- rock selbst verweist stets darauf, dass mehr als die Hälfte des verwalteten Geldes in ETFs und Indexfonds liegt. Hier entscheidet kein Blackrock-Manager über das Engagement in Unternehmen oder Staaten, sondern die Re- geln des jeweiligen Barometers. So gesehen erscheint der mögliche Einfluss des Riesen lange nicht so gewaltig. Ein völlig stillschweigender Investor ist Blackrock wiederum auch nicht. Alljährlich kritisiert Konzernchef Fink in einem Schrei- ben an die Konzernchefs der Welt, darunter auch die Vorstände der Dax-Unternehmen, kurzfristiges Denken. „Larry Fink hat den Sinn unternehmerischer Nachhaltigkeit verin- nerlicht und fordert, nicht dem Druck seitens Medien und Aktionären nachzugeben“, erläu- tert Staub. Dieser Appell stoße bei Vorständen und Aufsichtsräten auf positives Echo. Prominente Fürsprecher „Gewiss sind nicht alle Themen unumstrit- ten“, räumt Staub ein. So hat Blackrock Grundsätze zur guten Unternehmensführung formuliert, die an die Beteiligungen angelegt werden. Die Firmen handhaben dieses Thema aber mitunter anders. „Unsere Regeln sind öffentlich bekannt“, sagt Staub. Die Unter- nehmen wüssten daher, welche Haltung das Haus zu bestimmten Fragen habe. „Wir tun dies nicht im Namen von Blackrock, sondern im Namen unserer Kunden“, ergänzt Staub. So sieht er das Selbstverständnis seines Hauses als Investor dann auch in der Mitte zwischen gänzlich inaktiven Anteilseignern einerseits und aktivistischen Hedgefonds an- dererseits angesiedelt. „Unsere Kunden erwar- ten, dass wir unsere Meinung über langfristige Entwicklungen äußern. Wir zielen aber nicht auf eine kurzfristige Beeinflussung, um den Aktienkurs zu optimieren“, sagt Staub. Da schließlich über die Hälfte des Geldes, das Blackrock verwaltet, in Indexfolgern liege, „stünde uns die Rolle eines sehr aktiven Mah- ners auch gar nicht zu“. Dass sich Blackrock nicht völlig mit seiner Haltung zurücknehmen mag, äußert sich auch in prominenten Personalien. So heuerte der Konzern den ehemaligen Schweizer National- bankpräsidenten Philipp Hildebrand an. Die- ser betreut institutionelle Kunden aus den Re- gionen Europa, Naher Osten und Afrika sowie Asien-Pazifik. In Deutschland wiederum sorg- te die Ernennung des früheren Unionsfrak- tionschefs Friedrich Merz als Aufsichtsrats- chef für Blackrock Deutschland für Aufsehen. Branchenkenner vermuten, dass Merz Türen öffnen und in der Politik bei Finanz- themen Hintergründe und Zusammenhänge erklären soll. „Wenn etwa wieder eine Dis- kussion um schärfere Regeln für die Fonds- branche losbricht, dann hat jemand wie Merz Zugang zur Kanzlerin. Er kann an höchster Stelle erklären, dass Asset Manager nur als Treuhänder von Vermögen agieren und Dinge wie Eigenkapitalanforderungen einfach keinen Sinn ergeben“, drückt es ein Insider aus. „Wir haben ihn nicht als Lobbyisten einge- stellt“, betont Staub. „Aber er kann Themen in die breite politische Diskussion mit einer Glaubwürdigkeit einbringen, die wir so sonst nicht hätten.“ Auch bei Kundenterminen wer- de Merz mitunter dabei sein. „Dabei geht es weniger darum, Türen zu öffnen, als auf der Führungsebene deutscher Unternehmen den Namen Blackrock zu verankern.“ So dürfte in Deutschland bald noch mehr von dem Riesen zu hören sein – nicht nur aus der New Yorker Zentrale, sondern auch aus Frankfurt und München. SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I blackrock Blackrock steigert Gewinn … Nettogewinn des gesamten Konzerns in Milliarden US-Dollar Der Reingewinn kletterte deutlich. Die Börsenturbulen- zen hinterließen zuletzt aber Spuren. Quelle: Blackrock 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 2015 2014 2013 2012 2011 2010 3,3 Mrd. USD 2,1 Mrd. USD … Profitabilität … Marge auf Basis des bereinigten operativen Gewinns in Prozent Globale Häuser mit breitem Angebot ringen oft mit hohen Kosten – Blackrock offenbar nicht. Quelle: Blackrock 37 38 39 40 41 42 43 2015 2014 2013 2012 2011 2010 O 42,9 % 39,3 % … und das verwaltete Vermögen Verwaltete Mittel nach Anlageklassen in Milliarden Dollar Einstmals war Blackrock ein institutionelles Bondhaus. Nun liegt in Aktien das meiste Geld. Quelle: Bloomberg 2015 2014 2013 2012 2011 2010 N 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 1.695 Mrd. USD 1.141 Mrd. USD 540 186 2.424 Mrd. USD 1.422 Mrd. USD 423 376 Mischfonds Sonstige Anleihen Aktien

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