FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

konkrete Umsetzung europäischer und natio- naler Gesetze im Verbund. Hier können dann die Mindestanforderungen im Einzelfall etwas gelockert werden. In einer besonderen Initia- tive haben DZ Bank und Union Investment sogar eine Unternehmensberatung gegründet, die VR-Consulting-Partner, um die Genossen- schaftsbanken individueller unterstützen zu können. Diese berät die Mitgliedsinstitute dabei, wie sie ihr Wertpapiergeschäft erhalten oder gar forcieren können. Schließlich hat das Fortbildungsangebot deutlich zugenommen. Sowohl an den Akademien der Regional- verbände als auch an der zentralen Fortbil- dungsakademie in Montabaur gibt es nun viele Spezialangebote. Diese Mechanismen sollen helfen, um der Einstellung bestimmter Geschäftsfelder in der Fläche durch die Re- gulierung entgegenzuwirken. Treffen die Regeln die Falschen? Der Gesetzgeber schlägt ausgerechnet auf die Bankengruppe ein, die das stabilste System aufweist. Genossenschaftsbanken und auch Sparkassen bieten Finanzdienstleistung stabil über mehr als 150 Jahre an. Die Regeln de- stabilisieren die wenigen Anker im Finanzge- schäft. Die Skandale der Vergangenheit haben gezeigt, wohin das übertriebene Gewinnstre- ben großer Häuser nach dem angelsächsi- schen Investmentbanking-Stil führt. Es wäre doch viel nützlicher für die Allgemeinheit, Institute mit einer Größe zu erhalten, in denen Bankberater den Kunden nicht irgendwas auf- schwatzen müssen – nicht so wie bei der Jog- ging-Marketing-Aktion der Commerzbank, die dann Panama Papers unters Anlegervolk bringt (lacht) . Dafür lohnt es sich zu kämpfen – das ist auch meine persönliche Motivation. Können Sie der Regulierung gar nichts Gutes abgewinnen? Doch, durchaus. Kontrolle und Regeln sind wichtig, um Exzesse wie bei einigen Groß- banken in der Vergangenheit zu vermeiden. Und der Staat quält die Banken einerseits mit der Regulierung, könnte aber auf der anderen Seite einen gigantischen Markt aufmachen: mit einer neuen, verpflichtenden Altersvor- sorge zum Beispiel. Wenn der Zins faktisch schon abgeschafft ist, wie sollen die Men- schen dann für das Alter ansparen? Da bleiben letztlich nur Fonds. Wenn alle Menschen ohne Riester-Vertrag eine verbindliche Altersvor- sorge abschließen müssten, dürften das mehr als 50 Millionen sein. Das wäre eine enorme Quelle im Anlagegeschäft. Dann würden gewiss einige Ihrer Leser die Sektkorken knal- len lassen (lacht). 255 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 viele Banken aufrüsten“ » Der Gesetzgeber schlägt ausgerechnet auf die Bankengruppe ein, die das stabilste System auf- weist. Die Regeln destabi- lisieren die wenigen Anker im Finanzgeschäft. « Thomas Stegmüller, Compentus

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