FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016
262 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 entgangenen Transaktionseinnahmen. Die Fondshäuser wiederum profitieren über die Verwaltungsgebühr von den gestiegenen Assets. Die Summen, die über Sparpläne in ETFs fließen, sind zwar klein, aber gut kal- kulierbar. Außerdem gelten diese Kunden als treu – anders als ein Dachfondsmanager, dessen Millionen morgen schon beim Kon- kurrenten liegen können. Commerzbank mit ETF-Aktion Dass Onlinebroker für ETFs werben, ist nicht neu. Doch inzwischen stellen auch klas- sische Filialbanken diese Produkte ins Schau- fenster. So können Kunden der Commerzbank noch bis Ende Juni kostenlos 25 iShares-ETFs ordern. „Wir werden künftig immer wieder Aktionen dieser Art starten“, sagt Torsten Daenert, Leiter Produktmanagement Wert- papier bei der Commerzbank. „ETFs sind ein- fach, transparent und liquide. Unsere Kunden wollen solche Produkte haben, und sie passen gut zu unserer Digitalisierungsstrategie. Da- rum haben wir uns entschieden, verstärkt passive Anlageprodukte anzubieten, insbeson- dere im Onlinegeschäft.“ Da die Commerz- bank eine Multikanalstrategie verfolgt, sind die ETFs nicht nur über das Internet gebüh- renfrei zu haben, sondern auch in der Filiale – wenn auch nur im beratungsfreien Geschäft. „Damit stehen ETFs auch in den Filialban- ken vor dem Durchbruch“, ist iShares-Ver- triebschef Scharl überzeugt. „Die Commerz- bank hat sich nun als Vorreiter positioniert. Ich bin mir sicher, dass andere Großbanken folgen werden.“ Bei der aktuellen Vertriebs- offensive hilft iShares der Commerzbank beim Marketing, ein monetärer Ausgleich für entgangene Orderprovisionen fließt aber nicht. „Ziel dieser Aktion ist es, Kunden an ETFs und damit auch an das Wertpapiergeschäft allgemein heranzuführen“, sagt Daenert. „Wer erste Erfahrungen mit ETFs gesammelt hat, interessiert sich typischerweise auch für wei- tere Wertpapierinvestments. Das eröffnet Cross-Selling-Potenzial.“ Die ETF-Offensive könne außerdem dabei helfen, Kunden zu gewinnen – oder zu halten. „Mir ist wichtig, dass der Kunde bei uns bleibt und nicht ein Zweitdepot für ETFs bei einer Direktbank eröffnet“, sagt Daenert. Ein ganz neues Phänomen sind Indexfonds für Commerzbank-Kunden ohnehin nicht. „Derzeit haben unsere Privatkunden über die Filialen und online in Summe weit über eine Milliarde Euro in ETFs investiert“, so Daenert. „Dieser Betrag soll künftig deutlich steigen.“ Wachstum verspricht er sich nicht nur bei Klienten mit „Direkt-Depot“ – so nennt die Commerzbank die Depotvariante für Selbstentscheider. Auch im „Premium- Depot“ dürfte die Quote deutlich steigen. „Hier zahlen Kunden eine jährliche Gebühr, die sich am betreuten Vermögen orientiert, im Gegenzug fallen keine Transaktionsentgelte oder Ausgabeaufschläge an. Zu diesem De- potmodell passen ETFs natürlich perfekt.“ Ein ähnliches Modell bietet die Hypo-Ver- einsbank mit dem „HVB Depot Global“ an: Die Bank stellt dem Kunden eine prozentuale Vergütung in Rechnung, verzichtet dafür auf Transaktionsgebühren und leitet ihm die Be- standsprovisionen durch. „Wir haben im Pri- vatkundengeschäft aktuell 65 verschiedene ETFs auf unserer Empfehlungsliste“, sagt ein Sprecher der Bank. Es sei geplant, das Ange- bot weiter auszubauen. Auch die Targobank testet derzeit in einigen Filialen ein neues Depotmodell, das erstmalig ETFs einschließt. „Die Reaktion unserer Kunden auf dieses erweiterte Angebot ist sehr positiv“, sagt Targobank-Manager Engel. Milliarden in Dachfonds In den Exklusivprodukten für den Filialver- trieb einiger Großbanken spielen ETFs schon länger eine große Rolle. Die 2008 aufgelegten ETF-Dachfonds der „HVB Vermögensdepot“- Serie verwalten stolze 3,4 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank zog 2013 mit der „Best Allocation“-Reihe nach, in der über ETFs die Marktmeinung des Chefanlagestrategen Ulrich Stephans abgebildet wird. In den Fonds liegen inzwischen 2,5 Milliarden Euro. Sogar vor den Sparkassen machen die In- dexfonds nicht halt. Für Kunden, die 150.000 Euro mitbringen, bietet die Kreissparkasse Ludwigsburg seit vergangenem Jahr eine Ver- mögensverwaltung auf ETF-Basis an. In die- sem Jahr sollen ETF-Sparpläne für normale Retailkunden folgen. Bei der Sparkasse Köln Bonn sind sie schon zu haben – wenn auch nicht kostenlos wie bei den Onlinebrokern. Dennoch: Finden solche Modelle Anklang, sind die Zeiten, in denen nur zehn Prozent des ETF-Vermögens von Privatanlegern stammen, wohl endgültig vorbei. BERND MIKOSCH | FP bank & fonds I etfs im retail-banking Foto: © Commerzbank, Blackrock Peter Scharl, iShares: „ETFs stehen auch in den Filial- banken vor dem Durchbruch.“ Torsten Daenert, Commerzbank: „Ziel der Aktion ist es, Kunden an das Wertpapiergeschäft heranzuführen.“ Aktuelle ETF-Aktionen ausgewählter Banken Bank ETF-Aktion Comdirect Kostenlose Sparpläne mit 45 Comstage-ETFs, Flat Fee von 3,90 Euro für 80 ETFs von Comstage und iShares Commerzbank Gebührenfreier Kauf von 25 iShares-ETFs (Online und Filiale) Consorsbank Kostenlose Sparpläne mit je 20 ETFs von Comstage und DB X-Trackers DAB Bank Kostenlose Sparpläne mit 87 DB-X-Trackers- und 69 Comstage-ETFs; Flat Fee von 4,95 Euro für den Kauf aller iShares- und Lyxor-ETFs Maxblue Kostenlose Sparpläne mit 89 DB-X-Trackers- und 18 Comstage-ETFs S-Broker Kostenlose Sparpläne (Rate bis 200 Euro) mit 83 Comstage-ETFs und fünf ETFs von ETF Securities, gebührenfreier Kauf von 83 Produkten von ETF Securities (Ordervolumen 1.000 bis 10.000 Euro) Targobank Gebührenfreier Onlinekauf von 20 iShares-ETFs Quelle: Anbieter; Stand: Mai 2016
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