FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

271 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 zip jeder, der fürs Alter vorsorgen muss – etwas an die Hand zu geben, womit sie dieses Ziel zumindest einigermaßen erreichen kön- nen. Denn es geht doch darum, die Versor- gungslücke, vor der im Grunde alle früher oder später stehen werden, am Ende in irgendeiner Form schließen zu können. Des- halb sind alle Marktteilnehmer in unserer Branche gefordert, wirklich vernünftig kon- zipierte Alternativen und Konzepte auf den Markt zu bringen. Die meisten Marktteilneh- mer haben das auch schon getan, aber es bleibt dennoch eine riesige Aufgabe, der wir uns stellen müssen. Andreas Bürse-Hanning (Aures Finanz): Als Makler muss ich aber das Thema niedrige Zinsen vor allem aus Sicht meiner Kunden beleuchten, und deshalb möchte ich schon noch einmal die Frage nach der eigentlichen Ursache für die Situation, in der wir uns jetzt befinden, stellen. Für mich habe ich jeden- falls bisher keine andere Antwort darauf gefunden, als dass es eine politisch gewollte und eine politisch herbeigeführte Situaton ist. Wenn wir aber politisch gewollt niedrige Zinsen haben, dann kann ich mich Herrn Jaffke nur anschließen. Denn dann ist es eigentlich nur sehr schwer nachvollziehbar, warum man nun gerade den Dienstleistern, sprich den Versicherern, den Maklern und Vermittlern oder auch den Banken, den Vor- wurf macht, dass sie ihre Geldanlagen nicht mehr in den Griff bekommen beziehungs- weise keine vernünftige Verzinsung mehr bieten. Denn im Grunde genommen richtet sich dieser Vorwurf doch zum einen an die falsche Adresse, gleichzeitig macht man da- mit den Versicherern wie auch den Banken das Marketing und die Beratung einfach nur noch schwerer. Marcus Stephan (BCA): Und letzten Endes wird durch die politisch induzierte Niedrig- zinsphase ein über Jahrzehnte gut funktionie- rendes Vorsorgemodell gerade erheblich ins Wanken gebracht. Das halte ich für extrem kritisch, eben weil dadurch auch unsere Kun- den sehr stark verunsichert werden. Natürlich wird es auch für dieses Problem neue und andere Lösungen geben, aber momentan weiß doch eigentlich keiner von uns so rich- tig, wie er damit umgehen soll. Carlos Reiss (Hoesch & Partner): Ich be- trachte das an der Stelle ein wenig übergrei- fender. Auf der Versicherungsseite haben wir uns eigentlich immer gern auf die Posi- tion des Garantiegebers in der Altersvor- sorge zurückgezogen. Gleichzeitig ha- ben wir gegen den Fondsvertrieb gewet- tert nach dem Motto: Mit einem Fonds kaufen die Leute sich Volatilität und Risiko ein, mit der Versicherung die Ga- rantie. Wenn wir jetzt allerdings feststel- len, dass bei einer Kostenquote in der Versicherung von über einem Prozent das Garantieversprechen früher oder später nicht mehr funktionieren wird, einfach weil die Ertragsseite das nicht mehr hergibt, dann muss man doch zu dem Schluss kommen, dass man da- durch den Versicherern regelrecht den Stecker gezogen hat, wohlgemerkt nicht in Bezug auf das biometrische Geschäft, aber doch in Bezug auf das Altersvor- sorgegeschäft. Dietmar Bläsing (Volkswohl Bund): Wo- bei eine Kostenquote von über einem Prozent schon recht hoch angesetzt ist. Wenn Sie nach Umsetzung des Lebens- versicherungsreformgesetzes in die Police eines Versicherers hineinschauen, dann liegt die sogenannte Reduction in Yield bei einemWert von etwa 0,75 Pro- zent, also durchaus deutlich niedriger als ein Prozent. Wir als Versicherer haben es meines Erachtens nur über Jahre hinweg einfach nicht verstanden, das wirklich kundzutun. Erst als wir gezwungen waren, die Reduction in Yield tatsächlich auszuweisen, hat man ge- sehen, dass auch eine Versicherung vielleicht nicht gerade so etwas wie eine Okkasion ist. Aber man hat eben auch gesehen, dass in einer Versicherung lange nicht so hohe Kos- ten stecken, wie viele gern behaupten. Stephan: Dieser Umstand ist allerdings bis- her noch überhaupt nicht in der Breite der öf- fentlichen Diskussion angekommen. Reiss: Außerdem sollte man nicht vergessen, dass auch der Vertrieb am Ende finanziert werden muss. Daher ist die Eins vor dem Komma so verkehrt sicher nicht, wenn man bedenkt, dass auch der Versicherer noch sei- ne Marge haben möchte. Fest steht für mich auf jeden Fall, dass man als Versicherer heut- zutage schon sehr viel kreativer agieren muss, um sich im Segment Altersvorsorge wirklich noch positionieren zu können. Vor allem wenn man mit einbezieht, dass die Phase extrem niedriger Zinsen sicher nicht so schnell beendet sein wird. Wenn man der aktuellen Berichterstattung darüber Glauben schenkt, dann wird diese Phase sogar noch extrem lang dauern. Und ein Blick nach Japan, wo eine solche Phase schon seit zehn Jahren und mehr andauert, verrät einem dann schon, dass es in diesem Zusammenhang durchaus zu erheblichen Verschiebungen in der Versicherungsbranche kommen wird. Heuser: Gereicht es den Versicherern am Ende nicht eventuell sogar zum eigenen Vorteil, wenn diese nun – sozusagen ge- Andreas Bürse-Hanning, Aures Finanz: „Eine Versiche- rung hat doch deutlich mehr zu bieten als nur die reinen Zinsgarantien, wie wir sie von früher kennen.“ » Letzten Endes wird durch die politisch induzierte Niedrigzins- phase ein über Jahrzehnte gut funktionierendes Vorsorgemodell gerade erheblich ins Wanken gebracht. Das halte ich für extrem kritisch, eben weil dadurch auch unsere Kunden sehr stark verunsichert werden. « Marcus Stephan, BCA

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