FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016
einen steuerlich nach wie vor attraktiven Mantel dar, in dem ich diesen Fonds kaufen kann. Diese Hülle hat natürlich eine andere Kostenstruktur und möglicherweise gewisse Einschränkungen oder eben auch zusätzliche Vorteile, wie eben die steuerfreie Umschich- tungsmöglichkeit innerhalb des Versiche- rungsmantels. Aber allzu komplex ist dieses Thema auch in der Beratung nicht. Komplex wird eine solche Beratung erst durch die Pro- duktkonstellation mit versteckten Kosten und Absicherungsmechanismen, die eben nicht hundertprozentig und einfach für einen Kun- den nachvollziehbar sind beziehungsweise genauso komplex sind wie eine klassische Kapitallebensversicherung. Rapp: Ich glaube, der Trend, der zu erkennen ist, geht eindeutig hin zu einer endfälligen Garantie – auch mit den Produkten der „Neuen Klassik“, wie sie jetzt auf den Markt kommen. Es ist einfach nicht mehr zeitge- mäß und möglich, dass man einem Kunden für jedes Jahr eine Garantie gibt, nur damit er möglichst zu jeder Zeit mit einem dann mög- lichst hohen Ertrag aus seinem Vertrag aus- steigen kann. Das ist doch keine Altersvor- sorge, sondern das ist im Grunde ein Spar- produkt, das dann beim ersten An- reiz, ein neues Auto oder neue Möbel zu kaufen, auch gleich wieder aufge- löst wird. Das ist einer der Gründe, weshalb wir bei Canada Life seit je- her auf die endfällige Garantie set- zen. Damit bleibt die garantierte Lei- stung am Ende unverändert, muss aber nicht mehr zwingend jedes Jahr durch einen Mindestzins erwirtschaf- tet, sondern kann durch die Erträge während der gesamten Laufzeit er- reicht werden. Dadurch können wir die Kundengelder mit Quoten von 50, 60 oder 70 Prozent in Aktien in- vestieren, und nur der Rest wird in Anleihen angelegt. Damit haben wir es geschafft, seit unserem Eintritt in den deutschen Markt im Jahr 2004 ei- nen jährlichen Wertzuwachs von 6,1 Prozent zu erwirtschaften. Deswegen glaube ich, dass man als Versicherer auf jeden Fall wegkommen muss von einer jährlichen Garantie, weil eine solche Form der Zusage in Zukunft einfach nicht mehr möglich sein wird. Darauf hat ja nun auch fast je- der deutsche Versicherer reagiert und entsprechende Produkte auf den Markt gebracht. Damit wird sich dann auch das Zinsdilemma irgendwann wieder lösen lassen, sodass man auch wieder zu einer Situation kommt, in der Kunden eine akzep- table Rendite erhalten, ohne dabei vollkom- men auf eine dann eben endfällige Garantie verzichten zu müssen. Heuser: Müssten deutsche Versicherer nicht auch ein Stück weit mutiger werden, was ihre Kapitalanlage angeht? Das ist eine Frage, die ich bewusst an Herrn Neu- mann richte. Wenn man zurückschaut, dann war Ihre Gesellschaft vor nicht ein- mal zehn Jahren einer der Vorreiter in Bezug auf Investments in alternative Anla- gen wie Hedgefonds, hat sich danach aber wieder aus diesem Feld zurückgezogen. Neumann: Wobei wir nach wie vor sehr stark zum Beispiel in Windkraft investieren. Wir sind immerhin Europas größter Windkraft- versicherer im Bereich der technischen Absi- cherungen. Insofern sind solche Investments schon so etwas wie ein wesentlicher Bestand- teil unserer Kapitalanlage. Allerdings sind wir natürlich in gewisser Weise gedeckelt durch die Rahmenbedingungen für einen deutschen Versicherer, insbesondere die Vor- gaben aus dem Versicherungsaufsichtsgesetz. Daher können wir ja nicht beliebig investie- ren, denn das VAG schreibt uns doch relativ klar vor, bis zu welchem Prozentsatz wir in welchen Bereichen oder Assetklassen über- haupt investieren dürfen und wie viel Eigen- kapital dafür zu binden ist. Das betrifft nicht nur die Immobilienquote, sondern eben auch Aktienanlagen und alternative Investments. Wenn man gleichzeitig miteinbezieht, dass ein Versicherer relativ hoch und eigenkapital- schonend im Anleihenbereich gewichtet sein darf – ob es sich nun um vergleichsweise Jens Bredenbals, FONDS professionell: „Muss man als Berater den Kunden erklären, dass sie die Garantien künftig nicht mehr so ernst nehmen sollen?“ Ulrich Neumann, Gothaer Versicherung: „Wir sind immerhin Europas größter Windkraftversicherer im Bereich der technischen Absicherungen.“ 276 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 lebenspolicen-spezial I roundtable Foto: © Cornelis Gollhardt » Nur jene Versicherer werden weiter bestehen können, die über eine gute Kapitalanlage verfügen und damit innovativ unterwegs sind. Das werden aber in erster Linie die größeren Branchen- teilnehmer sein. « Carlos Reiss, Hoesch & Partner
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