FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016
74 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 Regierung einen Schuldenschnitt. Der darauf folgende Kursverfall der Ukraine-Anleihen verringerte den Wert von Hasenstabs Anlagen im Handumdrehen auf vier Milliarden Dollar. Zwar ließ der Schuldenschnitt noch Monate auf sich warten, die Investoren zogen aber vorsorglich mehr als 14 Milliarden Dollar aus den europäischen und amerikanischen Anteils- klassen des Fonds ab. Dabei war Hasenstab sich so sicher: Aus Sicht eines Anleiheninves- tors ergebe ein Ukraine-Investment eine Men- ge Sinn, hatte er im Frühjahr 2015 noch ge- sagt. Doch ein riesiges Investment in einem einzigen Land kann einen Fonds in die Enge treiben, wenn es dort plötzlich brenzlig wird. Bei Hasenstab wie auch bei Woolnough und Gross stellte sich mit wachsender Größe ihrer Milliardenvehikel die Frage, wie beweglich sie noch an den Märkten agieren und Chan- cen wahrnehmen können. Nicht weniger erfolgsverwöhnt als die drei Bond-Stars ist Ethenea-Fondsmanager Luca Pesarini. Seit Jahren managt er den Misch- fonds Ethna-Aktiv, der zu seinen besten Zeiten gut zwölf Milliarden Euro schwer war. Die lie- gen gerade einmal ein Jahr zurück. Doch seit- her haben Anleger fast zwei Milliarden Euro aus dem Ethna-Aktiv abgezogen. Grund ist der Absturz an den Börsen in den letzten Mona- ten, mit dem der Starfondsmanager weniger gut zurechtzukommen scheint als mit früheren Turbulenzen. „Wir sind viel zu optimistisch ins Jahr gestartet“, sagt Pesarini (siehe Interview Seite 60). Der Manager war davon ausgegan- gen, dass sich die US-Wirtschaft weiterhin po- sitiv entwickeln und die US-Notenbank den Leitzins weiter anheben würde. Für Amerikas Aktienmarkt erwartete er daher eine positive Entwicklung. Doch es kam anders. Pesarini zog die Konsequenzen und steuerte noch im Januar gegen: Er reduzierte das Risiko seines Flaggschiffs. In Zeiten, da Anlageklassen stark korrelieren, sei aber auch das eine Herausfor- derung, sagt er. Dennoch hält Pesarini die Auf- stellung seines Fonds prinzipiell für gut. Und trotz der Verluste will er weiterhin Risiken ein- gehen. Fondsmanager müssten heute aber neue Wege beschreiten und taktische Entschei- dungen in allenAnlageklassen anpassen. Denn eine klassische Strategie der Diversifikation funktioniere heute im Grunde nicht mehr. Und da ist sie wieder, die Enge. Diesmal lauert sie jedoch überall. Reinen Aktienmanagern geht es da nicht besser. Um die Jahrtausendwende war der Fidelity European Growth (LU0048578792) mit 25 Milliarden Euro Europas größter Wert- papierfonds und Manager Anthony Bolton ein Star. Heute ist er nur noch rund sieben Milli- arden schwer. Zwar überstand das Portfolio die Dotcom-Blase, und auch Bolton-Nachfol- ger Graham Clapp gelang es, Konkurrenz und Vergleichsindex zu schlagen. Doch dann wechselten die Manager immer häufiger. Auf Clapp folgten Alexander Scurlock und zuletzt Matt Siddle. Sie konnten nicht an die früheren Erfolge anschließen. In sechs der acht vergan- genen Kalenderjahre blieb der Fonds hinter seinem Vergleichsindex zurück. Jetzt stellt sich Anlegern wieder die alte Frage, die im Grunde nicht zu beantworten ist: Durchleidet der Fonds nur eine vorrübergehende Schwä- chephase – oder ist der Fonds mit seiner An- lagestrategie an seine Grenzen gestoßen? ANDREA MARTENS, SEBASTIAN ERTINGER | FP markt & strategie I aktives fondsmanagement Foto: © Janus, Hemmerich Bill Gross: Nacht-und-Nebel-Kündigung per Notizzettel auf dem Schreibtisch. Klaus Kaldemorgen: wieder ein glücklicher Fonds- manager – mit glücklichen Anlegern. Die besten Zeiten sind vorbei Wertentwicklung und Verlauf des verwalteten Vermögens beim Fidelity European Growth Fund im Vergleich Viele Rochaden an der Spitze des Dickschiffs und ein zunehmend schwieriges Markt- umfeld haben die Anleger des Fidelity European Growth verschreckt. Quelle: Bloomberg ’13 ’12 ’14 ’15 ’16 6 8 10 12 14 Euro 16 Wertentwicklung Fondsvolumen in Mio. Fidelity European Growth ’09 ’08 ’10 ’11 ’07 ’06 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 16.000 18.000 20.000 22.000 Gipfel überschritten? Wertentwicklung und Verlauf des verwalteten Vermögens beim Ethna-Aktiv im Vergleich Luca Pesarini sieht die Märkte zu einem Spekulations-Eldorado verkommen, bleibt vorsichtig – und fällt in der Vergleichsgruppe zurück. Quelle: Bloomberg ’13 ’12 ’14 ’15 ’16 90 100 110 120 130 Euro 140 Wertentwicklung Fondsvolumen in Mio. ’09 ’08 ’10 ’11 ’07 ’06 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 0 Ethna Aktiv
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