FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

78 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 dass sich bei Plain-Vanilla-Fonds auch bei einem geringen Volumen die Kosten in akzep- tablen Grenzen halten lassen.“ Bei global agierenden Anbietern mit einem umfassenden Vertriebsnetz und breiter Produktpalette kann die Schwelle dagegen durchaus höher liegen. Ebenso hebt eine ausgeklügelte Strategie mit hohem Handelsvolumen die Profitabilitäts- hürde nach oben. „Die zweite Schwelle liegt bei rund 100 Millionen Euro. Dieses Volumen setzen viele institutionelle Investoren als Mindestgröße an, bevor sie in ein Portfolio investieren“, erläu- tert Erdmann. Pensionskassen, Versicherer oder auch Dachfonds bringen große Summen mit. Sie wollen mit ihrer Masse nicht in klei- nen Zielfonds gefangen sein, die von einer Auflösung bedroht sind. Mitunter schauen sich die Profis aber auch schon gute Manager an, auch wenn sie nur ein Volumen von 50 Millionen Euro mitbringen. Doch selbst von dieser Gewichtsklasse können viele Verwalter nur träumen: Weniger als die Hälfte der VV- Fonds erreicht ein Volumen von mehr als 50 Millionen Euro. Besonders viele Leichtgewichte finden sich in der Kategorie „Flexibel“. Immerhin fast 40 Prozent der Fonds schaffen es nicht über die Hürde von 15 Millionen Euro, zeigen die Daten von MMD per Ende März. Mehr als ein Viertel dümpelt sogar im akut existenz- bedrohenden Bereich von weniger als zehn Millionen Euro. Das durchschnittliche Fonds- volumen der flexiblen Gruppe beziffert sich entsprechend nur auf 172 Millionen Euro. In der Kategorie „Defensiv“ erreicht der Durch- schnitt immerhin 336 Millionen Euro, im offensiven und im ausgewogenen Segment sind es sogar fast 400 Millionen Euro. Über alle vier Gruppen hinweg beträgt das durch- schnittliche Fondsvolumen 320 Millionen Euro. In den Kategorien „Defensiv“ und „Ausgewogen“ erreichen fast 20 Prozent nicht die Marke von 15 Millionen, bei den offensi- ven Portfolios ist es ein Viertel. Ausmisten nötig Trotz dieser deutlichen Gewichtsprobleme scheint der wirtschaftliche Druck nicht so groß zu sein, dass die Anbieter sich genötigt sehen, ihre Palette gründlich auszumisten. „Die große Konsolidierung ist nach meiner Wahrnehmung bislang ausgeblieben“, stellt Erdmann fest. Dies zeigt auch ein Blick in eine frühere Auswertung des Analysehauses MMD, über die FONDS professionell berich- tet hatte (Ausgabe 4/2013). Damals führte MMD 1.174 Fonds in den vier Hauptkate- gorien, heute sind es 1.277. Die Zahl der ver- mögensverwaltenden Fonds ist also seither noch etwas gestiegen. Immerhin scheint sich das Gewichtspro- blem etwas gebessert zu haben. Ende 2013 brachten rund 35 Prozent der Fonds weniger als 15 Millionen und ein Viertel weniger als zehn Millionen Euro auf die Waage. Heute ist der Anteil jeweils um rund zehn Prozentpunk- te geringer. Allein in der Kategorie „Flexibel“ konnte damals die Hälfte der Fonds nicht die 15-Millionen-Marke überschreiten. Insgesamt waren mehr als 60 Prozent der VV-Fonds leichter als 50 Millionen Euro, heute sind es nur noch 54 Prozent. Die Anbieter setzen sich also durchaus dafür ein, das Ruder bei schwachbrüstigen Fonds noch einmal herumzureißen. „Primär versuchen manche Manager über eine Anpas- sung der Strategie einen Neustart und hoffen, damit neues Geld anlocken zu können“, be- richtet Erdmann. Die Option, eine erfolglose Strategie an eine ähnliche, aber aussichtsrei- chere anzudocken, nutzen offenbar nur weni- ge Häuser. „Bisher wurden nur wenige Fonds verschmolzen“, beobachtet Erdmann. „Dies mag daran liegen, dass dies mit Kosten für den Fondsmanager verbunden ist, die anders als bei einer Liquidation nicht dem Fonds belastet werden können.“ Eine weitere Option ist, einen bestehenden Fonds als Hülle für eine neue, erfolgverspre- chendere Strategie zu nutzen. Der alte Ansatz markt & strategie I vermögensverwaltende fonds Schwindsüchtige Portfolios Anteil der Fonds mit geringen verwalteten Vermögen nach Anbietergruppe Bei den Anbietern von VV-Portfolios fallen vor allem die unabhängigen Vermögensverwalter sowie die Finanzvertriebe mit Produkten auf, die offenbar nur wenig Interesse wecken konnten. Quelle: MMD 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Großbanken (129 Fonds) Privatbanken (234 Fonds) genossenschaftliche Banken (84 Fonds) öffentlich-rechtliche Banken (134 Fonds) Fondsgesellschaften (222 Fonds) Versicherung (131 Fonds) Family Office (17 Fonds) Finanzvertriebe (22 Fonds) unabhängige Vermögensverwalter (732 Fonds) M 24,5 % 37,8 % 36,4 % 54,5 % 17,6 % 17,6 % 3,8 % 6,9 % 4,5 % 7,7 % 11,2 % 17,9 % 9,5 % 14,3 % 12,8 % 21,4 % 7 % 10,1 % Unter 15 Mio. Euro Unter 10 Mio. Euro Flexiblen fehlt die Masse Volumenverteilung innerhalb der Hauptkategorien vermögensverwaltender Fonds Besonders in der Kategorie der flexiblen VV-Fonds finden sich Portfolios, die nur sehr wenig Geld einsammeln konnten. Aber auch in den anderen Gruppen gibt es einige Fonds, die praktisch ohne Anleger ausharren. Quelle: MMD 0 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Flexibel (295 Fonds) Offensiv (261 Fonds) Ausgewogen (397 Fonds) Defensiv (324 Fonds) Weniger als 5 Mio. Euro 5 bis 10 Mio. Euro 10 bis 15 Mio. Euro 15 bis 20 Mio. Euro 20 bis 30 Mio. Euro 30 bis 50 Mio. Euro Mehr als 50 Mio. Euro

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