FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

104 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 sogar noch gestiegen zu sein scheint. So führt laut BIZ ein Renditeanstieg bei den zehnjäh- rigen US-Staatsanleihen von 100 Basispunk- ten zu einem Anstieg von im Schnitt 70 bis 80 Basispunkten in anderen Bondmärkten. Ein Effekt, der die Umsetzung einer eigen- ständigen Zinspolitik speziell für kleinere Länder erschwert. Ebenfalls nicht zu beein- flussen sind die protektionistischen Tendenzen, die sich vielerorts breitmachen. Auch in dieser Hinsicht richtet sich wieder der Fokus auf die USA, weil dort nach den Wah- len im November unter einem neuen Präsi- denten die Weichen anders gestellt werden könnten. Für Schwellenländer wäre mehr Protektionismus schlecht, weil ihre Exporte im Schnitt 23 Prozent des BIP ausmachen. Laut Citigroup gehen dabei 18 Prozent aller Ausfuhren in die Vereinigten Staaten. Wegen dieser Abhängigkeiten sind die von vielen Emerging Markets in den vergangenen Jahren umgesetzten Schutzmaßnahmen hilf- reich. Darunter mit am wichtigsten sind die heute viel häufiger anzutreffenden flexiblen Wechselkursregime. Sie ermöglichen im Ver- bund mit höheren Devisenreserven eine rasche Anpassung an exogene Schocks. Punk- te wie diese bringen die Volkswirte der Deka Bank dazu, keine Wiederholung der Schwel- lenländerkKrisen zu erwarten, wie sie Ende der 1990-er Jahre und Anfang des neuen Jahr- tausends zu beobachten waren. Positiv sollte sich auch die breiter gewor- dene inländische Investorenbasis auswirken. Sie senkt die Abhängigkeit vom Ausland so- wie Liquiditätsrisiken. Das ist auch deshalb wichtig, „weil Händler seit Kurzem nicht mehr so viele Papiere auf ihre Bücher neh- men, was Anleihen weniger liquide macht. Deshalb könnten die Unternehmensanleihen- märkte volatiler werden, falls Mittelabflüsse stattfinden“, wie Fondsmanager Yerlan Syzdy- kov vom Pioneer Emerging Markets Bond zu bedenken gibt. Auch Reichle glaubt: „In ge- stressten Marktphasen wird bei Schwellenlän- deranleihen weiterhin mit Liquiditätsengpäs- sen zu rechnen sein – allerdings nicht mehr so gravierend wie in der Vergangenheit.“ Dauerhafter Depotbaustein Insgesamt sprechen die skizzierten Rah- mendaten für Schuldpapiere aus den Schwel- lenländern. Zu einer möglichst effektiven Streuung gehört es auch, das eingesetzte Ka- pital auf Papiere in Hartwährungen und loka- ler Währungsbasis aufzuteilen. „Eine Mi- schung von Schwellenländeranleihen sowohl in Hart- als auch in Lokalwährung kann hel- fen, Erträge zu steigern und gleichzeitig die Volatilität im eigenen Portfolio zu senken“, stimmt Jim Hurlin, Investment-Spezialist der Capital Group, zu. Wer Angst hat vor Wäh- rungsverlusten, den beruhigt Liebe mit folgen- den Worten: „Im Falle der Lokalwährungs- anleihen hat die Währungskomponente in den vergangenen drei Jahren erheblich nachgege- ben. Das führt dazu, dass die Schwellenlän- derwährungen jetzt fundamental als unter- bewertet gelten.“ Syzdykovs Fazit: „Alles in allem bieten die Emerging Markets nach wie vor echte Diver- sifikationsmöglichkeiten. Das erklärt auch die enormen Mittelzuflüsse in diesem Segment.“ Dennoch spricht das Bauchgefühl dafür, dem Urteil des Morgan-Stanley-Strategen Kemen Gewicht beizumessen. Für ihn gewinnen die Schwellenländer in einer Zeit, in der fast alle Weltregionen mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen haben, momentan nur den Wett- bewerb der am wenigsten hässlichsten Kan- didaten. Was dieser Titel wert ist, darüber ent- scheidend am Ende aber erst die nächste größere Krise. Wann es dazu kommt, ist jedoch völlig offen. JÜRGEN BÜTTNER | FP markt & strategie I schwellenländeranleihen Foto: © Carina Jahn, Pioneer Investments Walter Liebe, Pictet AM: „Schwellenländerwährungen gelten jetzt als fundamental unterbewertet.“ Yerlan Syzdykov, Pioneer: „Die Emerging Markets bieten nach wie vor echte Diversifikationsmöglichkeiten.“ Ausgewählte global investierende Schwellenländeranleihenfonds Volumen in Wäh- Ertrags- Kosten 1 Performance Fonds/ETF ISIN Mio. Euro rung verw. Fokus p. a. 2016 1 Jahr 3 Jahre 2 5 Jahre 2 10 Jahre 2 Candriam Bonds Emerging Markets LU0083568666 1.284,3 USD T HW 1,34 % 12,22 % 15,42 % 14,10 % 11,49 % 8,96 % Pictet-Global Emerging Debt LU0128467544 7.308,0 USD T HW 1,44 % 9,45 % 12,15 % 13,60 % 10,57 % 8,83 % NN (L) EM Debt (Hard Currency) LU0555020303 3.070,7 USD T HW 1,55 % 11,68 % 14,46 % 13,74 % 11,08 % 8,82 % Edmond de Rothschild Emerging Bd. LU1160351208 325,4 EUR T HW/LW 1,20 % 21,26 % 24,88 % 12,63 % 12,03 % 8,58 % BGF Emerging Markets Bond LU0200680436 2.777,3 USD A HW 1,47 % 10,73 % 11,96 % 13,47 % 10,18 % 8,03 % Petercam L Bonds EM Sustainable LU0907927171 366,0 EUR A LW/HW 1,34 % 13,81 % 16,15 % 8,43 % – – iShares JP Morgan $ EM Bond IE00B2NPKV68 5.868,4 USD A HW 0,45 % 11,05 % 14,49 % 14,75 % 10,96 % – Lyxor ETF iBoxx $ Liquid EM Sov. FR0010967323 238,5 USD A HW 0,30 % 11,66 % 16,72 % 14,29 % 10,13 % – SPDR Barclays EM Local Bond IE00B4613386 1.748,9 USD A LW 0,55 % 10,85 % 14,22 % 4,95 % 3,56 % – iShares Emerging Asia Local Gov. Bd. IE00B6QGFW01 60,7 USD A LW 0,50 % 8,84 % 15,83 % 9,59 % – – Sortiert nach längster verfügbarer Performance (oben aktiv verwaltete Fonds, unten ETFs); A = ausschüttend; T = thesaurierend; HW = Hartwährungen; LW = Lokalwährungen | 1 laufende Kosten laut KIID | 2 annualisiert Quelle: Morningstar, Stand: 8.9.2016

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