FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016
107 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 markt & strategie I gam star dynamic global bond D er World Government Bond Index der Citigroup legte im zurückliegenden Jahr in US-Dollar berechnet 9,8 Pro- zent zu, betrachtet man ihn aus dem Blick- winkel eines Euro-Investors, waren es 10,5 Prozent. Das ist für einen Anleihenindex grundsätzlich eine sehr gute Performance, sieht man sich das Zinsniveau zu Jahresbe- ginn 2015 an, nimmt es sich aber geradezu spektakulär aus. Nur zum Vergleich: Der MSCI World Index brachte es nur auf 7,3 Prozent. Und wahrscheinlich war es ein Feh- ler, diesen Index als Benchmark für einen Rentenfonds zu verwenden, der global in An- leihen praktisch jeder Bonität und in jeder Währung investieren darf, denn ein solcher Fonds müsste von der Idee her stets in die „richtigen“ Anleihen und Währungen inves- tiert sein – dass das nicht zu schaffen ist, muss man nicht erläutern. Der seit 2012 aktive GAM Star Dynamic Global Bond enttäuschte in den letzten Jahren aber ganz grundsätzlich – nicht nur im direk- ten Vergleich mit seiner selbst auferlegten Benchmark. Der Auftrag des Fondsmanage- ments lautet: über den gesamten Konjunktur- zyklus hinweg beständige Erträge zu generie- ren. Dafür stehen ihm alle Zinsmärkte bis hin zu Wandelanleihen zur Verfügung. Zu Ab- sicherungszwecken dürfen zudem derivative Instrumente wie Credit Default Swaps und Devisenoptionen eingesetzt werden. Vernünftiger Eindruck Der Dynamic Global Bond sei so konzi- piert, dass er sich schnell an Veränderungen anpassen könne und dennoch einen klaren Fokus behält, sagt Fondsmanager Tim Hay- wood. Er, sein Komanager Daniel Sheard und ein Team aus Ökonomen und Investmentstra- tegen arbeiten schon viele Jahre zusammen. Auch der unabhängige Investmentansatz sei in den vergangenen Jahrzehnten nahezu gleich geblieben. Man sei sich der Existenz der Benchmark jederzeit bewusst, wolle aber nicht an ihr kleben, so Haywood. Und wenn es um den berühmten Blick in die Glaskugel geht, verfolge man einen moderneren, weni- ger arroganten Ansatz als viele andere. Sinn der Sache sei nicht, zukünftige Wechselkurse für einen bestimmten Stichtag vorherzusagen. Viel wichtiger sei beispielsweise, das Risiko einer Position für das Portfolio richtig einzu- schätzen. Die Fondsunterlagen und Haywoods Erläu- terungen vermitteln einen positiven Eindruck und lassen ansprechende Ergebnisse erwarten. Die historische Wertentwicklung des Dynamic Global Bond zeigt nun allerdings, dass solche Erwartungen bisher enttäuscht wurden. Wer bei Auflage im März 2012 in die Euro-An- teilsklasse investierte, liegt heute rund 1,5 Pro- zent im Minus. Die annualisierte Rendite über einen Dreijahreszeitraum betrachtet liegt bei minus 0,6 Prozent – nur sechs Prozent der vergleichbaren Fonds schnitten laut Software- Systems.at noch schlechter ab. Auf Anfrage heißt es vom Zürcher Haupt- sitz: „Der Fonds verfolgt eine Benchmark, die viele verschiedene Währungen umfasst, und enthält Anteilsklassen ohne Währungsabsiche- rung. Die genannte Euro-Referenzgruppe ist deshalb in keiner Weise repräsentativ.“ Mag sein, aber es ist egal, wie man es betrachtet, die bisherigen Ergebnisse sind unbefriedigend. Ob die Fondsgesellschaft auf die falschen Währungen oder die falschen Anleihen ge- setzt hat, muss den Investor nicht interessie- ren. Das Mandat des Fonds hätte es jedenfalls erlaubt, besser abzuschneiden. Ein Blick in die Datenbank von Morningstar zeigt, dass er gegenüber seiner Vergleichsgruppe „Anleihen global“ von Mitte 2014 bis Anfang 2016 kon- tinuierlich an Boden verloren hat. Falsche Wetten Dafür gibt es nur eine plausible Erklärung: Das Management ist die falschen Wetten ein- gegangen. So wurde etwa ab der zweiten Jah- reshälfte 2015 verstärkt auf Emerging Mar- kets gesetzt, womit man leider zu früh einge- stiegen ist, Japan wurde parallel dazu igno- riert. „In diesem Zeitfenster war das ungüns- tig“, so der Asset Manager, dessen Fonds sich im Ranking des Informationsdienst Citywire als Konsequenz auf Platz 131 von 139 findet, Grundlage der Reihung ist das Dreijahreser- gebnis zum 31. August 2016. Die Investoren, die Haywood und Sheard treu geblieben sind – in der Euro-Tranche be- finden sich noch etwa 3,5 Millionen Euro – haben allerdings Grund zu der Hoffnung, dass die schwache Startphase des Fonds einen Lernprozess ausgelöst hat. Seit Anfang 2016 entwickelt sich das Produkt sehr gut, wobei der Fonds weiterhin gute Nerven fordert. Für den Zeitraum von Ende Mai bis Ende August rangieren Haywood und Sheard mit dem Fonds bei Citywire auf Rang 4 von 210, im Einmonatsrückblick zum 31. August landeten sie hingegen auf den beiden letzten Rängen. DANIEL WINKELMEIEr | FP Bisher hat der GAM Star Dynamic Global Bond sein Ziel, über den Konjunkturzyklus hinweg Erträge zu erwirtschaften, nicht erreicht, aber noch darf man hoffen. FLOP: Timing-Probleme? Tim Haywood ist seit Mai 2009 bei GAM und seit Auflage für den Dynamic Global Bond hauptverantwortlich. Minus 1,5 Prozent seit Auflage ISIN: IE00B5L8YJ49 Agio: 5,00 % Laufende Kosten: 1,10 % p.a. Erstausgabedatum (Tranche): 14.3.2012 Fondsmanager: Tim Haywood, Daniel Sheard 0 % -5 % -10 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 2014 2015 2012 2013 ’16 GAM Star Dyn. Global Bond EUR (Acc) FIAP Index Anleihen gemischt Citigroup World Gov. Bond Index
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