FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

so etwas wie ein erstes Warnzeichen. Wenn sich gleichzeitig Analysten mit Prognosen überschlagen, wonach die Zinsen für zehn- jährige US-Treasuries von 1,3 noch weiter in Richtung 1,25 oder ein Prozent sinken wer- den, dann sind solche Marken doch nichts als runde Zahlen in der Erwartung einer Fortset- zung der Tendenz weiter sinkender Zinsen. Es bedeutet aber doch andererseits nichts ande- res, als dass diese Analysten darauf hoffen und damit zufrieden wären, vielleicht drei Prozent Performance über zwölf Monate zu erwirtschaften. Dabei gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, deutlich mehr als drei Prozent zu erzielen. Das beste Beispiel sind Goldmi- nenwerte, mit denen man zuletzt ohne Weite- res zehn Prozent in einer Woche verdienen konnte, wenn man es geschickt angestellt hat. Daher stelle ich mir die Frage, wann Anleger, die heute noch Yen- oder Euro-Anleihen mit einer negativen Verzinsung kaufen, endlich aus ihrem Koma aufwachen werden. Sie trauen den Marktteilnehmern offen- bar nicht sehr viel zu im Umgang mit negativen Zinsen? Weil niemand wirklich vertraut ist mit einem Umfeld negativer Zinsen. Außerdem habe ich eines gelernt in diesem Metier: Man muss immer dann besonders wachsam werden, wenn mehr und mehr Marktteilnehmer von einem „Nie wieder“ sprechen. Das ist häufig ein Signal dafür, dass – in dem Fall bezogen auf einen Anstieg der Zinsen – genau das ein- treten wird. Deshalb ist es aus meiner Sicht mit der Legende von dauerhaft niedrigen Zin- sen, die sich offenbar in die Anlegerpsyche eingebrannt hat, vorbei. Zumal die Zinsen schon seit geraumer Zeit wieder steigen, viel- leicht nicht besonders stark, aber erkennbar, sowohl in den USA wie auch in Europa. Sie haben in diesem Zusammenhang von einer sich mehr und mehr durchset- zenden Erkenntnis gesprochen, wonach negative Zinsen einen durchaus anderen Effekt zeigen als ursprünglich erhofft. Was genau meinen Sie damit? Eine der damit verbundenen Erwartungen war in vielen Ländern, dass man durch negative Zinsen die eigene Währung schwächen könne. Eingetreten ist genau das Gegenteil. Nicht nur der Yen, auch der Euro ist stärker geworden, seit beide Währungsräume nega- 121 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 » Es gibt Marktteilnehmer, die auch heute noch be- haupten, dass die Zinsen nie mehr werden steigen können. Das ist komplet- ter Unsinn, und es ist ge- nau diese einseitige Aus- richtung an den Märkten, die mich beunruhigt. « Jeffrey Gundlach, Doubleline Capital In Deckung gehen! “

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