FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016
165 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 mentan niedrigen Niveau aus hohes Aufwärts- potenzial hat, aber gleichwohl Ausdauer be- nötigt. Im Vergleich dazu sind Immobilien- fonds durch die enormen Preissteigerungen der vergangenen Jahre eine teure Angelegen- heit und mit einem Rückfallrisiko behaftet. Altlasten drücken die Stimmung FONDS professionell hat sich im Vertrieb umgehört und wollte wissen, wie die Berater zu neuen Angeboten stehen. Die meisten win- ken schnell ab. „Schiffsfonds haben aktuell keine Marktchancen“, sagt etwa Michael Lan- ge, der zu den erfahrensten Schiffsfondsver- käufern der Branche zählt. Die Beteiligungen hätten durch „unvorstellbare Verluste bei den Altanlegern verbrannte Erde“ hinterlassen, und in den noch bestehenden Fonds gebe es kaum Schiffe mit Überlebenschancen. Das ist ein starkes Argument, wenn man sich die Statistik des Branchendienstes Ship- press.de ansieht: Seit Beginn der Krise im Jahr 2008 sind rund 600 Schiffe in die Insol- venz gefahren. Allein in diesem Jahr machten bis Ende August etwa 70 Schiffe Pleite. Hinzu kommen Dutzende Notverkäufe, um sich den Gang zum Insolvenzgericht zu sparen. Ein weiteres Problem ist in den Augen des Ver- triebs die fehlende Marktperspektive. Die letz- ten Aufwärtstendenzen waren meist nur von kurzer Dauer (siehe Grafiken vorige Seite), sodass im Moment nicht klar ist, wann die Schiffsmärkte den Weg aus der Krise finden. Prognosen sind jedenfalls schwierig. Möglicherweise müssen neue Zielgruppen erschlossen werden, also Vertriebspartner und Anleger, die bislang nicht in Schiffe investiert haben und deshalb von den Turbulenzen und Pleiten verschont geblieben sind. Aber auch auf diesem Weg wird es kaum kurzfristige Absatzerfolge geben. „Meine Vermutung ist, dass sich die relevanten Marktsegmente des Schiffsmarktes zunächst nachhaltig und über mehrere Jahre stabilisieren müssen, bevor man wieder eine Chance hat, in größerem Umfang Eigenkapital für Schiffe einzusam- meln“, meint Sascha Sommer, Vorstand des Vertriebspools BIT Treuhand. Einer der wenigen, die nicht so skeptisch sind, ist Axel Hermann, Produkteinkäufer bei Hörtkorn Finanzen: „Ich sehe durchaus Po- tenzial für Schiffsfonds, sofern die Eckdaten stimmen, das heißt, dass das Risiko entspre- chend verzinst wird.“ Diesbezüglich würde er gern geringere Fondsanlaufkosten und eine dem Risiko angemessene Rendite von „zehn Prozent plus x“ sehen. Interessant findet Her- mann Spezialfonds für vermögende Investo- ren, die durchaus einen opportunistischen Ansatz verfolgen. Doch bei aller Offenheit gibt auch er zu bedenken: „Hilfreich wäre natürlich, wenn die Charterraten wieder an- steigen und sich auf einem auskömmlichen Niveau bewegen würden.“ Äpfel und Birnen Vertrieb ist Kopfsache, die sich nicht immer mit rationalen Argumenten steuern lässt. Das erfährt Kai-Michael Pappert am eigenen Leib. Sein Emissionshaus PCE hat vor mehr als einem Jahr einen Fonds aufgelegt, der mit den Handelsschiffen nichts zu tun hat. Trotzdem kommt das 4-Sterne-plus-Flusskreuzfahrt- schiff „Monarch Empress“ nicht vom Fleck. Dabei geht es um gerade einmal sieben Mil- lionen Euro. Dass sich PCE schwertut, das Geld zusammenzubekommen, erklärt Pappert mit der fehlenden Differenzierung zwischen Handels- und Kreuzfahrtschiffen. „Sowohl Anleger als auch Berater sind von den Schiffsfonds enttäuscht“, meint Pappert. Sein neuer Flussdampfer wurde in diesem Frühjahr von der Bauwerft ausgeliefert und ist seither auf den europäischen Flüssen un- terwegs. „Kreuzfahrten auf Flüssen bilden einen Teilmarkt der Tourismusbranche, der durch die Finanz- und Wirtschaftskrise nur geringfügig beeinflusst wurde und zuletzt gewachsen ist“, betont Pappert. Alle PCE- Fonds mit einem „schwimmenden Hotel“ ent- wickeln sich laut aktueller Leistungsbilanz planmäßig – trotzdem lahmt der Vertrieb. Unmögliches ist möglich Die Reederei MST könnte als Lichtge- stalt in die Chronik des Sachwertinvest- mentmarktes eingehen. Trotz Krise und all- gemeinem Misstrauen gelingt es dem Unternehmen, seinen Bulkerfonds zu ver- kaufen. Bei Redaktionsschluss waren zwei Drittel des Eigenkapitals platziert. Das In- teresse der Anleger erklärt Geschäftsführer Matthias M. Ruttmann damit, dass MST „im Gegensatz zu anderen Fondsinitiatoren ein gesundes Eigeninteresse hat, dass die Fonds laufen, da wir selbst zwischen 40 und 60 Prozent der Anteile halten“. Mit externen Vertrieben arbeitet die Reederei kaum zusammen, das Kapital komme von einem „Direktanlegerkreis von über 300 Investoren“. Das ist angesichts der pessi- mistischen Stimmung im Vertrieb ein ech- tes Ass im Ärmel. ALEXANDER ENDLWEBER | FP Michael Lange, Lange Vermögensberatung: „Schiffs- fonds haben aktuell keine Marktchancen.“ 2016 erfolgreich verkaufte Schiffe Bislang letzte Fonds- Eigen- Wäh- Auszahlung Kum. Initiator Schiffsfonds Emission volumen kapital rung Monat Höhe Ausz. Norddt. Vermögen MS „Ark“* 1996 62.030.000 31.780.000 EUR Juli 16 12,50 % 216,50 % MPC Capital MS „Yangtze River“ 1998 23.131.867 9.618.423 EUR Dez. 11 5,00 % 206,21 % MPC Capital MS „Manet Star“** 2003 73.728.000 22.898.000 EUR Dez. 15 12,00 % 174,80 % MPC Capital MS „Mendelssohn Star“** 2005 86.445.000 30.445.000 USD Dez. 15 10,00 % 146,30 % HCI Capital MS „Arnold Schulte“ 2003 45.320.000 17.220.000 EUR Juli 16 7,00 % 145,00 % MPC Capital MS „Menotti Star“** 2005 87.747.000 31.747.000 USD Dez. 15 7,00 % 137,00 % Conti MS „Conti Melbourne“ 1999 61.792.000 30.476.000 EUR Juni 16 20,00 % 130,49 % Norddt. Vermögen MS „Portugal“ 1997 72.892.840 35.146.205 EUR Mai 16 8,00 % 125,50 % HCI Capital MS „Commodore“ 2001 41.928.000 15.710.000 EUR Mai 16 8,00 % 122,00 % HCI Capital MS „Elbwolf“ 1999 40.193.677 17.895.216 EUR Nov. 11 8,00 % 112,00 % Conti MS „Conti Helsinki“ 2001 80.532.000 32.885.000 EUR Juni 16 17,00 % 93,00 % Conti MS „Conti Taipeh“ 2001 80.270.000 32.791.000 EUR Juni 16 12,00 % 88,00 % Nordcapital MS „E.R. Santiago“ 1998 39.459.000 16.873.000 EUR Dez. 10 4,00 % 58,25 % *ex MS „Cho Yang Ark“ | **Verkaufsbeschluss im Juli/August 2016 gefasst; Gesamtauszahlung ist eine Prognose im Verkaufsbeschluss. Quelle: eigene Recherche, Procompare, Efonds
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