FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

Lemke: Die Betrachtung der Performance hat zwei Ebenen: einerseits den Markt der geschlossenen Fonds und andererseits die Erwartungshaltung unserer Anleger und Ver- triebspartner. Wenn vor 15 Jahren jemand gefragt worden wäre, in welchem Segment die stabilsten Ergebnisse erzielt werden, hätte kaum einer gesagt, dass das die „hochriskan- ten“ Private-Equity-Beteiligungen sind. Am Ende werden sie aber stabile Ergebnisse lie- fern, und ich kenne keinen Fonds, der, wenn er seriös gemanagt ist, nicht mindestens das Kapital an die Anleger zurückzahlt. Schiffe, Immobilien oder Windkraft haben nicht so eine gute Bilanz wie Private Equity. Aber Ihre Anleger müssen durch Ihr Ge- schäftsmodell lange auf zählbare Erfolge warten. Warum machen Sie das so? Lemke: Das Thesaurierungs- und Reinvesti- tionsmodell haben wir wegen der anfängli- chen Emissionskosten gemacht, durch die die Investitionsquote niedriger ist. Durch die Re- investitionen haben wir Investitionsquoten von bis zu 170 Prozent erreicht. Am langen Ende macht sich das bei der Gesamtrentabi- lität bemerkbar. Die Kunden empfinden eine Rendite, die cash auf dem Konto zu sehen ist, anders, als wenn sie in Kennziffern dargestellt wird. Wir haben das gut gemeint und gut gemacht, aber die Ausschüttungen gehen jetzt erst los. Das ist die Krux. Güdel: Bei unserem dritten Fonds sieht man das sehr schön. Wenn diese Gesellschaft ab 2020 in Liquidation geht, werden sehr gute Erträge in Cash an die Anleger fließen. Das sagen alle Daten, die wir über dieses Portfolio haben. Darauf mussten die Anleger dann eine lange Zeit warten, aber das ist eben so in dieser Anlageklasse. Entscheidend ist, dass die in den Kenn- ziffern dargestellten rechnerischen Ren- diten letztlich realisiert werden. Über den langen Private-Equity-Zyklus müss- ten diese Kennziffern schwanken. Sieht man die Krisen der vergangenen Jahre im Zeitraffer Ihrer Kennzahlen auch? Lemke: Durch den langen Investitionszeit- raum geht man fast zwangsläufig durch meh- rere Zyklen. Das sieht man gut am Unter- schied zwischen der zweiten und dritten Ge- sellschaft. Die zweite ist voll in die Krise hin- eingerasselt, die dritte hat ihre erste Investiti- onsrunde schon nach der Krise geschlossen. Aber trotz Krise wird die zweite Gesellschaft am Ende ein deutlich positives Ergebnis ab- liefern. Es ist ein Stärkebeweis von Private Equity und dem Reinvestitionsmodell. Der Anleger muss erst verstehen, dass das so ist. Das ist insofern schwierig nachzuvollziehen, weil das Private-Equi- ty-Geschäft nicht so transparent ist wie eine Immobilie. Deshalb wird erst jetzt deutlich, was Private Equity wirklich kann. Wenn man den Gesamtmarkt betrachtet, dann haben sehr viele Publi- kumsfonds die hohen Erwartungen nicht erfüllt, und nur wenige Fonds haben bislang ein sehr gutes Ergebnis erreicht. Güdel: Das liegt an der Kostenbelastung in der Emissionsphase der Fonds. 167 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 Geld verlieren “ » Schiffe, Immobilien oder Windkraft haben nicht so eine gute Bilanz wie Private Equity. « Norman Lemke, RWB

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