FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

Lemke: Es gibt Fonds, die von guten Mana- gern gemanagt werden und auch gut investiert waren, aber durch anfängliche und laufende Kosten belastet und durch geringere Investi- tionsquoten geschwächt wurden. Eine ungün- stige Kostenkonstellation führt dazu, dass die Ergebnisse unter den Erwartungen bleiben. In den Prognosen dieser Fonds ging sich aber auch ein gutes, oft zweistelliges Ergebnis für den Anleger aus. Liegt es nicht doch an der Zielfondsauswahl? Güdel: Ich glaube, die Kosten sind hier das Entscheidende, wobei ich davon ausgehe, dass die Investitionsqualität bei allen seriösen Anbietern sowieso sehr gut ist. Wir holen das mit unserem Modell wieder auf mit dem Ef- fekt, dass die Kunden längere Zeit auf Aus- schüttungen warten müssen. Das führt im Ver- trieb teilweise zu einem Verkaufswiderstand, weil mitunter lieber Fonds verkauft werden, die früher ausschütten und nicht so lang laufen. Lemke: Natürlich haben alle Anbieter gesagt, dass sie nur die besten Fonds aussuchen. Wir haben uns immer schon gefragt, wer dann die anderen Fonds kauft. Diese Annahme ist nicht realistisch, sondern marketinggetrieben. Dass es bei den Zielfonds in der Performance so große Unterschiede gibt, spricht für eine große Streuung der Investitionen. Daten von Researchern zeigen, dass es enorme Performanceunterschiede zwi- schen Topfonds, den durchschnittlichen und den schwächsten Fonds gibt. Wenn ein Dachfonds die schwächeren Fonds gezeich- net hat, wird es schwierig, eine gute Ren- dite für den Privatanleger zu erreichen. Bei Ihnen klang das fast so, dass die Hauptsa- che niedrige Kosten sind. Ist das Ihr Ernst? Güdel: Die Voraussetzung ist sowieso exzel- lentes Investieren. Das reicht aber nicht. Nicht einmal 15 Prozent Verzinsung auf das einge- setzte Kapital reichen aus, wenn man das fal- sche Fondskonzept hat. Es wurde teilweise leichtfertig agiert und nicht berücksichtigt, wie der Rhythmus von Private Equity ist. Lemke: Das ist ein entscheidender Punkt. Pri- vate-Equity-Fonds funktionieren nicht wie Immobilien- oder Schiffsfonds. Man muss von Anfang an berücksichtigen, dass die Li- quiditätszyklen bei Private Equity anders sind. Unsere Produkte sind adäquat zu diesen Zyklen – und das funktioniert. Natürlich be- mühen wir uns auch, die besten Fonds her- auszufischen, und wir sind in den vergange- nen 17 Jahren auch immer besser geworden. Güdel: Wir haben einen guten Draht zur Pri- vate-Equity-Welt und vom vierten Quartal 2011 bis zum vierten Quartal 2015 Kapital- zusagen an Zielfonds in Höhe von 715 Mil- lionen Euro gegeben. Bisher beträgt der Zuwachs brutto 24 Prozent. Das ist deutlich besser als in der Frühphase unseres Unter- nehmens. Dahinter steckt eine Lernkurve. Was musste RWB lernen? Güdel: Wir haben die Organisation ständig professionalisiert und unsere Prozesse immer mehr an die Notwendigkeiten angepasst. Niemand fängt ideal an. Wir haben uns entwickelt, und davon profitieren unsere Kunden. Ihr neuer Fonds „Direct Return“, den Sie im Herbst präsentieren wollen, ver- zichtet auf Thesaurierung und Reinves- tition, damit die Anleger schneller Aus- schüttungen erhalten. Außerdem soll der Fonds schon mit Ablauf des Jahres 2020 in die Liquidation gehen. Wie geht das, wenn Sie zum Beispiel im Jahr 2017 in neu aufgelegte Zielfonds investieren, die nicht nach drei Jahren ab Ende 2020 in Liquidation gehen? Lemke: Die Ausschüttungen kommen aus den laufenden Rückflüssen der Zielfonds. Schauen Sie sich unseren „Global Market Fonds IV“ an. Der wurde 2011 geschlossen, hat die In- vestitionsrunde Mitte 2012 abgeschlossen und bisher 22 Prozent an die Anleger ausgeschüt- tet. 133 von 681 Unternehmen in den Ziel- fonds wurden schon verkauft, und die Rück- flüsse aus den Zielfonds werden in einer zweiten Investitionsrunde reinvestiert. In un- serem neuen Fonds zahlen wir die Rückflüsse sofort aus. Deshalb kommt die echte Liquidi- tät viel früher beim Kunden an. Wie lange läuft der Dachfonds, wenn er schon mit Ende 2020 in die Liquidation geht? Läuft er trotzdem so lang, bis die Zielfonds aufgelöst sind, oder verfolgen Sie ein anderes Exit-Szenario, indem sie die Zielfondsanteile verkaufen? Horst Güdel: „Wir holen mit unserem Modell Kosten in der Emissionsphase wieder auf mit dem Effekt, dass die Kunden längere Zeit auf Ausschüttungen warten müssen. Das führt im Vertrieb teilweise zu einem Verkaufswiderstand.“ sachwerte I norman lemke und horst güdel | rwb 168 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 » Nicht einmal 15 Prozent Verzin- sung auf das eingesetzte Kapital reichen aus, wenn man das falsche Fondskonzept hat. Es wurde teilweise leichtfertig agiert und der Rhythmus von Private Equity nicht berücksichtigt. « Horst Güdel, RWB Foto: © Wolf Heider-Sawall

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