FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

196 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 ferenz. Damit habe der Fonds die Kapazitäts- grenze erreicht, an der die zugrundeliegende Investmentstrategie gerade noch umzusetzen sei. „Für den Anlageerfolg ist es wichtig, dass wir in interessante Aktien und Anleihen inves- tieren können, ohne uns selbst die Kurse durch den Aufbau großer Positionen zu ver- derben“, betont Trolle Hansen. Für den Fall, dass das „Soft Closing“ die Mittelzuflüsse nicht wie erwünscht drosselt, zieht Nordea ein „Hard Closing“ in Erwä- gung, würde also überhaupt kein neues Geld mehr für den Fonds annehmen. In einem Schreiben an die Anleger wird das als „letzte aller Optionen“ bezeichnet. Das Analysehaus Morningstar rechnet jedoch damit, dass dieser Schritt schon bald nötig sein wird. An den Tagen seit dem „Soft Closing“ seien im Schnitt 100 Millionen Euro in den Fonds investiert worden. „Das Soft Closing ent- faltete also faktisch die Sogwirkung eines ‚Last Call‘, wie man ihn aus britischen Pubs kurz vor der Sperrstunde um 23 Uhr kannte“, so Morningstar-Experte Ali Ma- sarwah. Womöglich bietet der skandinavische Asset Manager seinen Kunden bald ohne- hin eine Alternative. „Für Kunden, die sich neben Kapitalschutz und attraktiven Erträ- gen eine Volatilität und ein Rückschlag- risiko ähnlich dem des Nordea Stable Re- turn wünschen, entwickelt das Team der- zeit eine neue Strategie“, heißt es in dem Anlegerschreiben. „Diese neue Anlagestra- tegie wird hauptsächlich in Anleihen und Währungen investieren, zu denen sie aber auch Aktien beimischen kann.“ Angestrebt wird ein jährlicher Durchschnittsertrag von drei Prozent über Geldmarktniveau bei einer Volatilität von vier Prozent. Flossbach sammelt Milliarden ein Die hohen Zuflüsse des Nordea Stable Re- turn überschatten eine weitere Erfolgsge- schichte, die nun schon seit vielen Jahren an- hält: die des Flossbach von Storch Multiple Opportunities. Das Original des Fonds, der FvS Sicav Multiple Opportunities, kam Mitte September auf ein Fondsvolumen von 10,1 Milliarden Euro. Die 2013 aufgelegte Kopie FvS Multiple Opportunities II, die dachfonds- fähig ist und auch imAusland vertrieben wer- den kann, verwaltet inzwischen knapp 2,2 Milliarden Euro. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres flossen den beiden Fonds fast 1,5 Milliarden Euro zu, geht aus Zahlen des Branchenverbandes BVI hervor. Die Flaggschiffstrategie der Kölner kommt in allen Vertriebskanälen gut an. Das gilt nach wie vor auch für den freien Vertrieb, wo der Multiple Opportunities seit Jahren einen Stammplatz in den Top Three der Bestseller- liste hat – und das aus gutem Grund. In sieben der acht vergangenen Kalenderjahre zählte er zu den besten zehn Prozent seiner Morning- star-Vergleichsgruppe. Das gelingt den aller- wenigsten Managern. Auch in diesem Jahr lässt er bislang 92 Prozent der global investie- renden flexiblen Mischfonds hinter sich. Bert Flossbach ist dabei ein weiteres Kunst- stück geglückt: Seine Anleger bleiben ihm auch dann treu, wenn der Fonds kurze Zeit unter Wasser liegt. So verlor der Multiple Opportunities in den ersten drei Wochen des Jahres sieben Prozent an Wert, dennoch flos- sen ihm im Januar unterm Strich gut 380 Mil- lionen Euro zu. Flossbach vertritt sehr offen- siv die These, dass eine auskömmliche Ren- dite in diesen Zeiten nur mit Volatilität zu haben ist. Soll heißen: Wer keine Schwankun- gen ertragen kann, ist in seinem Fonds falsch aufgehoben. Diese Botschaft scheinen seine Anleger zu akzeptieren. Neue Erfahrung Beim Ethna-Aktiv ist der Fall offensichtlich anders gelagert. Luca Pesarini hat bei seinem milliardenschweren Portfolio immer Wert auf eine geringe Volatilität gelegt und damit of- fensichtlich bei vielen Anlegern die Erwartung geweckt, der Kurs würde sich auch in Zu- kunft entsprechend stetig nach oben ent- wickeln. Diese Hoffnung wurde im vergan- genen Jahr enttäuscht, und auch 2016 läuft es alles andere als rund. Bis Ende August verlor der Fonds 2,7 Prozent an Wert und gehörte damit zu den schlechtesten fünf Prozent seiner Morningstar-Vergleichsgruppe. Für Pesarini, der jahrelang zu den erfolgreichs- ten Mischfondsmanagern gehörte, ist das eine völlig neue Erfahrung. Neu ist auch, dass der Ethna-Aktiv nicht mehr unter den 20 beliebtesten Produkten im freien Vertrieb zu finden ist. Deutsch- landweit zogen Anleger im ersten Halbjahr 612,6 Millionen Euro aus dem Fonds ab, lässt sich der BVI-Statistik entnehmen. Al- lerdings ist Pesarini durchaus zuzutrauen, wieder auf die Erfolgsspur zurückzufinden. Dann ist nicht ausgeschlossen, dass der Ethna-Aktiv auf die Topsellerliste zurück- kehrt. BERND MIKOSCH, CORNELIA FUSSI | FP Foto: © Christoph Hemmerich Luca Pesarini und sein Ethna-Aktiv sind mittlerweile nicht mehr in den Top-20-Bestsellern zu finden. Bert Flossbach stellte in sieben der letzten zehn Semester den Topseller. Nun reichte es für Platz zwei. vertrieb & praxis I bestseller im fondsver trieb Die Schere öffnet sich Wertentwicklung (fünf Jahre) in Prozent Die drei Mischfonds-Bestseller nahmen sich jahrelang nicht viel, zuletzt fiel der Ethna-Aktiv aber zurück. Quelle: Bloomberg 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % FvS Multiple Opportunities Nordea Stable Return Ethna-Aktiv 2011 2012 2013 2014 2015 2016

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