FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

216 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 vertrieb & praxis I produktinformationsstelle altersvorsorge Foto: © Fotolia | tiero M elissa Ruby ist entspannt. Das Mo- dell zur Ermittlung der Chancen- Risiko-Klassen steht, das für die Berechnung der Effektivkosten auch. Das Bundesfinanzministerium (BMF) hat das „Design-Manual“ für die neuen Produktinfor- mationsblätter schon online gestellt. „Ich weiß ja nicht, ob der Starttermin für PRIIP zu hal- ten ist, aber wir liegen voll im Zeitplan“, sagt Ruby. Melissa Ruby ist Ge- schäftsführerin der Pro- duktinformationsstelle Al- tersvorsorge (PIA) in Kai- serslautern. Die Aufgabe der neutralen Stelle ist es, im Auftrag des BMF fast alle staatlich geförder- ten Altersvorsorgepro- dukte der Basisschicht sowie der dritten Schicht in eine von fünf Chancen-Risiko- Klassen einzustufen (siehe Kasten auf der nächsten Seite). Dafür hat die PIA ein eigenes Klassifizierungsmodell entwickelt. Zudem wird für jedes Produkt der Rürup- und der Riester-Rente eine Effektivkostenquote er- rechnet. Auch diese Berechnungsmethode haben Ruby und ihre Mitarbeiter definiert. Die neuen Angaben sind wesentliche Bestand- teile der einheitlichen Produktinformations- blätter (PIB), die der Gesetzgeber mit demAl- tersvorsorge-Verbesserungsgesetz (AltVerbG) beschlossen hat. Ab dem 1. Januar 2017 müs- sen die Anbieter von Finanzprodukten für die Altersvorsorge die neuen PIB als Muster auf ihrer Homepage zugänglich machen. Bei Ab- schluss erhält der Kunde das zwei- bis drei- seitige Dokument mit seinem Vertrag über- reicht. Bis vor Kurzem arbeitete die PIA mit Hochdruck an den Berechnungsmethoden, es drangen kaum Informationen nach außen. Jetzt brechen die zurückgezogenen Rechen- künstler ihr Schweigen. „Damit für ein neues Produkt, zum Bei- spiel für eine Riester-Fondspolice, ein PIB erstellt werden kann, muss der Anbieter es zunächst zerti- fizieren lassen“, erklärt Ruby. Danach stellt der Versicherer einen Antrag bei der PIA. Diese ermittelt die Chancen-Risiko- Klasse und die Effektivkosten- quote. „Bei einem neuen Produkt fallen dafür je nach Komplexität zwischen 500 Euro und 4.000 Euro an“, sagt Ruby. Ist das Produkt auf dem Markt, hat es der Anbieter einer jährlichen Überprüfung zu unterziehen, die 1.000 Euro kostet. „Wenn sich etwas so gravierend ändert, dass wir ganz neu programmieren müssen, können bis zu 4.000 Euro hinzukommen“, räumt die PIA-Geschäftsführerin ein. 10.000 Kapitalmarktszenarien Der Grund für den Kostenaufschlag ist ein- fach: Wird etwa in einer Police ein Fonds gegen einen volatileren ausgetauscht, muss die PIA die Chancen-Risiko-Klasse erneut ermitteln. Wie bei Produkten, die erst auf den Markt kommen, erfolgt die Klassifizierung nach dem sogenannten „Basismodell der Kapitalmarktsimulation“. „Damit simulieren wir 10.000 Kapitalmarktszenarien“, erläutert die Expertin. Dafür speisen die PIA-Mitar- beiter das Programm mit Zinsannahmen und historischen Daten zu Volatilität und Über- renditen. Die Produktinformationsstelle Altersvorsorge (PIA) hat im Stillen neue Kennziffern für staatlich geförderte Produkte entwickelt. Nun stehen die Details fest. Zurückhaltende Rechenkünstler Ein Modell, 10.000 Sze- narien, 40.000 Ablauf- leistungen für ein Pro- dukt: Bei der PIA dreht sich alles um Simula- tionen und Berech- nungen, für die zuvor ganz neue Programme entwickelt wurden. Riester-Fondsverträge sind weiterhin beliebt Bestand der Riester-Verträge in Millionen Während die Zahl der Riester-Banksparpläne und -Versicherungspolicen im ersten Quartal 2016 leicht gesunken ist, konnten Fondssparpläne und Wohn-Riester-Produkte weiter zulegen. Quelle: BMAS 0 2 4 6 8 10 12 14 16 2016/1 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 11 Mio. Ver- träge 0,8 3,1 1,6 1,4 Wohn-Riester Fondsverträge Banksparpläne Versicherungsverträge Mio. Euro

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