FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

234 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 vertrieb & praxis I hypopor t Foto: © Bernd Mikosch für FONDS professionell G ut 62 Jahre ist es her, da machten sich Kurt Klein und Heinrich Scheck in Lübeck selbstständig. Sie halfen Woh- nungsfirmen bei der Finanzierung – und leg- ten damit den Grundstein für den Hypoport- Konzern aus Berlin, der vergangenes Jahr Kredite in Milliardenhöhe vermittelte, fast 140 Millionen Euro Umsatz machte und dessen Aktienkurs sich 2015 versechsfachte. Dr. Klein, einst ein Büro mit vier Mitarbei- tern, ist inzwischen in der ganzen Republik präsent. An mehr als 200 Standorten sind Büros des Finanzvertriebs zu finden, die meisten davon werden von Franchiseneh- mern betrieben. Sie vermitteln längst nicht mehr nur Hauskredite, sondern auch Ver- sicherungen. Investmentfonds sind noch ein Randprodukt, aber auch das soll sich ändern. Doch was ist das für ein Unter- nehmen, das so schnell wächst und neue Geschäftsfelder erobern will? Internet-Phantasie Lange Jahre verläuft das Geschäft der Lübecker eher unspektakulär, hanseatisch eben. Doch je näher die Jahrtausendwende rückt, desto größer wird die Fantasie rund um das Internet. 1999 wagt Dr. Klein den Schritt ins Privatkundengeschäft, und zwar mit der Gründung des ersten reinen Online- vertriebs für Immobilienfinanzierungen. Der Mann, der diesen Geschäftsbereich aufbaut, heißt Ronald Slabke. Heute ist er nicht nur Vorstandschef, sondern auch Großaktionär der Dr.-Klein-Holding Hypoport. Sein damals geradezu revolutionäres Portal erlaubt es Kunden, ihre Finanzierungsanfrage online zu stellen und Kreditkonditionen auf Knopfdruck zu vergleichen. Die Anfragen wurden zunächst zentral im Backoffice in Lü- beck verarbeitet. Doch Slabkes Team automa- tisiert auch die Abwicklung im Hintergrund. Daraus entsteht schließlich Europace, eine B2B-Plattform für Immobilienfinanzierungen, die Finanzvertriebe, Banken und Bauspar- kassen verbindet. Heute werden über diesen Internetmarktplatz rund 35.000 Transaktionen mit etwa vier Milliarden Euro Volumen abge- wickelt – jeden Monat wohlgemerkt. Das Unternehmen versteht es, seine Tech- nologie an die Bedürfnisse verschiedener Ziel- gruppen anzupassen. Die Europace-Plattform für private Banken geht 2002 an den Start, 2008 und 2009 folgen Marktplätze für die Volks- und Raiffeisenbanken (Genopace), die Postbank (Starpool Finanz) und die Sparkas- sen (Finmas). Eigener Maklerpool Auch konzernintern wird die Plattform eifrig genutzt, etwa für das Finanzportal Vergleich.de und eben das eigene Franchise- system, das ab 2001 aufgebaut wird. „Das Pri- vatkundengeschäft lief immer besser“, berich- tet Stephan Gawarecki, der zuständige Hypo- port-Vorstand. „In zwei Städten hatten wir schon eigene Niederlassungen gegründet, und wir standen vor der Frage, wie wir das Ge- schäft weiter in die Fläche tragen können. So entstand die Idee, ein Franchisesystem mit erfahrenen Baufinanzierungspartnern in den Regionen zu etablieren.“ Nicht nur das: Für Vermittler, die zwar die Technologie verwenden möchten, aber unabhängig von der Marke Dr. Klein agie- ren wollen, gründet das Unternehmen 2003 den Maklerpool Qualitypool. Heute hat diese Tochtergesellschaft gut 800 ange- schlossene Berater, die die Plattform aktiv nutzen. Größere Vertriebseinheiten wie der Münchner Maklerpool Fonds Finanz wickeln direkt über Europace ab. Der Umsatz des Hypoport-Konzerns wächst – zunächst gegen den Trend, denn der Markt für Baufinanzierungen in Deutschland stagniert jahrelang. Erst mit dem rapiden Verfall der Zinsen steigt die Der Berliner Hypoport-Konzern expandiert stark – auch dank seiner Tochter Dr. Klein, die ein Franchisesystem für Finanzberater betreibt. Ein Firmenporträt. Dr. Klein ganz groß Dr. Klein ist inzwischen auch in Kleinstädten zu finden – wie hier in Siegburg bei Bonn. Die meisten Büros werden von Franchisenehmern geführt. In acht großen Städten ist das Unternehmen mit eigenen Niederlassungen präsent. Auf zu neuen Höhen Aktienkurs der Hypoport AG über fünf Jahre Seit Ende 2015 ist die Hypoport-Aktie Teil des Nebenwerteindex SDax. Ein Jahr vorher setzte sie zur Rally an. Quelle: Bloomberg 0 20 40 60 80 100 Euro Hypoport AG 6,9 Euro 85,2 Euro ’11 2012 2013 2014 2015 2016

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