FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

vertrieb & praxis I stefan jochum | santander asset management 238 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 Foto: © Christoph Hemmerich M itten im Herzen Frankfurts in einem der vielen neuen gläser- nen Hochhäuser liegt das neue Deutschland-Büro von Santander Asset Management. Der Fondsableger der spa- nischen Großbank ist erst seit gut drei Jahren hierzulande aktiv – und musste bereits in größere Räume umziehen. Doch ein noch größerer Umbruch in dem Un- ternehmen bleibt aus: die Fusion mit der Unicredit-Tochter Pioneer Investments. Herr Jochum, eine der größten Hochzeiten der Fondsbranche ist ab- gesagt. Warum stoppten die Mutter- gesellschaften von Santander Asset Management und Pioneer Invest- ments den Zusammenschluss? Stefan Jochum: Das Projekt stand von Anfang an unter dem Vorbehalt der regu- latorischen Prüfung. Denn wir mussten bei Behörden in rund 30 Ländern unsere Pläne einreichen. Eine komplette Zustimmung war in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Insofern konnten wir den ursprünglichen Fahrplan nicht einhalten. Ohne diese notwendige Pla- nungssicherheit haben alle Parteien entschie- den, das Vorhaben nicht weiter zu verfolgen. Die Häuser schienen gut zusammenzu- passen. Warum ist ein Zeitplan der Grund, die Fusion abzusagen? Ja, beide Parteien hätten sich meiner Meinung nach sehr gut ergänzt. Es hätte kaum Über- lappungen gegeben. Ich persönlich habe selten eine geplante Fusion mit so komplementären Funktionen und Produkten gesehen. Der Zu- sammenschluss ist aber unter bestimmten Konditionen und Annahmen vereinbart wor- den. Wenn sich das nicht in der geplanten Zeit umsetzen lässt, ändert sich das Umfeld so sehr, dass die ursprünglichen Voraussetzungen nicht mehr gegeben sind. Bei der Pioneer-Mutter Unicredit wech- selte jüngst der Vorstandschef. Hatte das eine Auswirkung auf die Fusion? Auch bei Santander trat mit José Antonio Ál- varez ein neuer Vorstandsvorsitzender an. Als neuer Chef hat man natürlich ein Recht, viel- leicht sogar die Pflicht, ein so wichtiges Vor- haben noch einmal zu prüfen. Immerhin han- delt es sich ja hier um ein für beide Banken sehr bedeutendes Projekt. Aber das war letzt- endlich nicht der ausschlaggebende Punkt. Welche Folgen hat die geplatzte Fusion für das Deutschland-Geschäft? Mit Pioneer hätte sich unsere Produktpalette deutlich ergänzt. Aber wir haben mit unseren Schwerpunkten im Bereich Multi-Asset, Europa und Lateinamerika schon ein sehr er- folgreiches Geschäft. Nun legen wir unsere ganze Kraft hinein, dieses weiter auszubauen. Hier bieten unsere wichtigsten Vertriebskanä- le, die Santander Bank und das institutionelle Geschäft, eine exzellente Basis. Warum kam Santander Asset Manage- ment nach Deutschland? Santander hatte in Deutschland 2011 das Pri- vatkundengeschäft der SEB übernommen. Damit vereint das Haus heute immerhin mehr als sechs Millionen Kunden in Deutschland. Wir waren der Meinung, dass die Kunden der Santander Bank gute Anlageprodukte benötigen. Santander Asset Management startete deshalb hierzulande vor etwas mehr als drei Jahren. Allerdings war das kein einfacher Start, denn mit der Über- nahme des Geschäfts haben wir auch die fachliche Verantwortung für das Manage- ment der vermögensverwaltenden Fonds der SEB erhalten. Diese waren großteils mit offenen Immobilienfonds bestückt. Diese wiederum waren seinerzeit durch die Schließung auf einen Schlag illiquide geworden. Das waren keine guten Voraussetzun- gen für einen Markteinstieg. In der Tat, aber wir konnten das sehr pro- fessionell begleiten. Wir steuern diese Portfolios imAuftrag der Santander Bank weiter, bis die Verwaltung Mitte des nächsten Jahres auf die Depotbank übergeht. Von dieser werden sie endgültig abge- wickelt. Empfiehlt Ihr Haus angesichts dessen noch Immobilieninvestments? Wir halten zwar Immobilien für eine valide Anlageklasse, aber wie es im Namen schon drinsteht: Sie sind eben immobil und somit per se keine sehr liquide Anlageklasse. Das herausragende Merkmal eines Investment- fonds ist jedoch in erste Linie Liquidität, er ist täglich handelbar. Immobilienfonds galten damals ebenfalls als liquide. Das war ein grundsätzlicher Systemfehler, wie sich gezeigt hat. Daher empfiehlt die gesamte Santander- Gruppe keine Direktinvestments in Immobi- lienfonds. Und wenn heute erste Immobilien- fonds keine Gelder von Neuanlegern anneh- men, weil etwa keine geeigneten Objekte mehr für das reinkommende Geld zu finden sind, dann ist das ein Signal, dass man da genauer hinschauen muss. Hinterher ist man immer schlauer. Gewiss, aber das war nun mal unser Start- punkt hierzulande: Kunden mit eingefrorenen » Das war nun mal unser Startpunkt hier- zulande: Kunden mit eingefrorenen Fonds und Bankberater, die darüber ebenfalls nicht glücklich waren. « Stefan Jochum, Santander Asset Management „Der Bankkanal hat uns Santander Asset Management wagte hierzulande mit Mischfonds einen Neustart. Zuletzt sollte der Zusammen- schluss mit Pioneer weiteren Schub bringen. Deutschland-Chef Stefan Jochum verrät, warum die Riesenfusion platzte, welche neuen Produkte sein Haus entwickelt und wie er die Herausforderungen der Branche meistern will.

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