FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016
244 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 vertrieb & praxis I erfolgsfaktoren im asset management Foto: © Mr. Choppers W achstum ist das Mantra der Markt- wirtschaft, das gilt auch für die Fondsbranche. Das Ziel jedes An- bieters besteht darin, möglichst viel Kapital einzusammeln. Denn Größe bedeutet: höhere Einnahmen. Jeffrey Levi, Partner bei der auf die Asset-Management-Industrie spezialisier- ten Unternehmensberatung Casey Quirk, fasst es so zusammen: „Die grundlegende Triebfe- der der Profitabilität sind Skaleneffekte.“ Je größer das Produktvolumen eines Hauses, de- sto geringer schlagen die Kosten zu Buche. Denn Aufwendungen für Management, Ver- trieb und Marketing sowie IT steigen nicht im gleichen Verhältnis wie das verwaltete Ver- mögen. Für Anbieter heißt das: Je größer die Fonds, desto profitabler sind sie. Masse macht den Gewinn Demnach gleicht die Fondsbranche der Autoindustrie. Ein Kfz-Hersteller hat hohe Anlaufkosten für den Bau von Werken, den Kauf von Produktionsrobotern sowie ständige Ausgaben für Menschen, Material und Ma- schinen. Doch je mehr Autos der Hersteller baut und verkauft, desto eher spielen sich die Kosten wieder ein – und ab einem gewissen Volumen bleibt für den Hersteller ein Über- schuss übrig. Masse macht also den Gewinn. Ähnlich sieht dies demnach im Asset Ma- nagement aus. „Zwar gibt es noch weitere Triebkräfte, aber Skaleneffekte sind der Haupttreiber“, betont Consultant Levi aus New York. Dabei lasse sich aber eine Skalie- rung aus unterschiedlichen Bereichen erzielen. Dies könne etwa der Investmentseite entsprin- gen, wenn renditestarke Fonds mehr Geld ein- sammeln und damit mehr Umsatz generieren. Skaleneffekte ließen sich aber auch durch eine breite Produktpalette und eine starke Marke erzielen, mit der ein Anbieter über mehrere Länder hinweg oder gar weltweit Kapital an- lockt. Fonds vom Fließband also. Qualität statt Quantität Aber stimmt das wirklich? Ist ungebremstes Wachstum tatsächlich das Erfolgsrezept für Vermögensverwalter? Edward Bonham Carter, Co-Verwaltungsratschef des britischen Fondshauses Jupiter, glaubt das nicht: „Der absolute Schlüsselfaktor ist eine Outperfor- mance nach Abzug aller Gebühren“, so der Investmentprofi. „Anders als etwa in der Autoindustrie entscheidet Größe nicht über den Erfolg eines Fonds – und das ist am Ende der für den Kunden entscheidende Punkt“, erläutert der Brite. „Ein Fonds, der hohe Ren- diten erwirtschaftet, muss nicht unbedingt ein großes Volumen aufweisen. Umgekehrt wirft ein großer Fonds nicht automatisch auch hohe Renditen ab.“ Wichtig seien letztlich die Erträge, die das Management für die Kunden erbringe. „Diese gute Leistung können die Asset Manager dann auch in einen Gewinn ummünzen“, so der Jupiter-Manager. Um zum Vergleich mit der Automobilbran- che zurück zu kommen: Fahrzeuge, die einen höheren Spaßfaktor liefern, finden zwar weniger Käufer, bringen aber mitunter viel höhere Gewinnspannen – darum verdient Ferrari im Schnitt mehr als 50.000 Euro an einem verkauften Auto und Porsche immerhin noch 15.000 Euro, was Margen von 18 bezie- hungsweise16,7 Prozent entspricht. Exorbitante Margen Ein Blick auf die operativen Gewinn- margen von Fondshäusern, die entsprechende Kennzahlen veröffentlichen, scheint Bonham Carter recht zu geben: Von Größe lässt sich nicht auf Ertragskraft schließen. Vom verwal- teten Vermögen her gesehen können kleine Häuser wie Jupiter oder M&G mit exorbitan- ten Margen brillieren (siehe Grafik). Für jeden Euro Umsatz erzielen sie einen Gewinn von rund 50 Cent. Von den großen Häusern mit länderüberspannendem Vertriebsnetz und umfassendem Produktsortiment schafft es nur Amundi aus Frankreich in diese Liga. Unternehmensberater Levi hat eine Erklä- rung für dieses Phänomen: „Viele Boutiquen haben ihr Geschäft skaliert, aber im Hinblick auf eine spezielle Investmentkompetenz. Sie führen ein Sortiment mit meist nur einem sehr erfolgreichen Produkt, das ein hohes verwal- tetes Vermögen aufweist.“ Entsprechend lie- ßen sich bei kleineren Boutiquen durchaus Gewinnmargen von 35 bis 50 Prozent beob- achten. „Expandieren solche Häuser aber über Landesgrenzen hinweg und in andere Strate- gien oder Anlageklassen, sinken die Margen üblicherweise in den Bereich von 20 Pro- zent“, so Levi. Hier lauere die Gefahr, dass Anbieter eine Expansion zu aggressiv voran- treiben oder sich zu viele Baustellen gleich- zeitig aufhalsen. Schließlich könnten wieder- Je höher das verwaltete Vermögen, desto besser – nach dieser Devise expandieren viele Fondsanbieter. Doch manche Topmanager zweifeln an dieser Strategie. Quantität oder Qualität ? Was die Rentabilität betrifft, ähneln Fonds mitunter Automobilen – je höher der Spaßfaktor oder die Leistung, umso mehr kann ein Anbieter dafür verlangen. Die Höhe des verwalteten Volumens ist daher nicht der einzige Erfolgsfaktor.
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