FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

I n der Frage, ob ein Fondsmanager stets auch selbst in dem von ihm gemanagten Fonds investiert sein sollte, kann man durchaus geteilter Meinung sein. Die Pros und Cons hat vor Kurzem John Rekenthaler, Vice President im Research von Morningstar, in einem Aufsatz mit der Überschrift „Should Fund Managers Invest in Their Own Funds?“ (nachzulesen auf den US-Seiten der Rating- agentur) eingehend gegeneinander abgewo- gen, um sich am Ende salomonisch auf eine neutrale Position zurückzuziehen. Mit einem eindeutigen Ja beantworten dagegen die Verantwortlichen von zwei im deutschen Retailmarkt erst seit Kurzem akti- ven Gesellschaften diese Frage. Sowohl bei der britischen FulcrumAsset Management als auch bei der US-Fondsgesellschaft Capital Group ist man davon überzeugt, dass das Engagement eines Fondsmanagers in dem von ihm selbst verwalteten Produkt nur von Vorteil sein kann. Letztere hat diese Vorteile in einem eigenen Research-Papier ihrer US- Retailtochter American Funds sogar anhand von harten Zahlen untermauert. Abgesehen von der Tatsache, dass man damit in den Füh- rungsetagen beider Unternehmen auf Unab- hängigkeit setzt, was unter anderem darin zum Ausdruck kommt, dass beide nicht bör- sennotiert sind und das Unternehmenskapital vielmehr in den Händen von Angestellten und Partnern liegt, war es das aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Denn anhand von Kategorien wie Gründungsgeschichte und Höhe der verwalteten Assets könnten die Unterschiede kaum größer sein. FulcrumAsset Management wurde im Jahr 2004 von Gavyn Davies, Chairman des Un- ternehmens, sowie Andrew Stevens als CEO gegründet. Beide kannten sich schon lange aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Goldman Sachs. Davies war dort viele Jahre als Chef- ökonom aktiv, Stevens hat zwölf Jahre im Investment Management von Goldman gear- beitet. Nur acht Jahre nach Gründung verwal- ten die Briten heute bereits mehr als fünf Mil- liarden US-Dollar, bisher mehrheitlich für institutionelle Kunden und Family Offices. In Deutschland will Fulcrum vor allem mit ihren drei Multi-Asset-Portfolios (Fulcrum Diversified Absolute Return, Fulcrum Diver- sified Core Absolute Return und Fulcrum Multi Asset Trend CTA) überzeugen. „Viele Jahre haben Investoren mit der Kombination von Aktien und Anleihen attraktive risiko- adjustierte Renditen erzielt“, erklärt dazu Kai Volkmann, Country Head Germany &Austria bei Fulcrum AM. „Doch angesichts der ex- trem niedrigen Renditen von Anleihen und der zum Teil bereits angespannten Bewertung von Aktien glauben viele Anleger einfach nicht mehr daran, dass diese beiden Asset- klassen, die unglücklicherweise den Großteil der Portfolios ausmachen, auch in Zukunft noch auskömmliche reale Erträge ermögli- chen werden.“ Vor diesem Hintergrund sähen sich immer mehr Anleger nach alternativen Ansätzen um, wie sie auch Fulcrum anbietet. Volkmann spricht in diesem Zusammen- hang von verschiedenen Werttreibern, auf die sich der Investmentprozess von Fulcrum Asset Management stütze. „Damit wollen wir diversifizierte Multi-Asset-Portfolios mit sta- bilen Erträgen und begrenzten Risiken schaf- fen“, so Volkmann und nennt ein Beispiel. „Anstatt große Wetten auf wenige einzelne Verglichen mit der kalifornischen Capital Group und deren 1,4 Billionen Dollar verwaltetem Vermögen nehmen sich die 5,1 Milliarden der Londoner Fondsboutique Fulcrum klein aus. Die Amerikaner haben aber auch 73 Jahre Vorsprung. 252 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 vertrieb & praxis I fulcrum | capital group Foto: © Fotolia | tanjaistudio, Capital Group, Fulcrum Eine eher junge britische Fondsboutique und einer der ältesten US-Fondsanbieter starten in Deutschland – sie könnten kaum unterschiedlicher sein. Ein Riese und ein Zwerg Nowcasting – Wirtschaftsdaten schneller verfügbar gemacht Nowcasting wird als Vorhersage der Gegenwart, der sehr nahen Zukunft und der jüngsten Vergangenheit definiert. Der Begriff ist ein Kofferwort aus jetzt (englisch „now“) und Prognose (englisch „forecasting“). Schon länger in der Meteorologie eingesetzt, wurde es erst vor Kurzem populär in der Wirtschaftsanalyse, weil Standardmaße, die den Zustand einer Volkswirtschaft bewerten, zum Bei- spiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP), erst mit erheblicher Verzögerung veröffentlicht werden und selbst dann noch vorbehaltlich einer späteren Revision. Nowcasting- Modelle werden verstärkt in Finanzinstitutionen wie den Zentralbanken eingesetzt, um routinemäßig den Zustand der Wirtschaft in Echtzeit zu überwachen. Ein solches Modell nutzt Informationen aus einer sehr großen Menge von Datenreihen mit unterschiedlichen zeitlichen Frequen- zen und unterschiedlichen Veröffentlichungsintervallen wie beispielsweise Arbeitsmarktdaten, Auftragsdaten der Industrie oder Handelsbilanzen, um aus einer sehr großen und heterogenen Gruppe von Informationsquellen konkrete Signale über die Richtung der Veränderung des BIPs zu extrahieren, noch bevor jeweils die neuen tatsächlichen BIP-Daten veröffentlicht werden.

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