FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

Dietmar Herbach (Herbalytics): Mit welchen Veränderungen muss man rechnen? Huber: Für unsere Anleger und auch für das Portfoliomanagement wird sich dadurch nichts verändern: Die Marke bleibt bestehen, und wir werden als Gesellschaft eigenständig mit der bis- herigen Mannschaft weiterarbeiten. Das heißt, dass ich auch künftig für unsere aktiv verwalteten Fonds verantwortlich zeichne und Markus Kaiser für die ETF-Strategien. Auch die Kapitalmarkt- forschung – ein wesentlicher Bestand- teil unseres Fondsmanagements – wird unter der Leitung von Norbert Keimling wie bisher fortgeführt. Dass wir gleich- zeitig mit Alexander Gerstadt einen aus- gewiesenen Branchenkenner als neuen Vorstandsvorsitzenden gewinnen konn- ten, kommt meinem Wunsch, mich künftig ausschließlich auf das Asset Management konzentrieren zu können, mehr als entgegen. Heuser: Wenn man sich die Ergebnisse der von Ihnen gemanagten Fonds an- schaut, kommt man zu dem Schluss, dass Peter Huber eher der Renten- als der Ak- tienmanager ist. Stimmen Sie zu? Huber: Zumindest scheinen das die Marktteil- nehmer offenbar so zu sehen. Wenn man die Volumensentwicklung als Indikator heran- zieht, dann fällt auf, dass unsere beiden ren- tenorientierten Produkte Starcapital Argos und Starcapital Winbonds plus inzwischen wesent- lich höhere Fondsvolumina erreicht haben als die Aktienfonds, die eigentlich seit 2009 nicht mehr überdurchschnittlich gewachsen sind. Das hat sicher mehrere Ursachen. Den Haupt- grund sehe ich in der Tatsache, dass wir eben nur sehr gering in dem am stärksten überbe- werteten Markt USA investiert sind. Als strikt antizyklischer Investor kauft man zudem keine sogenannten Wachstumswerte wie Facebook, Amazon oder Google, sondern von ihrem Buchwert her eher niedrig bewertete Titel. Und das sind oft eher zyklische Werte oder Value-Aktien, die zu einem Großteil über eini- ge Jahre hinweg nicht so gut performt haben. Herbach: Aber auch auf die Performance bezogen fällt doch im Vergleich über fünf Jahre auf, dass ein Rentenfonds wie der Argos vor Peergroup und Benchmark liegt, während das bei einem Aktienfonds wie dem Starpoint eher umgekehrt ist. Huber: In diesem Zusammenhang muss man aber zunächst einmal definieren, was man un- ter langfristig zu verstehen hat. Sowohl der Starpoint als auch der Argos weisen seit ihrer jeweiligen Auflage im Jahr 2000 beziehungs- weise 2001 nach wie vor eine deutliche Out- performance gegenüber ihrer Benchmark auf. Und selbst beim Starpoint, der zugegebener- maßen in den Jahren 2010 bis 2015 schlechter als der Weltaktienindex abgeschlossen hat, sieht es im laufenden Jahr wieder deutlich besser aus. Dafür, dass wir sowohl mit der Untergewichtung des US-Markts als auch mit unseren Investments in Value-Werte und Turnaround-Situationen vollkommen konträr zur Marktentwicklung agiert haben, ist die Entwicklung durchaus akzeptabel. Der Fonds hat in den vergangenen drei Jahren immerhin einen Wertzuwachs von 30 Prozent erzielt. Dass er damit lediglich im guten Mittelfeld seiner Peergroup liegt, hat natürlich etwas mit unserer Investmentphilo- sophie zu tun. Heuser: Was heißt das konkret? Huber: Wir gehen grund- sätzlich von effizienten Märkten aus, wonach man also in der Euphorie oder im Boom eine Prämie oder einen Preisaufschlag zahlt, in der Rezession oder der Depression einen Discount oder einen Preisabschlag erhält. Daher bleiben uns am Ende niedrig bewerte- te Aktien und Turnaround-Situationen übrig. Und für genau diese Werte ist es in den vergangenen Jahren ganz schlecht gelaufen. Dass eine solche Phase nun schon über sieben Jahre andauert, ist allerdings sehr unge- wöhnlich im langfristigen historischen Vergleich. Das belegen nicht nur unsere eigenen Analysen, die bis ins Jahr 1880 zurückreichen, eindeutig. Aus diesem Grund bin ich dennoch und durchaus zuversichtlich, dass die Zeit der Value-Werte wieder kommen wird. Herbach: Dennoch ist natürlich eine so hohe Untergewichtung von US-Aktien, wie Sie sie in den vergangenen acht Jahren umgesetzt haben, schon extrem. Zumal ein Zeithorizont von acht Jahren weit über das hinausgeht, was Anleger normalerweise bereit sind, einem Fondsmanager zuzuge- stehen. Überfordern Sie damit nicht die Geduld Ihrer Kunden? Huber: Der Anteil der US-Aktien im Star- point liegt derzeit bei etwas über zehn Prozent und ist damit natürlich meilenweit entfernt von einer Gewichtung von deutlich über 50 Prozent in einem MSCI-Weltindex, das ist richtig. Ob das einen Investor überfordert, ver- mag ich nicht endgültig zu entscheiden, zumal ich in meinen Vorträgen oft genug in ent- täuschte Gesichter blicke, die alles andere als zufrieden sind mit der Performance anderer Bestseller-Fonds, die vor vielleicht drei Jahren gerade durchs Dorf getrieben wurden, aber dann eben doch nicht das erhoffte Perfor- manceergebnis gebracht haben. Außerdem: Was ist schon ein Dreijahreszeitraum im Ver- gleich zur Langfristigkeit anderer bedeutender Entscheidungen im Leben? Ob die Gründung einer Firma, der Hausbau, die Hochzeit oder die Lebensversicherung, alles planen die Men- Peter Huber: „Für unsere Anleger und auch für das Portfoliomanagement wird sich durch den Verkauf an die Bellevue Group nichts verändern.“ 74 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör KREUZ VERHÖR » Sowohl der Starpoint als auch der Argos weisen seit ihrer jewei- ligen Auflage im Jahr 2000 bezie- hungsweise 2001 nach wie vor eine deutliche Outperformance gegenüber ihrer Benchmark auf. « Peter Huber, Starcapital Alle Fotos: © Christoph Hemmerich

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