FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016
Herbach: Es stellt sich aber die Frage, ob zum Beispiel die Qualität von Daten zur chinesischen Konjunktur wirklich so verlässlich ist wie die der europäischen oder der US-Zahlen. Huber: Ich gebe Ihnen im Prinzip natürlich recht, und entsprechende Studien ha- ben ja auch nachgewiesen, dass das Wachstum in China niedriger liegt als offiziell angegeben. Aber am Ende ist es doch eine hanebüche- ne Diskussion. Denn selbst wenn es vielleicht nur 5,8 Prozent statt 6,6 Prozent be- trägt, dann stelle ich gleich hinterher die Frage, welche bedeutende Volkswirtschaft denn heute sonst noch ein Wachstum hat, das auch nur annähernd an einen solchen Wert herankommt. Herbach: Noch ein Wort zur Strategie im Rentenbereich, bitte. Huber: Wir halten so gut wie keine Staats- anleihen in unseren Portfolios, mit Blick auf die Liquidität der Fonds allenfalls kleinere Positionen mit kurzen Restlaufzeiten. Ansons- ten ist dieser Markt viel zu stark manipuliert durch die massiven Käufe der Zentralbanken. Entsprechend konzentrieren wir uns im We- sentlichen auf eine gut diversifizierte Struktur im Hinblick auf Duration, Bonitäten und Währungen. Wir haben entsprechend ein Übergewicht in Unternehmensanleihen, wobei größere Emittenten überwiegen. Und wir ver- suchen, immer eine ausreichende Liquidität vorzuhalten, um bei eventuellen Anteilsrück- gaben nicht gezwungen zu sein, Positionen zu liquidie- ren, die wir eigentlich hal- ten möchten. Herbach: Bei Quoten von zum Teil 20 Prozent und mehr würde so mancher Analyst aber nicht von „ausreichend“, sondern eher von „sehr hoch“ sprechen? Huber: Ich kann in einer Liquidität von 20 oder zeitweise auch 25 Prozent kein Problem sehen im Sinne unse- rer Strategie. Im Gegenteil: Eine im Vergleich zu ande- ren Fonds vielleicht hoch erscheinende Kassehaltung muss man in unserem Fall eher als eine sinn- volle Maßnahme zur Senkung des Gesamtri- sikos sehen. Das erscheint mir mit Blick auf eine Reihe von nach wie vor ungelösten Pro- blemen, die über den Märkten schweben – insbesondere die weiterhin schwelende Ban- kenkrise –, als durchaus angebracht. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP 78 www.fondsprofessionell.de | 3/2016 markt & strategie I fondsmanager im kreuzverhör KREUZ VERHÖR Analystenurteil: Starcapital Argos I Winbond plus I Starpoint Für Benchmarkkuschler sind die Starcapital-Fonds klar ungeeignet. Vor dem Hintergrund der Großwetterlage an den Kapitalmärkten – Negativrenditen für viele Staatsan- leihen, geldpolitische Experimente von Notenbanken und diverse ungelöste Bankthemen – ist es sinnvoll, gute Fondsmanager mit großen Freiheitsgraden auszustatten und ihnen die notwendige Zeit für die erfolgreiche Umsetzung zu geben. Der Winbond plus konnte seit Auf- lage mit seinen Werttreibern Aktienallokation (bis maximal 20 Prozent), Duration, Bonitätsrisiken und Währungen überzeugende Ergebnisse erzielen. Jedenfalls für den Investor, der bereit ist, auch deutlichere Performancedellen wie im zweiten Halbjahr 2015 auszusitzen. Huber hatte hier bereits zu früh angefangen, in die zunehmend aus- gebombten Sektoren Energie und Rohstoffe bonitätsrisi- kobehaftete Anleihen zu kaufen. Wenn Märkte in ihrer Bewegung überschießen, gehört es zur DNA eines guten Value- oder Contrarian-Managers, verankert zu früh zu kaufen, denn die Verlockungen sind bereits vor dem Tief- punkt der Märkte zu groß. Am Ende entscheidet die Differenz zwischen Investments mit Gewinn und solchen mit Verlust über den Erfolg des gesamten Fonds; einzelne Entscheidungen sollten da meist nicht ins Gewicht fallen. Wobei: Renten weisen ein asymmetrisches Chance-Risi- ko-Verhältnis auf, sodass ein Rentenfonds bei der Boni- tätseinschätzung nicht viele Fehler verzeiht. Anleger, die in ihren Entscheidungen „sortenrein“ zwi- schen Aktien- und Renteninvestments differenzieren und keine Mischfonds akzeptieren, sollten sich den Starcap Argos genau anschauen, der nicht in Aktien investiert. Allerdings müssen diese Investoren auf Chancen verzich- ten, die daraus resultieren, dass manchmal die Aktie eines Unternehmens die bessere Anleihe ist. Damit kann man Huber durchaus folgen, wenn er seine Mischfonds präfe- riert. Für das reine Aktienprodukt, den Starpoint, kann man aufgrund seiner historischen Performance der letzten gut fünf Jahre keine überzeugenden Kaufargumente finden. Dafür ist die Performance auch gegenüber der Stilbench- mark „MSCI Welt Standardwerte Value“ nicht überzeugend genug. Die hohe Kassehaltung im Starpoint von zwischen- zeitlich zirka 20 Prozent wurde mit der weiterhin nicht ge- lösten Bankenkrise sinnvoll begründet. Sofern US-Aktien den Rest der Welt in ihrer Wertentwicklung weiter über- treffen, wird sich der Starpoint voraussichtlich schlechter entwickeln als seine Benchmark. Finden hingegen Emer- ging Markets wieder zumindest ansatzweise zu ihrer alten Stärke zurück, sollte Hubers Aktienstrategie eine faire Chance auf Outperformance haben. Mit einem fünfjährigen Zeithorizont vor die Wahl gestellt zwischen Starpoint und einem ETF auf den MSCI Welt (Value), entscheide ich mich derzeit für den Starpoint. Fazit: Die neue Eigentümerstruktur sehe ich positiv, so wird das vorliegende „Key Man Risk“ tragbar. Die reinen Renten- oder die mit bis zu 20 Prozent Aktienquote inves- tierenden Mischfonds waren für Anleger, die Bonitätsrisi- ken tragen können und nicht kurzfristig einer Vergleichs- benchmark folgen, ohnehin schon ein Kauf. Den aktien- orientierten Mandaten kann man – mit den genannten Nebenbedingungen – auch wieder eine Chance geben. DIETMAR HERBACH, HERBALYTICS | FP Starcapital Argos ISIN: LU0137341789 Agio: 3 % Verwaltungsgebühr: 1,22 % p.a. Erstausgabedatum: 11.12.2001 Fondsmanager: Peter Huber, Starcapital ’09 80 Euro ’08 ’07 ’06 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 140 130 120 100 100 90 StarCapital-Argos A EUR Alle Fotos: © Christoph Hemmerich Peter Huber: „Eine im Vergleich zu anderen Fonds vielleicht hoch erscheinende Kassehaltung muss man in unserem Fall eher als eine sinnvolle Maßnahme zur Senkung des Gesamtrisikos sehen.“
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