FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2016

ED I TOR I A L www.fondsprofessionell.de | 3/2016 9 Honorar ist nicht billiger als Provision Ende August sorgten zwei Studien aus Großbritannien für Schlagzeilen, nach der Endanleger trotz des Provi- sionsverbots im Vereinigten Königreich kaum weniger oder sogar mehr für die Anlageberatung zahlen als früher. Bei Anbietern für den Massenmarkt liegen die durchschnittlichen jährli- chen Kosten bei 2,56 Pro- zent des verwalteten Vermögens, so die Unterneh- mensberatung Grant Thornton. Im Dezember 2012, dem Monat vor Einführung des Provisionsverbots, zahlten die Briten im Schnitt 2,86 Prozent. Die „Retail Distribution Review“ wurde zwar haupt- sächlich eingeführt, um Interessenkonflikte beim Ver- trieb von Finanzprodukten aus dem Weg zu räumen. Anlegerschützer hatten jedoch auch erwartet, dass die Kosten für die Geldanlage insgesamt fallen. Diese Hoffnung scheint sich nicht zu erfüllen. Die Plattform True Potential hat ausgewertet, welche Gebühren die 4.000 ihr angeschlossenen Finanzberater den End- kunden in Rechnung stellen. Demnach zahlen Retail- Klienten im ersten Jahr der Geschäftsbeziehung heu- te im Schnitt 3,1 Prozent. Im Jahr 2012 waren es nur 2,99 Prozent. Ein Grund dafür könnten die Kosten durch die strengere Regulierung sein, die Berater auf ihre Kunden umwälzen. Wie dem auch sei, unterm Strich bleibt eine schlichte Erkenntnis: Beratung gegen Honorar ist nicht billiger als die gegen Provision. Das sollte auch niemanden überraschen, schließlich kostet Beratung nun mal Geld – egal wer sie bezahlt. Diese Beobachtung gilt allerdings nur aus der Vogel- perspektive. Es gibt durchaus Kundengruppen, für die die eine oder die andere Art der Vergütung attrak- tiver ist. In der Provisionsberatung ist es de facto so, dass vermögende Klienten die weniger wohlhaben- den Kunden subventionieren – eine Art der Umvertei- lung übrigens, über die kaum gesprochen wird. Wer viel Geld hat, kann ordentlich sparen, wenn er zum Honorar- statt zum Provisionsberater geht. Im Gegenzug wäre ein kostendeckendes Honorar für einen Kleinsparer meist unattraktiv. Günstiger ist die Provisionsberatung auch für Kunden, die keinen Ab- schluss tätigen – sie bleibt nämlich kostenlos. Das wiederum macht den eigentlichen Reiz des Ho- norarmodells aus Sicht des Beraters aus: Anders als in der Provisionswelt arbeitet er nie mehr umsonst. Ihr Bernd Mikosch Chefredakteur

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